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Endlich wieder ein Sieg für den HSV. Da kann man schon mal im Kreis rennen.
© Reuters
Update

Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga: Siege für Hamburg und Wolfsburg, Köln nur 1:1 gegen Mainz

Der 1. FC Köln hat kaum noch Hoffnung nach dem Remis gegen Mainz. Anders der HSV nach dem 3:2 gegen Schalke. Auch Wolfsburg freut sich über einen wichtigen Dreier.

Trainer-Novize Christian Titz hat im dritten Anlauf den ersten Sieg eingefahren und beim Tabellenletzten Hamburger SV das letzte Fünkchen Hoffnung am Glimmen gehalten. Mit dem 3:2 (1:1) im 100. Duell gegen den FC Schalke 04 beendeten die Norddeutschen am Samstagabend ihre Sieglos-Serie von 15 Partien und zeigten, dass sie sich noch nicht mit dem Abstieg abgefunden haben. Mit nun 23 Punkten rückte der HSV zumindest auf Platz 17 vor - und das Team von Domenico Tedesco verpasste den Clubrekord von sieben Siegen in Serie.

Naldo (9. Minute) brachte Königsblau mit seinem sechsten Saisontreffer in Führung, doch beim Kopfballtreffer war auch die Hand im Spiel. Guido Burgstaller (63.) gelang zunächst der Ausgleich nach Treffern von Filip Kostic (17.) und Lewis Holtby (52.) für die Hanseaten, ehe Aaron Hunt (84.) den umjubelten Siegtreffer erzielte.

Titz überraschte mit Aaron Hunt als Spitze und einer neuen Innenverteidigung um Rückkehrer Kyriakos Papadopoulos für den gesperrten Gideon Jung und Rick van Drongelen statt des 19-jährigen Stephan Ambrosius. Stürmer Luca Waldschmidt agierte hinter Hunt, Bobby Wood schaffte es nicht einmal in den Kader. Papadopoulos sollte für Stabilität sorgen, doch der griechische Nationalspieler kassierte schon früh die zehnte Gelbe Karte gegen seinen Ex-Verein und wird nächste Woche in Hoffenheim fehlen.

Einem Papadopoulos-Foul an Breel Embolo folgte ein Freistoß, den Daniel Caligiuri hoch auf Naldo platzierte, der traf - ob mit Kopf oder Hand war schwer zu erkennen. HSV-Keeper Julian Pollersbeck verharrte auf der Linie und hatte so keine Chance. Die Gäste verwerteten damit die einzige echte Möglichkeit in der ersten Halbzeit. „Da muss der Videobeweis kommen, das kann nicht sein. Das ist bitter“, empörte sich Ex-HSV-Profi Piotr Trochowski.

Tedesco hatte in Thilo Kehrer, Max Meyer und Amine Harit drei Neue hereingebracht, Nabil Bentaleb und Franco Di Santo blieben draußen - aber die Schalker wirkten unsortiert und bekamen wenig nach vorn zustande.

Das Spielgeschehen vor 54 137 Zuschauern im Volkspark bestimmte der HSV, nach couragiertem Beginn glichen die Gastgeber durch einen weiten Einwurf von Douglas Santos auf Kostic aus. Torhüter Ralf Fährmann verließ sich fälschlicherweise auf seine zögerlichen Abwehrleute Naldo und Caligiuri. Nach fünf Begegnungen zu Null war damit der erste Gegentreffer perfekt.

Tedesco war unzufrieden und nahm zur zweiten Halbzeit Meyer für Weston McKennie und Breel Embolo für Di Santo vom Feld. Dennoch war es wieder der HSV, der gieriger wirkte. Nach Vorlage des kaum zu bremsenden Tatsuya Ito stocherte Holtby den Ball mit der Brust ins Tor, im Anschluss verpasste aber Waldschmidt (60.) eine Riesenmöglichkeit, als er eine Fährmann-Abwehr übers Tor schoss. Das rächte sich. Denn im Gegenzug nutzte Burgstaller mit seinem zehnten Saisontor seine Chance. Doch dann kam der große Auftritt von Hunt. Der Ex-Bremer erzielte den Siegtreffer mit einem Fernschuss.

