US Open im Tennis trotz Coronavirus?: Sie fahren doch niemals nach New York
Finden die US Open nun statt oder nicht? Das bleibt auch rund einen Monat vor der Turnierstart offen. Immerhin gibt es jetzt ein Hygienekonzept.
Rafael Nadal hat ein neues Spielzeug. Es ist 24 Meter lang, besitzt neben einer Suite vier Doppelkabinen und hört auf den Namen „Great White“. In dieser Woche stellte der 34 Jahre alte Tennisstar vor Mallorca seine 5,5 Millionen Euro teure Luxusyacht der Öffentlichkeit vor und gab dabei seltene Einblicke in sein Privatleben.
Noch mehr als die Ausstattung von Nadals Katamaran dürfte viele Tennisfans allerdings interessieren, was genau der Spanier in diesem Jahr noch so plant in seinem Job als Profi. Dazu gibt es bisher nur Andeutungen, und die haben vor allem damit zu tun, dass niemand auf der Tour so genau weiß, was die kommenden Monate noch bereithalten.
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Seit Anfang März ruht das Spielgeschehen im Tenniszirkus, im August sollte es endlich wieder losgehen. Und dann gleich richtig, mit den US Open als Höhepunkt am Ende des Monats – so wie es ursprünglich vorgesehen war. Doch ob das Grand-Slam-Turnier in New York tatsächlich stattfindet, bleibt weiter offen.
Unter der Woche wurde das Vorbereitungsevent in Washington abgesagt, damit sollte die Männer-Tour offiziell wieder starten. Das nährte die Zweifel an der Austragung auch der folgenden Veranstaltungen in den von der Coronakrise weiterhin schwer gebeutelten Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Organisatoren der US Open setzten daraufhin ein Signal und stellten am Freitag ein Hygienekonzept in Aussicht, das die Durchführung möglich machen soll. Es sieht die Unterbringung in einem Hotel auf Long Island mit über 600 Zimmern vor. Bei der Ankunft sollen dort alle Profis direkt auf das Coronavirus getestet werden und dürfen ihr Zimmer nicht verlassen, bis das Ergebnis vorliegt. Weitere 48 Stunden später soll es einen zweiten Test geben, dazu wird regelmäßig die Temperatur gemessen, und es gilt abseits der Matches die Pflicht zum Tragen einer Schutzmaske. Klar ist: Spiele vor Fans sind auf der Anlage in Flushing Meadows in diesem Jahr nicht vorgesehen.
Nadal hat zuletzt auf Sand trainiert. Hat er die US Open schon abgeschrieben?
Ein solche „Blase“ zu schaffen, ist nicht das Problem. Auch bei den beiden Turnieren in Berlin war das zuletzt möglich, und die Spieler um Topstar Dominic Thiem betonten immer wieder, dass sie es für absolut möglich halten, dass unter derartigen Bedingungen auch ein reguläres und weitaus größeres Turnier durchgeführt werden könne.
Und doch gab es auch Zweifel. Die deutsche Frauen-Tennischefin Barbara Rittner erklärte in Berlin nicht nur einmal, dass sie in der jetzigen Situation nicht daran glaube, dass die US Open stattfinden könnten. In dieser Woche legte sie diesbezüglich noch einmal nach: „Wäre ich eine unabhängige Topspielerin, würde ich nicht in die USA fliegen wollen, um dort ein Tennisturnier zu spielen“, sagte sie.
Das Thema Quarantäne ist eines, das unter den Profis derzeit intensiv diskutiert wird. Hier herrscht inzwischen aber zumindest ein wenig mehr Klarheit. Demnach soll die Einreise von Tennisspielern in die USA ohne eine folgende 14-tägige Isolation möglich sein. Fraglich bleibt allerdings die Rückkehr nach Europa. Angeblich versucht der US-Tennisverband USTA derzeit Überzeugungsarbeit bei den zuständigen Behörden zu leisten, damit dies für die Profis ohne weitere Quarantäne möglich ist.
Doch das Risiko bleibt, nach den US Open in den USA festzusitzen. Gut möglich, dass sich die Spieler darauf gar nicht erst einlassen wollen. Rafael Nadal zum Beispiel wurde zuletzt dabei beobachtet, wie er auf Sand trainiert – und das sogar mit den neuen Bällen der French Open. Die sollen zwei Wochen nach dem New Yorker Grand Slam beginnen, was Fragen aufwirft.
Hat Nadal womöglich die Titelverteidigung bei den US Open schon abgeschrieben und konzentriert sich stattdessen auf die vermeintlich sicheren Turniere in Europa? Es gibt Indizien, die dafür sprechen. Denn für Madrid und Rom, zwei Sandplatzevents, die unmittelbar auf Flushing Meadows folgen, hat der Weltranglistenzweite gemeldet. Vier große Turniere auf zwei unterschiedlichen Belägen innerhalb von sechs Wochen womöglich ohne Pause zu spielen, scheint gerade im Falle von Nadal ausgeschlossen zu sein.
Und so gibt es nur Tage vor dem geplanten Neustart im Profitennis mehr Fragen als Antworten. Noch spielen die Veranstalter in New York auf Zeit. Sie wären allerdings nicht die ersten, die spät, aber nicht zu spät erkennen, dass es derzeit drängendere Themen als die Durchführung eines Sportereignisses gibt.