Kulturkampf im US-Sport: Knien gegen Trump
„Hurensöhne“ hat der US-Präsident sie genannt. Weil sie während der Nationalhymne auf die Knie gehen. Früher vereinte American Football die USA, der Protest der Profis spaltet das Land nun. Unser Blendle-Tipp.
Seine Panzerung hat Brandin Cooks gerade abgelegt. Nur mit einem durchgeschwitzten Muskelshirt bekleidet steht der Footballprofi in der Umkleidekabine, tief unten in den Katakomben des Stadions von East Rutherford, New Jersey. Der Großteil des 53 Mann starken Kaders der New England Patriots ist bereits auf dem Weg zum Mannschaftsbus, ein Betreuer sammelt nur noch die Schulterpolster und Helme ein, die verstreut auf dem Boden herumliegen. In der Luft hängt eine Mischung aus Schweiß und Duschgel, Hinterlassenschaft des 24:17-Sieges der Patriots bei den New York Jets. „Big win“, sagt Cooks knapp. Dann blickt er genervt auf die Reporter, die ihn vor seinem Spind umzingelt haben. Auf die nächste Frage hat der 24-Jährige keine Lust, er weiß aber, dass sie kommt. Was er von US-Präsident Donald Trump hält, will ein Reporter wissen. Brandin Cooks holt tief Luft. „Ihr kennt die Antwort, Leute“, sagt er.
In den vergangenen Wochen und Monaten hat Cooks diese Frage mit Taten beantwortet, immer wieder. Er ist einer von 17 Spielern seines Teams, die nach dem Triumph im Super Bowl im Februar die Einladung des US-Präsidenten ausschlugen und nicht zum üblichen Empfang des Titelträgers ins Weiße Haus fuhren. Gemeinsam mit etlichen Profi-Kollegen aller Mannschaften der National Football League NFL ist Cooks zuletzt vor Spielbeginn während der Nationalhymne auf die Knie gegangen, um gegen Diskriminierung in der amerikanischen Gesellschaft zu protestieren. Trump forderte daraufhin mehr Respekt von den Athleten, bezeichnete protestierende Profis als „Hurensöhne“ und forderte ihre Entlassung.
Schulter an Schulter, eine Reihe hünenhafter Kerle in weiß-blau-roter Uniform
Seither tobt ein regelrechter Kulturkampf im US-Sport. Gestritten wird darüber, ob der Respekt vor Fahne und Hymne höher zu bewerten ist als das Recht auf freie Meinungsäußerung. Auf der einen Seite steht dabei der Präsident, auf der anderen stehen die afroamerikanischen Athleten, Footballprofis wie Brandin Cooks.
„Ich sehe es als meine Pflicht an, während der Hymne ein Zeichen mit meinen Teamkollegen zu setzen“, sagt Cooks also, Schweißperlen rinnen von seiner Stirn. Diesmal hat er mit seinen Mitspielern darauf verzichtet, vor Spielbeginn auf die Knie zu gehen. Stattdessen haben sie sich während der US-Nationalhymne untergehakt, Schulter an Schulter, eine Reihe hünenhafter Kerle in weiß-blau-roter Uniform, manche der bis zu 150 Kilogramm schweren Männer mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf.
„Wenn das keinen Respekt beweist, was dann?“, fragt Brandin Cooks in die Runde.
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