25 Jahre Alba Berlin: "So wollen wir es noch mal für 25 Jahre machen"
Alba Berlin sieht sich nach 25 Jahren als Institution im deutschen Basketball, will nachhaltig wirtschaften und akzeptiert die Rolle als Herausforderer. Zum Saisonstart geht es heute gegen die BG Göppingen.
Axel Schweitzer hat sich vor kurzem noch einmal an die Anfänge von Alba Berlin im Jahr 1991 erinnert. „Mein Vater kam nach Hause und sagte, er will die Berliner Basketballer als Sponsor in die Play-offs begleiten“, sagt der Chef des Recycling-Konzerns Alba Group, „die anschließende Diskussion im Familienrat war durchaus kontrovers.“ Im Nachhinein müssen die Berliner Basketballer sogar froh sein, dass sich der Einfluss des Familienrats auf den 1998 verstorbenen Franz Josef Schweitzer in sehr engen Grenzen hielt. Axel Schweitzer sagt: „Am Ende war es sowieso seine Entscheidung.“
So kommt es, dass die Basketballer von Alba Berlin am Donnerstag im Heimspiel gegen die BG Göttingen (18.30 Uhr, Halle am Ostbahnhof) in eine Jubiläumssaison starten werden. Die finanzielle und personelle Liaison zwischen der Alba Group der Familie Schweitzer und dem Verein Alba Berlin geht in die 25. Saison. 1990/91 stieg der Namenssponsor bei der 1989 gegründeten BG Charlottenburg ein. Es wurde eine äußerst fruchtbare Verbindung, wie acht Meistertitel, acht Pokalsiege und ein Korac-Cup-Sieg beweisen.
Stolz ist Alba auch auf seine gesellschaftliche Verankerung – an über 50 Schulen bietet der Klub in diesem Schuljahr Basketball-AGs an. Und auch die fortschreitende Professionalisierung des deutschen Basketballs schreibt sich Alba auf die Fahnen. „Kein anderer Verein hat in den letzten 25 Jahren 25 Nationalspieler entwickelt“, sagt Geschäftsführer Marco Baldi, „von unserer Arbeit profitiert die ganze Bewegung.“ In den letzten Jahren aber haben die Berliner ihre Vorreiterrolle verloren.
Finanziell und sportlich sind die Baskets aus Bamberg und Bayern München vorbeigezogen. Der Münchner Etat liegt in dieser Saison bei rund 13 Millionen Euro, in Bamberg dürfte er noch ein gutes Stück höher sein. Die Berliner verharren mit geschätzten acht Millionen Euro auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr.
Axel Schweitzer ist skeptisch, ob das Engagement der aktuellen Konkurrenten langfristig ist. „Ich habe in 25 Jahren viele Vereine kommen und gehen sehen“, sagt der 45 Jahre alte Unternehmer, „erst haben wir uns mit Bayer Leverkusen gemessen, dann ist Köln kometenhaft gestiegen und genauso kometenhaft verschwunden.“ Seiner Meinung nach liegt Alba im deutschen Basketball immer noch vorne. „Wir definieren Spitze nicht nur darin, wer ein paar Spielzeiten mit viel Geld um sich wirft, sondern danach, wie die Entwicklung vorangetrieben wird.“
Marco Baldi sieht das aber auch realistisch. „Wir sind seit fünf, sechs Jahren nicht mehr der Marktführer“, sagt Albas Geschäftsführer, „aber wir kämpfen wie die Wahnsinnigen, um unser Budget zu verbessern.“ So haben die Berliner mit der ZhongDe Metal Group erstmals ihren Trikotsponsor in China gefunden. Hauptsponsor Alba Group steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt von geschätzten 800 Millionen Euro Schulden. Vor diesem Hintergrund wirkt es umso verständlicher, dass die Berliner neben kurzfristigen sportlichen Zielen wie dem Erreichen des Halbfinales in der Bundesliga und der Runde der besten 16 in der Europaliga auch nachhaltiges Wirtschaften nennen. „Wir wollen eine nicht wegzudenkende Institution im deutschen Basketball sein“, sagt Baldi, „da spielen Titel eine große Rolle, aber auch eine schwarze Null am Ende des Jahres.“
In diesem Jahr haben die Berliner ihr Budget schon arg strapazieren müssen. Nach den Verletzungen von Martin Seiferth und dem Belgier Jonathan Tabu haben sie den Kroaten Marko Banic und den US-Amerikaner Alex Renfroe nachverpflichtet. „Viel darf nicht mehr passieren“, sagt Baldi. Gegen Göttingen dürfte der ehemalige Bamberger Spielmacher Renfroe debütieren, sein Einsatz sei „sehr wahrscheinlich“, sagt Cheftrainer Sasa Obradovic. Wegen der in der Bundesliga geltenden 6+6-Regel muss für ihn ein anderer der sieben ausländischen Alba-Spieler aussetzen. In der Europaliga dürfen alle auflaufen.
In ihrer neuen Rolle als Herausforderer sind die Berliner inzwischen angekommen. Sie fühlen sich sogar wohl damit, wie die vergangene Saison mit dem Pokalsieg und dem Vizemeistertitel gezeigt hat. „Ganz ehrlich, ich möchte auch nicht so eine Führungsrolle für uns in Anspruch nehmen“, sagt Marco Baldi. Sein Klub werde nicht über seine Verhältnissen leben. „Am Ende des Tages muss eine schwarze Null da sein“, wiederholt er, „so haben wir das in den letzten 25 Jahre gemacht und so wollen wir es noch mal für 25 Jahre machen.“
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Benedikt Voigt