US-amerikanische Außenseiterin: Sofia Kenin gewinnt die Australian Open
Das Überraschungsfinale der Australian Open in Melbourne ging über die volle Distanz. Letztlich setzte sich Sofia Kenin gegen Garbine Muguruza durch.
Sofia Kenin hat überraschend die Australian Open der Tennisprofis gewonnen und ihren ersten Grand-Slam-Titel gefeiert. Die 21-jährige Amerikanerin setzte sich am Samstag im Außenseiterfinale von Melbourne gegen die Spanierin Garbiñe Muguruza 4:6, 6:2, 6:2 durch. Nach 2:03 Stunden machte Kenin in ihrem ersten Endspiel bei einem der vier wichtigsten Turniere ihren größten Erfolg perfekt. Sie war zuvor nie über ein Grand-Slam-Achtelfinale hinausgekommen.
Als Muguruza sich beim zweiten Matchball einen Doppelfehler leistete, ließ Kenin überwältigt ihren Schläger fallen. „Mein Traum ist offiziell wahr geworden. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben“, sagte die Amerikanerin, nachdem sie aus den Händen der früheren Weltklassespielerin Lindsay Davenport den Daphne Akhurst Memorial Cup in Empfang genommen und ihn zärtlich geküsst hatte.
Erstmals seit 52 Jahren gehörte keine Finalistin zu den Top Ten
In der Weltrangliste wird Kenin am Montag in die Top Ten vorrücken und Serena Williams als beste Amerikanerin ablösen. Die Siegerin freut sich über ein Preisgeld von 4,12 Millionen australischen Dollar (rund 2,5 Millionen Euro), die Verliererin erhielt die Hälfte. Die unterlegene Spanierin verpasste ihren dritten Grand-Slam-Sieg nach den French Open 2016 und Wimbledon 2017. „Du hast ein unglaubliches Match gespielt, ein unglaubliches Turnier - du verdienst die Trophäe“, sagte Muguruza.
Die knapp 15 000 Zuschauer in der Rod-Laver-Arena sahen eine Partie, die vom Hin und Her lebte und in der die Final-Debütantin Kenin ihre Chancen konsequenter ausnutzte. Die Entscheidung fiel Mitte des dritten Satzes, als Kenin bei 2:2 und 0:40 dank fünf Gewinnschlägen nacheinander doch noch das Spiel für sich entschied und anschließend das Break schaffte.
Mit ihrem Außenseiter-Erfolg spielte sie sich rasant weiter in den Fokus. Das Interesse bei den amerikanischen Tennis-Damen lag zuvor eher auf der nimmermüden Serena Williams und der erst 15-jährigen Cori Gauff. Ohnehin hatte dieses Finale des ersten Grand-Slam-Turniers der Saison wohl niemand prognostiziert. Die Nummer 15 der Welt (Kenin) traf auf die Nummer 32 (Muguruza) – laut WTA zählte erstmals in der Profi-Ära seit 1968 keine Finalistin der Australian Open zu den Top Ten.
Jüngste Siegerin der Australian Open seit Maria Scharapowa
Zwei Tage nach ihrem hart erkämpften Halbfinal-Erfolg über die australische Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty erwischte Kenin den schlechteren Start und musste ihren Aufschlag zum 1:2 abgeben. Der erste Satz blieb umkämpft, auch weil Muguruza vier weitere Breakbälle zum 5:2 ausließ und Kenin mit einem Doppelfehler das 4:4 ermöglichte.
Wer dachte, der zweite Satz würde sich ebenfalls in Richtung der erfahreneren Spanierin entwickeln, die in ihrer besten Karriere-Phase kurzzeitig die Nummer eins der Welt war, sah sich getäuscht. Schnell war das Finale wieder offen. Die Amerikanerin spielte variabler, ärgerte die Spanierin auch erfolgreich mit eingestreuten Stoppbällen. Bei Muguruza häuften sich die Fehler. Ein Doppelfehler brachte Kenin das 4:2 im dritten Satz – die Vorentscheidung. Kenin kürte sich zur jüngsten Australian-Open-Siegerin seit Maria Scharapowa vor zwölf Jahren. (dpa)