Köln kann Abstand auf Mainz nicht verkürzen

Der 1. FC Köln hat im Kampf um das „Wunder“ Klassenverbleib die vielleicht letzte große Chance verpasst, für Mainz 05 ist zumindest der direkte Abstieg dagegen schon so gut wie abgewendet: Im Keller-Duell kamen die Rheinhessen zu einem 1:1 (0:1) in Köln und hielten fünf Spiele vor Saisonende als 16. den Sechs-Punkte-Vorsprung auf den Vorletzten aus dem Rheinland.

Pablo De Blasis rettete den Mainzern mit dem ersten Tor der 05er nach 455 erfolglosen Minuten den wichtigen Punkt. Zuvor hatte Nationalspieler Jonas Hector den FC in Führung gebracht (7.). Die Mainzer sind nun seit sechs Spielen in Serie ohne Dreier, am Samstag war er bei zahlreichen Chancen in der Schlussphase durchaus möglich. Rechtsverteidiger Giulio Donati sah in der Nachspielzeit Gelb-Rot.

Die beiden Stürmer Jhon Cordoba (Köln) und Anthony Ujah (Mainz) saßen gegen ihre alten Vereine zunächst auf der Bank und kamen beide erst kurz vor Schluss. Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck hatte nach dem desaströsen 0:6 von Hoffenheim Änderungen angekündigt, außer dem verletzten Marcel Risse und dem kranken Dominic Maroh rutschte aber nur Simon Zoller aus dem Team. Bei den Gästen war die Personalsituation zumindest nicht mehr so angespannt wie unter der Woche, als zeitweise nur 13 Feldspieler auf dem Platz standen. Im Endeffekt fehlten von den Stammkräften nur die Innenverteidiger Nico Bungert und Stefan Bell sowie Stürmer Yoshinori Muto.

Die Mainzer begannen engagierter und konzentrierter, Levin Öztunali hatte bereits in der fünften Minute die große Gelegenheit zur Führung. Der FC wirkte zunächst nervös, schlug dann aber gleich mit der ersten Chance zu: Hector köpfte eine Flanke des überaus agilen Leonardo Bittencourt aus etwa zehn Metern ein. Seit Oktober 2014 hatte Hector zuvor nur ein Bundesliga-Tor erzielt - zum 1:0 beim 2:0-Heimsieg am letzten Spieltag der Vorsaison gegen Mainz, durch den der FC das Europacup-Comeback klarmachte.

Kölns Marco Höger (l) und Dominique Heintz sitzen nach der Partie auf dem Rasen.
Kölns Marco Höger (l) und Dominique Heintz sitzen nach der Partie auf dem Rasen.
© dpa

Bis zur Pause gab es in einem umkämpften, aber keinesfalls hochklassigen Spiel kaum noch Torraumszenen. Auch in der 2. Halbzeit kamen die Gäste schwungvoller aus der Kabine - und diesmal wurden sie belohnt. Eine Rechtsflanke von Donati köpfte De Blasis ein.

Die Kölner zeigten sich von diesem Rückschlag sichtlich geschockt, verstärkten dennoch ihre Offensivbemühungen, wurden dabei aber immer hektischer. Mainz zog sich nun immer weiter zurück, der Punkt war den Gästen deutlich sichtbar genug.

Ruthenbeck wechselte 20 Minuten vor dem Ende Routinier Claudio Pizarro ein, und der brachte prompt frischen Schwung. Zunächst schoss er rechts daneben (70.), dann scheiterte er mit einem Kopfball am hervorragend reagierenden Mainzer Torhüter René Adler (75.). Ruthenbeck ging quasi all in, brachte auch noch Cordoba für Rechtsverteidiger Lukas Klünter (78.) und hatte in den letzten zwölf Minuten drei gelernte Mittelstürmer auf dem Platz.

Auf der Gegenseite verpasste Joker Quaison gleich dreimal den vielleicht endgültigen Nackenschlag für die Kölner. Zuerst traf er den Pfosten (72.), dann verfehlte er zwei Meter vor dem Tor bei einem Kopfball-Versuch den Ball (86.), in der Nachspielzeit schoss er freistehend Kölns Torhüter Timo Horn an. Danny Latza traf die Latte (87.).

