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Hoch das Bein: Serena Williams zeigt sich in ihrem vierten Grand-Slam-Turnier nach der Babypause in Topform.
© AFP

Wimbledon: Serena Williams ist eine ehrgeizige Mama

Serena Williams will in Wimbledon den 24. Titel. Am Rand des Turniers erzählt sie von ihrem schwierigen Comeback als Mutter.

Ohne Rekorde geht es bei Serena Williams mittlerweile nicht mehr. Sollte die US-Amerikanerin an diesem Samstag (15 Uhr/ZDF) das Finale von Wimbledon gegen Angelique Kerber gewinnen, würde sie mit ihrem dann 24. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier den Rekord der australischen Tennislegende Margaret Court einstellen. Diesmal aber wäre ein Erfolg spezieller als sonst. Denn es wäre Williams’ erster Titel als Mutter, bei ihrem erst vierten Turnier nach der Rückkehr. Allein der Finaleinzug ist schon eine besondere Leistung.

Offen erzählte sie in Wimbledon von Komplikationen bei der Geburt ihrer Tochter Alexis Olympia am 1. September 2017, dass sie mehrfach operiert werden musste und um ihr Leben fürchtete. „Ich konnte nicht mehr selber zum Briefkasten laufen, deshalb ist dieses Wimbledon-Finale alles andere als selbstverständlich“, sagte die 36-Jährige, die nun die Rolle als Mutter mit der des Tennisstars vereint.

So berichtete Williams von ihrem schlechten Gewissen, wenn sie ihre zehn Monate alte Tochter zu lang allein lässt. Außerdem verpasste sie in Wimbledon offenbar die ersten Schritte von Olympia. „Sie hat ihre ersten Schritte gemacht... Ich habe trainiert und es verpasst. Ich habe geweint“, schrieb Williams auf Twitter.

Als langjährige Weltranglistenerste hat sie ihren Ehrgeiz trotz allem nicht eingebüßt. „Ich spüre definitiv deutlich weniger Druck, aber ich bin ein bisschen schockiert, wie sehr ich diesen Druck beinahe will“, sagte sie vor dem Turnier. „Es ist merkwürdig. Aber ich denke, es spricht dafür, wer ich als Athletin bin und wer Serena ist.“

Als sie vor vier Wochen bei den French Open zu ihrem erstem Major-Turnier nach der Geburt ihrer Tochter angetreten war, hatte sie vor ihrem Achtelfinale wegen einer Verletzung des Brustmuskels zurückgezogen. Davon war in Wimbledon allerdings nichts mehr zu sehen. Williams, die bei dem Rasenturnier an Nummer 25 gesetzt worden war, obwohl sie in der Weltrangliste nach der Babypause nur auf Platz 181 lag, zeigte im Südwesten Londons überzeugende Leistungen.

Im Halbfinale gelang ihr beim 6:2, 6:4 gegen Julia Görges ihr 20. Wimbledon-Sieg nacheinander. Williams hatte gegen die oft nervöse Görges ihren wohl besten Auftritt im bisherigen Turnierverlauf. Görges gab alles, doch gegen die kraftvollen Schläge ihrer Gegenspielerin fand sie kein Rezept. „Momentan eine einfache Analyse...Serena in dieser Form einfach zu gut“, schrieb Barbara Rittner, die Frauen-Verantwortliche im deutschen Tennis, schon während der Begegnung auf Twitter.

Williams gab im gesamten Turnierverlauf wie Kerber nur einen Satz ab. „Wenn sie so spielt, dann ist sie eine Klasse für sich“, sagte Rittner,. „Jetzt können wir nur hoffen, dass sie schlecht schläft oder die Kleine irgendwie nachts schreit und sie gegen Angie dann nicht genauso spielt.“

Doch Williams ist vor der Neuauflage des Finals von 2016 auch vor Kerber gewarnt. Damals hatte die Kielerin überragend gespielt, musste sich aber dennoch der US-Amerikanerin geschlagen geben. Allerdings hatte Kerber zuvor beim Australian-Open-Finale 2016 Williams bezwungen. „Ich liebe es, sie spielen zu sehen. Egal was für mich passiert, es ist eine unglaubliche Motivation für mich“, sagte Williams über die Rivalität mit Kerber, die sie überaus lobt: „Sie spielt so gut. Ich glaube, sie ist unglaublich selbstbewusst. Ich muss bereit sein für das Match meines Lebens.“ Williams ist sicher: „Es wird wieder ein großes Finale.“ Natürlich auch für ihre kleine Tochter. (dpa/Tsp)

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