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Eine besondere Aussicht bot sich den Zuschauern im Hangar 6 in Tempelhof.
© Reuters

Berlin als Vorbild für alternative Turnierformate: Großes Tennis fängt klein an

In Zeiten des Coronavirus muss sich auch die Tennis-Welt neu erfinden. Die Erkenntnisse von Berlin sind daher sogar für ATP und WTA sehr interessant.

Am Ende spielte Zverev doch noch. Allerdings nicht Deutschlands bester Tennisspieler Alexander, sondern dessen Bruder. Weil der 42-jährige Tommy Haas nicht mehr konnte, sprang Mischa Zverev am Sonntag beim zweiten Berliner Tennis-Turnier ein und bestritt auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof das Spiel um Platz drei.

Über die Absage des eigentlichen Zugpferdes der Tenniswoche in Berlin (Alexander Zverev) wollten die Organisatoren am Sonntag aber nicht mehr reden. Genauso wenig wie über die exorbitanten Ticketpreise. „Dazu ist alles gesagt“, erklärte Veranstalter Edwin Weindorfer und versprach: „Nächstes Jahr wird es die Preise geben, die vorgesehen waren.“

2021 soll die Premiere des eigentlich für diesen Juni vorgesehenen Rasenturniers auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß stattfinden. Das musste wie so viele andere Sportveranstaltungen in den vergangenen Monaten wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt werden. Immerhin gab es dafür ein Ersatzprogramm in Form der beiden Einladungsturniere im Steffi-Graf-Stadion auf Rasen und zuletzt am Wochenende in Tempelhof auf Hartplatz.

„Beide Locations haben sich wirklich bewiesen“, sagte Turnierdirektorin Barbara Rittner. Dazu hätte auch die Qualität der Matches gestimmt. Noch wichtiger sei aber, „dass wir das 59-seitige Hygienekonzept perfekt umgesetzt haben“. Auch deshalb habe die Tenniswelt in diesen Tagen nach Berlin geschaut. „Wir haben gezeigt, dass wir auch in einer schwierigen Situation so ein Event verantwortungsbewusst durchführen können“, sagte Weindorfer.

Die Erkenntnisse würden jetzt mit anderen Veranstaltern geteilt, schon in der nächsten Woche sei ein Conference Call mit Vertretern der internationalen Touren ATP und WTA angesetzt. Dann soll zum Beispiel auch über das sogenannte „Electronic Line Calling“ gesprochen werden, denn auch auf diesem Gebiet hat Berlin neue Maßstäbe gesetzt. Auf Linienrichter könnte deshalb in naher Zukunft bei Turnieren ganz verzichtet werden.

Nun liegt eine positive Sichtweise auf selbst ersonnene Ideen in der Natur der Sache, schließlich geht es auch darum, dass eigene Produkt nicht zu beschädigen. Zumindest die Kritik am „vielleicht einen Tick zu hellgrauen Belag“ in Tempelhof wollte Rittner aber aufgreifen. Gerade für die Fernsehzuschauer sei es „etwas anstrengend“ gewesen, den Ball bei den Übertragungen immer gut zu erkennen.

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Was die Frage nach einer möglichen Fortsetzung der Turnierreihe aufwirft. Tatsächlich könnte es die nämlich geben. „So etwas wie hier in Berlin wird in Zukunft auch an anderen Orten stattfinden“, kündigte Weindorfer an, ohne dabei allerdings Details verraten zu wollen. Der Hauptsponsor des Berliner Events, der auch Namensgeber für das neue Frauenturnier auf Rasen ist, hat offenbar großen Gefallen an dem Sport gefunden.

Großes Tennis fängt jedoch immer klein an. Und deshalb wollen Veranstalter, Hauptsponsor und LTTC Rot-Weiß auch dem Nachwuchs eine Bühne geben.

Mobiler Tennisplatz soll im Hangar 1 entstehen

Passenderweise soll das nur ein paar Meter entfernt vom Austragungsort auf dem Flughafen Tempelhof passieren. Im Hangar 1 ist ein mobiler Tennisplatz geplant, um auch Kinder und Jugendliche an den Sport heranzuführen, die sonst mit Tennis kaum in Berührung kommen würden. Rot-Weiß will dafür Trainer stellen, alles soll kostenlos sein – sogar die Ausrüstung.

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Das Ganze läuft unter dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ und soll über mindestens dreieinhalb Jahre gehen, verspricht Dietrich Wolter, der Präsident des Tennisklubs am Hundekehlesee. Die Idee sei nicht neu, sie wurde schon zu Zeiten des alten Sandplatzturniers in Berlin-Grunewald „sehr erfolgreich“ umgesetzt, sagte Wolter und stellte heraus, dass dieses Förderkonzept bewusst „Breitensport orientiert“ sei und sich nicht an Kinder aus dem eigenen Verein richte.

Bei all diesen Zukunftsaussichten wäre beinahe in Vergessenheit geraten, dass im Moment niemand so richtig weiß, wie es im Tennis weitergeht. Dass die Saison ab August tatsächlich so fortgeführt werden kann wie geplant, bezweifeln Spieler und Funktionäre gleichermaßen.

Gut möglich, dass ein Alexander Zverev es deshalb noch bedauern wird, in Berlin nicht gespielt zu haben. Denn auch wenn der sportliche Wert der beiden Miniturniere gering war, so fühlte es sich für die Profis vor Ort doch zumindest ein bisschen an wie Normalität. Und das ist im Sommer 2020 schon eine kleine Erfolgsmeldung.

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