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Das Schild ist in jedem Fall nicht gedopt. Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada hat ihren Sitz in Moskau.
© Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Halbherzige Doping-Sanktionen gegen Russland: So wird Olympia ruiniert

Die Wada entscheidet mal wieder über Sanktionen gegen russische Sportler. Es droht erneut ein Kompromiss, der dem olympischen Sport nicht nützt. Ein Kommentar.

Das Thema ist nicht neu, bekommt aber immer neuen Schwung. Russland und Doping, das ist im olympischen Sport ein Dauerbrenner. „Lügen, Sport und Vorwürfe - Teil 2020“: Wieder einmal sind wohl Dopingdaten aus dem Moskauer Analyselabor manipuliert worden und nun also wird wieder mal diskutiert, wer denn nun wie und unter welcher Flagge in Tokio an den Start gehen darf. Einen Komplettausschuss wird es wohl nicht geben, so empfiehlt es die unabhängige Prüfkommission (CRC) der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada).

Also gibt es womöglich allerhöchstens wieder die wachsweiche Nummer, die Rusada (die russische Anti-Doping-Agentur) wird gesperrt. Die russischen Sportler dürfen wahrscheinlich wie schon bei den Winterspielen von Pyeongchang 2018 unter neutraler Flagge bei der Eröffnungsfeier ins Olympiastadion tanzen. Und am Ende der Spiele tanzen sie dann - wie in Pyeonchang geschehen im Eishockey - mit Goldmedaille um den Hals und trotz neutraler Flagge die russische Hymne singend wieder ab.

Bei der Rusada ist zuletzt viel passiert, trotzdem hat sich wenig geändert

Das sind wieder mal schnöde Aussichten und sie schaden nicht nur dem russischen Sport, sie schaden dem Sport weltweit und sie ruinieren Olympia. Von der olympischen Idee ganz zu schweigen.

Es ist viel passiert bei der Rusada, nachdem der ehemalige Direktor Grigori Rodtschenkow und seine Mitarbeiter am Dopingsystem fortgejagt wurden. Rodtschenkow ist im Zeugenschutzprogramm in den USA, zwei seiner hochrangigen einstigen Mitstreiter sind wenige Monate nach dem Doping-Skandal von 2015 überraschend gestorben. Es sind nun andere Menschen am - Werke. Menschen, denen aber wohl auch nicht zu trauen ist.

Eine russische Sportzeitung schreibt nun: Es sei schwer, sich auszumalen, was getan werden kann, damit man Russland wieder glaubt. Die Wada-Exekutive entscheidet am 9. Dezember über Sanktionen gegen Russland. Tatsächlich scheint der Lerneffekt im russischen Sport bei null zu liegen. Nach wie vor scheint sportlicher Erfolg Staatssache zu sein und auf dem Wege dahin sind viele und eben unsaubere Mittel recht.

Ein Totalausschluss wäre zumindest für Athleten anderer Nationen fair

So lange die große Sportmacht nur halbherzig abgestraft wird, dürfte sich nichts ändern. Vielleicht würde sich auch bei harter Strafe, sprich dem Totalausschluss von Olympischen Spielen, am russischen Umgang mit dem Doping nichts ändern.

Aber so wüssten wenigstens die Athleten anderer Nationen, dass sie nicht um den womöglich größten Moment ihrer Karriere betrogen werden. Denn wegen überführter Dopingtäter im Nachhinein gewonnene Medaillen sind nur die Hälfte wert.

Claus Vetter

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