Drei Monate vor den Winterspielen in Peking: So macht Olympia keinen Sinn!
Athleten, die verschwinden, abenteuerliche Ausreisebestimmungen und Olympia in der Blase. Solche Spiele machen keinen Sinn. Ein Kommentar.
Das macht doch so richtig Lust auf Olympische Winterspiele. Oder doch nicht. Inmitten der hiesigen Coronatristesse erreichen uns seit Tagen seltsame Nachrichten aus Peking. Die Infektionszahlen im Land mit der No-Covid-Strategie sind niedrig, deswegen hat China für die Stadt Peking die Einreiseregeln weiter verschärft. Rauskommen ist auch nicht immer einfach, wie nun der der polnische Rodler Mateusz Sochowicz zu spüren bekam.
Nach einem Unfall (Unterschenkelhalsbruch) auf der olympischen Bahn – er fuhr gegen eine „aus Versehen“ errichtete Sperre – durfte der schwer verletzte Athlet nach langem Hickhack nur mit einer Frachtmaschine das Land verlassen. Der Rodler sei noch nicht lange genug in China gewesen, um die Quarantäne-Vorschriften zu erfüllen und sich frei bewegen zu können. Also besser nicht verletzen heißt das wohl für alle Athletinnen und Athleten, die in drei Monaten in Peking um Medaillen ringen wollen.
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Es gibt noch mehr Geschichten aus Peking, die Sorgen machen. Auch die von der verschwundenen Tennisspielerin und dreimaligen Olympiateilnehmerin Peng Shuai. Der Chef des Weltverbandes WTA erklärte, eine angebliche E-Mail von Peng an ihn, die von Chinas Staatsmedien verbreitet wurde, habe ihn nur noch besorgter gemacht. Die Doppelsiegerin von Wimbledon hatte Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren chinesischen Vize-Regierungschef Zhang Gaoli öffentlich gemacht. Seitdem wurde sie nicht wieder gesehen. Zudem erreichen uns immer wieder Berichte von Erschwernissen für die Berichterstattung von Kolleginnen und Kollegen vor Ort, denn China macht die Schotten dicht. Die Spiele sollen ausschließlich in einer Blase stattfinden, abgeschottet vom Rest des Landes.
Was bleibt angesichts dieser Prämissen noch von dem Olympia übrig, was wir früher einmal für Olympia gehalten haben? Die Argumentation, dass auch die Sommerspiele von Tokio ein anderer Schnack waren als viele Sommerspiele zuvor, sollte in diesem Zusammenhang nicht gelten, da ging es nicht um Politik und Menschrechte. Zudem ist die Situation aufgrund des schwelenden Konfliktes der Großmächte USA und China belastet – die USA erwägen einen diplomatischen Boykott. Sicher, da sind die vielen Sportlerinnen und Sportler, die sich zum Teil jahrelang auf ihren Karrierehöhepunkt vorbereitet haben, trotzdem lässt nur sagen: Absagen oder mindestens verschieben. Solche Spiele braucht der Sport nicht.