Sieg im Wimbledon-Finale: Simona Halep spielt wie von Sinnen
Serena Williams findet in Simona Halep in Wimbledon ihre Meisterin. Die Rumänin zeigt eine furiose Vorstellung im Finale.
Ein großer Wunsch von Simona Halep erfüllte sich bereits vor dem ersten Ballwechsel. In der Royal Box des Centre Courts von Wimbledon hatte sich auch Kate Middleton eingefunden, um dem Frauen-Finale beim berühmtesten Tennis-Turnier der Welt beizuwohnen. „Ich mag sie“, hatte Halep vor dem Endspiel gesagt und dass sie sich sehr über einen Besuch der Herzogin von Cambridge freuen würde. Direkt neben Kate saß mit Meghan Markle die Herzogin von Sussex, eine gute Freundin von Haleps Finalgegnerin Serena Williams.
Die beiden Hoheiten hatten am Samstag viel zu tuscheln, denn auf dem Rasen unter ihnen legte die 27-jährige Rumänin eine furiose Vorstellung hin. Nach nur 56 Minuten hatte sie 6:2, 6:2 gewonnen und ihrer Kontrahentin dabei praktisch keine Chance gelassen. „Sie hat wie von Sinnen gespielt“, meine Serena Williams mit ehrlicher Bewunderung bei der Siegerehrung auf dem Platz und Halep bestätigte: „Das war das beste Match meines Lebens.“
Da hielt sie die legendäre Rosewater Dish, die Siegertrophäe für die Gewinnerin im Frauen-Einzel, schon in den Händen und wollte gar nicht mehr aufhören zu strahlen. Wenig später reckte sie den kostbaren Teller auf dem Balkon des Centre Court den Fans entgegen.
Noch nie hatte vor Halep eine Rumänin oder ein Rumäne in Wimbledon gewonnen, Ilie Nastase stand zweimal in den 1970er Jahren im Endspiel. Die nur 1,68 Meter große Frau aus Constanta machte es bei ihrem Finaldebüt besser, wobei das fast eine Untertreibung ist. Ganze drei Fehler unterliefen der French-Open-Siegerin von 2018 in einem der kürzesten Endspiele der Geschichte. Sie wirkte hochkonzentriert und voller Energie, von Nervosität keine Spur. Dass es in ihr anders aussah, gab sie später zu: „Meinem Magen ging es vor dem Match nicht so gut“, erzählte sie.
Nach gerade mal einer Viertelstunde stand es 4:0 für Halep, die Zuschauer auf dem vollbesetzten Centre Court raunten und staunten. Halep erlief jeden Ball, ließ Williams laufen und dabei ziemlich alt aussehen. Die 37-jährige US-Amerikanerin fand anschließend etwas besser ins Spiel, hatte beim Stand von 1:4 auch eine Breakchance. Aber Halep wehrte diese ab und holte sich wenig später den ersten Satz. Da waren gerade 26 Minuten vorbei.
„Wake up, Serena“ - aber sie wurde nicht richtig wach
Auf den Rängen dachten viele, dass Williams nun einen Gang hochschalten würde. „Wake up, Serena“, rief ein Fan aus dem Publikum. Bis zum 2:2 war das Spiel im zweiten Satz offen, dann leistete sich die Amerikanerin bei Breakball einen leichten Rückhandfehler und gab ihr Service ab.
Angesichts eines möglichen Triumphs in Wimbledon ist schon so manchem Spieler der Arm schwer geworden. Nicht so Simona Halep. Bei 4:2-Führung kassierte sie erstmals ein Ass ihrer Gegnerin, das Break schaffte sie wenig später trotzdem.
Der Rest war Formsache, nach einem Vorhandfehler von Williams, ihrem insgesamt 26. leicht verschlagenen Ball, sank Halep auf die Knie und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Am Netz wurde sie von Serena Williams in die Arme genommen, die siebenmalige Wimbledongewinnerin präsentierte sich wie im Vorjahr nach der Niederlage gegen Angelique Kerber, aber ganz anders als noch bei den US Open, als faire Verliererin.
„Wenn jemand so spielt, muss man seinen Hut ziehen“, sagte Williams auf dem Platz. Dass sie es erneut verpasst hat, ihren 24. Grand-Slam-Titel zu holen und damit den Rekord von Margaret Court einzustellen, dürfte sie allerdings noch ein Weilchen beschäftigen.
Halep konnte derweil nach ihrem Erfolg schon scherzen. „Vor dem Turnier habe ich zu den Leuten in der Umkleide gesagt, dass ich hier eine lebenslange Mitgliedschaft bekomme, wenn ich gewinne. Das war extra Motivation.“ Halep dankte auch ihrer Mutter, die ihr einst mit auf den Weg gab: „Wenn du im Tennis etwas erreichen willst, dann musst du im Finale von Wimbledon spielen.“ Das hat Halep geschafft. Und sie hat es sogar gewonnen, vor den Augen der ganzen Tenniswelt – und den königlichen Hoheiten.