BR Volleys: Sergej Grankin: "Es sind kleine Fortschritte zu sehen"
Volleys-Zuspieler Grankin spricht vor dem Duell mit Tabellenführer Alpenvolleys über Absprachen mit dem Trainer und seine Sprachkenntnisse.
Herr Grankin, Sie sind mit Russland Olympiasieger, Vize-Weltmeister und Europameister geworden und haben zahlreiche Klubtitel mit Dynamo Moskau errungen. Was hat Sie nun nach Berlin verschlagen?
Nun, in Russland war es für mich in letzter Zeit nicht leicht. Ich wollte einen neuen Vertrag. Berlin hat angerufen – und ich war einverstanden. Ich wollte schon immer in Europa spielen. Und so ist es passiert, dass ich in Berlin gelandet bin.
Welche Probleme waren das in Russland?
Die Klubführung und der Trainer von Dynamo Moskau sind im Saisonverlauf gewechselt und ich spielte in ihren Planungen keine Rolle mehr. Deshalb wollte ich weg.
Sie haben sich sehr schnell entschieden. Was hat Ihre Frau gesagt?
Wir haben nicht darüber diskutiert. Zuvor haben wir nur mal allgemein darüber geredet, dass ich außerhalb Russlands spielen will. In Frankreich oder der Türkei. Nun ist es Deutschland geworden. Meine Frau wird gelegentlich nach Berlin kommen, das ist der Plan. Sie war in der vergangenen Woche vier Tage hier. Das war sehr schön und tat mir gut.
Warum spielen so wenige russische Spieler im Ausland?
Weil die russische Liga eine der stärksten in der Welt ist. Aber in den vergangenen Jahren sind auch andere russische Spieler weggegangen, ich bin nicht der erste. Doch Sie sind nach einer Saison nach Russland zurückgekehrt.
Was finden Sie an der Bundesliga interessant?
Die deutsche Liga ist natürlich nicht so stark wie die Ligen in Russland oder Italien. Aber ich will hier Erfahrungen sammeln und sehen, wie in Deutschland gearbeitet wird. Volleyball ist nun einmal ein Sport, in dem es ungemein viele Nuancen gibt. Ich bin gewechselt, weil ich mich austauschen möchte. Die deutsche Liga ist schon ziemlich stark. Ich habe ja auch Erinnerungen an Berlin. In der Champions League hatte ich mit Dynamo Moskau schon gegen die BR Volleys gespielt und die Berliner haben uns damals ordentlich gefordert.
Was ist am deutschen Volleyball anders?
Hier wird mehr Wert auf die Verteidigung gelegt. Das ist näher am französischen als am russischen Volleyball.
Sie haben als Zuspieler eine Schlüsselposition im Spiel und müssen besonders mit Ihren Mitspielern kommunizieren. Wie steht es um Ihr Deutsch?
Wir reden Englisch. Aber das habe ich lange nicht gesprochen. Ich muss mich da noch besser eingewöhnen. Aber Deutsch braucht es nicht, in Berlin sprechen doch alle Englisch.
Wollen Sie denn Deutsch lernen?
Das wird schwierig. Auch weil ich es ja nicht wirklich brauche. Nicht einmal im Alltag muss ich Deutsch sprechen. Alle, mit denen ich es bisher zu tun hatte, sprechen jedenfalls Englisch.
Was macht den Unterschied zu Ihrem früheren Klub aus?
Ach, da gibt es nichts grundsätzlich anderes. Ich muss die Bälle verteilen – und die einen Angreifer sind schneller, und die anderen sind langsamer. Wir müssen uns hier im Training noch sehr viel abstimmen. Es kann nur im Zusammenspiel funktionieren. Das braucht einige Zeit. Jeder muss wissen, was er vom anderen erwarten kann und womit er rechnen kann.
Wie zufrieden sind Sie mit den ersten Schritten der Abstimmung?
Es gibt noch kleine Schwierigkeiten. Aber ich denke, wenn die Play-offs im März beginnen, dann werden wir bereit sein. Jetzt machen wir uns erst einmal bekannt und in den vergangenen Spielen waren ja schon kleine Fortschritte zu sehen.
An diesem Mittwoch empfangen Sie mit den Volleys den Tabellenführer Alpenvolleys. Was ist da möglich?
Ich kenne den Gegner kaum und kann das nur schwer einschätzen. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass mit Kirill Klets dort auch ein junger Russe spielt. Wer aber 16 von 17 Spielen gewonnen hat, steht sicher zurecht oben. Aber wir haben uns zuletzt immer besser eingespielt, deshalb sehe ich gute Chancen.
Wie verstehen Sie, mit Ihren Weltklasse-Qualitäten, das Verhältnis zwischen Trainer und Spielmacher?
Es gibt einen allgemeinen Plan, ein Konzept für das Spiel einer Mannschaft. Das ist die Sache des Trainers. Aber während des Spiels muss ich natürlich für die meisten Entscheidungen die Verantwortung übernehmen. Es gibt Trainer, die sind bereit für eine solche Arbeitsteilung – und andere sind es nicht.
Wie ist das hier in Berlin?
Alles positiv.
Sie haben einen Vertrag bis Saisonende. Können Sie sich vorstellen, auch länger zu bleiben?
Warum nicht. Aber zunächst einmal geht es darum, in der Meisterschaft so gut wie möglich abzuschneiden. Wenn alles passt, werden wir reden. Ein Verbleib in Berlin, eine Rückkehr nach Russland oder eine andere Station in Europa – alles kann passieren.
Das Gespräch führte Frank Herold.
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