Hertha mit Nullnummer gegen Schalke 04: Spannend ist es nur neben dem Platz
Beim 0:0 liefern Berliner und Schalker den Zuschauern im Olympiastadion einen müden Kick. Die Gäste sind die etwas aktivere Mannschaft.
Im Grunde lief in diesem Spiel alles auf das erwartbare Ende zu. Die Mannschaft von Hertha BSC hatte mit ihrer erschreckenden Harmlosigkeit in ihren Offensivbemühungen gewissermaßen den roten Teppich ausgerollt. Den roten Teppich für Krzysztof Piatek, den knapp 25 Millionen Euro teuren Stürmer, den der Berliner Bundesligist erst am Donnerstagnachmittag verpflichtet hat und der gegen den FC Schalke 04 zunächst auf der Ersatzbank saß.
Je länger das Spiel dauerte, desto offenkundiger wurde es, dass Piateks Sinn für Tore der Vorführung vor 47.863 Zuschauern nur guttun könnte. Nach etwas mehr als einer Stunde war es dann so weit. Der Pole betrat erstmals den Rasen des Olympiastadions. Auf den Rängen wurde es laut. Es war ein Schrei der Vorfreude. Zu mehr reichte es noch nicht. Piatek ging leer aus. Wie alle anderen. 0:0 hieß es am Ende eines Spiels, das auch kein anderes Ergebnis verdient hatte.
Trotz all der Neuverpflichtungen der vergangenen Tage lief die Mannschaft gegen Schalke in nahezu derselben Besetzung auf wie vor einer Woche in Wolfsburg. Lediglich Dedryck Boyata kehrte nach seiner Gelbsperre wieder für Niklas Stark in die Viererkette zurück.
Nach all der Aufregung des Tages mit einigen unerwarteten Transfers sowohl in die eine wie in die andere Richtung gönnte Hertha dem Publikum erst einmal ein wenig Entspannung – um wieder runterzukommen. Gegen die Schalker passierte nichts, und das sogar ziemlich lange. Bei der ersten Offensivaktion, einem letztlich ungefährlichen Schuss des Schalkers Suat Serdar von der Strafraumgrenze, war bereits eine Viertelstunde vorüber.
Die Darbietungen Herthas kontrastieren weiterhin auf das Schärfste mit den hochtrabenden Plänen für eine goldglänzende Zukunft. Was neben dem Platz passiert, ist bei den Berlinern derzeit spannender als das, was auf dem Rasen zu sehen ist. Dass Per Skjelbred, Herthas Fleißbienchen, bester Mann seines Teams war, sagt eigentlich alles.
Nach vorne ging bei den Berlinern auch im eigenen Stadion wenig. Eine gute Kontergelegenheit über den oft zu fahrigen Dodi Lukebakio, die Schalkes Verteidiger Matija Nastasic noch rechtzeitig unterbinden konnte, und ein Volleyschuss von Marius Wolf, der das Ziel recht deutlich verfehlte – das war es schon vor der Pause.
Schalke strahlt wenig Gefahr aus
Hertha verfügte immerhin erneut über eine gewisse defensive Stabilität. Gegen den Ball wurde aus der Viererkette einen Fünferreihe, weil Wolf sich in die letzte Linie zurückfallen ließ. Der Schalker Plan sah offensichtlich vor, mit langen Bällen hinter diese Linie zu kommen. Die Gäste verfolgten ihn mit großer Hartnäckigkeit, allerdings ohne Erfolg. Die Bälle flogen meist ins Nichts.
Hertha hat nichts zugelassen, Schalke aber auch. Wenn immer mehr Mannschaften nur gegen den Ball arbeiten, dann ist das Spiel im Fußball tot. In einem Heimspiel darf man Offensivfußball der eigenen Mannschaft erwarten [...].
schreibt NutzerIn daemmi
Das Drohpotenzial der Schalker, immerhin Tabellensechster, war ebenfalls überschaubar. Die beste Gelegenheit vor der Pause hatte Weston McKennie, dessen abgefälschter Schuss knapp über das Tor ging – da lief bereits die Nachspielzeit der ersten Hälfte. Die zweite Halbzeit begann dann gleich mal mit einem Fehlpass von Marko Grujic.
Beide Mannschaften standen sich mit Tölpeleien in nichts nach. Bei den Schalkern rutschte Bastian Oczipka nach einer kurz ausgeführten Ecke auf dem Rasen aus – der Ball trudelte über die Torauslinie. Die beste Chance der Gäste wurde perfekt inszeniert von Herthas Innenverteidiger Boyata. Der Belgier wollte den Ball zu Torhüter Rune Jarstein zurückspielen, bediente aber seinen Landsmann Benito Raman. Für Schalkes Stürmer war der Winkel ein bisschen zu spitz, so dass Jarstein den Fehler seines Kollegen ausbügeln konnte.
Jürgen Klinsmann, Herthas Trainer, brachte nach einer Stunde nicht nur Piatek, sondern auch Arne Maier für ein bisschen mehr Struktur im Spiel der Mannschaft. Starke Stürmer zu haben ist das eine; sie müssen allerdings auch in eine Position kommen, in der sie ihre Stärke einbringen können. Genau das könnte auch in den kommenden Wochen Herthas eigentliches Problem sein.
Natürlich fehlte Piatek, der kein einziges Mal mit seinen neuen Kollegen trainiert hatte, noch die Bindung an die Mannschaft. Aber er strahlt zumindest eine latente Gefahr aus. Nach einer Ecke kam er zum Kopfball, setzte den Ball aber über die Latte, und mit einem Schuss von der Strafraumgrenze kam er dem Tor der Schalker so nahe wie an diesem Abend kein anderer seiner Kollegen.