Viktor Skripnik und Torsten Frings bei Werder Bremen: Soldat und General
Mit neuem Trainer-Gespann raus aus der Krise: Werder Bremen hofft auf zwei Ex-Spieler, die dem Klub jetzt helfen sollen: Viktor Skripnik - und noch mehr auf Torsten Frings.
Vor etwas mehr als 17 Jahren trainierte ein Nachwuchsstürmer erstmals bei den Profis von Werder Bremen mit, ein Nobody, der aus der Regionalligamannschaft von Alemannia Aachen gekommen war. Doch das hielt ihn keineswegs davon ab, den damaligen Werder-Star Andreas Herzog als „Lutscher“ zu beschimpfen. Fortan hatte der rotzfreche Nachwuchsmann seinen Spitznamen weg.
Der „Lutscher“ heißt mit bürgerlichem Namen Torsten Frings, ist längst zu einer Werder-Ikone geworden und soll nun als Assistent des neuen Cheftrainers Viktor Skripnik die Profis von Werder Bremen vor dem Abstieg retten. Bislang betreuten die beiden gemeinsam die U-23-Mannschaft des Klubs. „Um eines klarzustellen“, sagte Geschäftsführer Thomas Eichin am Sonntag, „Viktor ist der Boss, Torsten ist sein Assistent.“ Um dann allerdings noch hinzuzufügen: „Aber Torsten kann mit seiner Art und seiner Erfahrung sicherlich dem einen oder anderen Spieler weiterhelfen.“
Neuer Aufsichtsratschef Bode: "Viktor hat unser vollstes Vertrauen."
Die Bremer hatten sich nach der Entlassung von Robin Dutt so entschieden, „weil wir konsequent den Werder-Weg weitergehen wollen“, wie Eichin sich ausdrückte. Skripnik sei bereits eine Art Platzhalter gewesen. „Wir haben das bewusst entwickelt für den Fall der Fälle.“
Wirklich gerechnet hatte der 44-jährige Ukrainer nicht mit dieser nicht nur für die breite Öffentlichkeit überraschenden Beförderung. „Aber es ist doch so“, sagte er am Sonntag, „jeder Soldat will mal General werden.“ Der neue Aufsichtsratschef Marco Bode erklärte: „Viktor hat unser vollstes Vertrauen. Ein guter Trainer braucht Leidenschaft, und die hat er. Er kennt den Verein, er kennt die Spieler, er hat den Blick für den Nachwuchs, das ist wichtig für Werders Zukunft.“
Werder Bremen dachte auch an renommierte Trainer
Bode sagte, er habe schon zu gemeinsamen Profi-Zeiten gewusst, dass Skripnik Trainer werden würde. „Wenn es mal nicht so lief, war er grantig und hat intensiv über die Taktik nachgedacht.“ Der neue Werder-Trainer, der am Dienstag beim DFB-Pokalspiel in Chemnitz erstmals auf der Bank sitzen wird, sagte bei seiner Präsentation: „Seit 18 Jahren gehört mein Herz Werder Bremen. Hier habe ich gelernt, dass man Dinge nur schafft, wenn man gemeinsam dafür arbeitet. Eine Mannschaft funktioniert nur auf dem Platz, wenn sie auch in der Kabine funktioniert.“ Genau das versuche er jetzt dem Team zu vermitteln.
Bode gestand ein, dass es auch Alternativen gegeben hätte. Man habe über renommierte Trainer nachgedacht, die über Erfahrung im Abstiegskampf verfügen. Aber Geschäftsführung und Aufsichtsrat hätten sich einstimmig für die Lösung mit Skripnik und Frings entschieden. Eine Lösung, „bei der sich nachhaltig etwas entwickeln soll“, hofft Bode. Männer, die sich voll und ganz mit dem Verein identifizieren, sollen das Ruder auf dem sinkenden Schiff übernehmen.
Der eigentliche Hoffnungsträger heißt Frings
Bode wie auch Eichin bestritten, dass der finanziell angeschlagene Klub mit Skripnik die Billiglösung gewählt hätte. Schon im ZDF-Sportstudio hatte Bode von einer „rein sportlichen Entscheidung“ gesprochen. Aber er gab zu, dass die Parallelen zu Thomas Schaaf im Jahr 1999 eine Rolle gespielt hätten. „Das war schon ein Argument, gleichzeitig dürfen wir Viktor nicht mit zu hoch gesteckten Erwartungen überfrachten. Man sollte nicht gleich den Gewinn des Doubles in den nächsten fünf Jahren erwarten.“
Davon, dass Skripnik wiederum nur Platzhalter für Torsten Frings ist, bis der seinen Fußball-Lehrerschein in der Tasche hat, wollen die Werder-Verantwortlichen gar nichts wissen. Doch Skripniks fachliche Qualitäten mögen unbestritten sein, der eigentliche Hoffnungsträger bei den Fans – das war auch am Sonntag bei den gut 500 Trainingskiebitzen gut zu beobachten – heißt Frings.