Labbadia schafft ersten Sieg mit Wolfsburg

Der VfL Wolfsburg dagegen kann unter Trainer Bruno Labbadia doch gewinnen und hat mit einem 2:0 (1:0) gegen den SC Freiburg drei wichtige Punkte im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga gesammelt. Trotz einer über weite Strecken schwachen Leistung reichte ein Doppelpack von Daniel Didavi (2./82. Minute) am Samstag vor 24 000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwald-Stadion für den ersten VfL-Sieg unter Labbadia nach fünf Partien ohne Erfolg. Damit rückten die Wölfe am 29. Spieltag bis auf einen Zähler an Gastgeber Freiburg heran, der nun bereits seit sechs Spielen auf einen Bundesliga-Sieg wartet.

Freiburgs Toptorjäger Nils Petersen, der nach seiner aufgehobenen Sperre doch spielen durfte, vergab in der 94. Minute einen Handelfmeter und die Chance zum Anschlusstreffer. Zuvor hatte Schiedsrichter Sascha Stegemann selbst die Videobilder studiert.

Noch beim 0:0 gegen Hertha BSC hatte Bruno Labbadia auf Yunus Malli und Didavi in der Offensive verzichtet. Gegen Freiburg machte sich die Rückkehr der beiden Kreativen in die Startelf schon in der ersten Angriffsszene bezahlt. Didavi nutzte die Schläfrigkeit der Freiburger Viererkette und setzte seinen trockenen Linksschuss neben den Pfosten. SC-Torwart Alexander Schwolow hatte keine Abwehrchance, Freiburg lag nach nicht mal zwei Minuten zurück.

Obwohl Kapitän Nils Petersen nach der überraschenden Rücknahme seiner Gelb-Roten Karte aus dem Schalke-Spiel dabei sein und Streich so eine unveränderte Anfangself in die Partie schicken konnte, reagierten die Badener verunsichert auf den frühen Rückstand. Sie leisteten sich zahlreiche Fehler. Oft schon vor der Mittellinie verloren die Breisgauer den Ball und ermöglichten Wolfsburg früh die Chance auf Konter - doch der VfL konnte mit den Geschenken kaum etwas anfangen.

Mit zunehmender Spieldauer stabilisierten sich die Gastgeber gegen harmlose Wolfsburger und erarbeiteten sich etwas Torgefahr. Weder beim Kopfball von Manuel Gulde (20.), noch beim Fernschuss von Petersens Sturmpartner Florian Kath (28.) oder dem geblockten Versuch von Robin Koch (43.) musste VfL-Torwart Koen Casteels eingreifen.

Der Ausfall von Jeffrey Bruma (Viruserkrankung) und Felix Uduokhai (Kniereizung) und die dadurch großen Personalsorgen der Gäste in der Defensive fielen kaum auf. Der 19 Jahre alte Paul Jaeckel aus Wolfsburgs Regionalliga-Mannschaft gab ein gutes Debüt in der Bundesliga und ließ sich auch von Petersen nicht einschüchtern.

Malli, beim 3:1 im Hinspiel Doppeltorschütze für den VfL, hatte nach 55 Minuten seine beste Szene. Der gefährliche Schuss nach seinem Dribbling im Strafraum endete aber an einem Freiburger Bein. Ansonsten beschränkte sich Wolfsburg aufs Verteidigen und gelegentliche Konter-Versuche.

Der SCF hatte deutlich mehr Spielanteile, aber auch keine Idee, was damit anzufangen war. Ein Versuch von Vincent Sierro (56.), einer von Pascal Stenzel (70.) - mehr sprang bis zum Elfmeter in der Nachspielzeit nicht dabei heraus. Stattdessen fiel der Treffer auf der Gegenseite. Der eingewechselte Divock Origi hatte Caglar Söyüncü an der Torauslinie mit einem feinen Trick schlecht aussehen lassen und das zweite Didavi-Tor vorbereitet. (dpa)

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