Sieg gegen Darmstadt 98: Sebastian Andersson bringt Union Berlin auf Kurs
Die Berliner schlagen Darmstadt 98 und mischen weiter kräftig im Aufstiegskampf mit. Trainer Urs Fischer beweist ein glückliches Händchen.
Selten zuvor wurde der Ablauf der ersten 45 Minuten bei einem Fußballspiel so sehnsuchtsvoll erwartet wie am Samstag im Stadion an der Alten Försterei. Mit Ablauf der regulären Spielzeit zählten die Fans des 1. FC Union die Sekunden herunter und dann platzte es aus ihnen heraus. „Eisern Union, Eisern Union!“, rief der Großteil der 21 474 Zuschauer und verabschiedete die Berliner Profis damit lautstark in die Kabine. Zuvor hatte Sebastian Andersson Union mit zwei Treffern in Führung gebracht, doch der Jubel auf den Tribünen hielt sich sehr in Grenzen. „Wir waren darauf vorbereitet und wussten, warum das so war“, sagte Andersson. Denn mit der fußballerisch überschaubaren Darbietung beider Teams im ersten Durchgang hatte die Amateurfußballatmosphäre nichts zu tun, sondern mit dem bundesweiten Protest gegen Montagsspiele und dem damit einhergehenden Stimmungsboykott.
In der zweiten Halbzeit war es dann wieder fast wie immer an der Alten Försterei. Die Fans feuerten ihr Team lautstark an, auch die Gäste aus Darmstadt machten Stimmung – und der 1. FC Union blieb ungeschlagen. Darmstadt 98 war im April die letzte Mannschaft gewesen, die gegen die Berliner in der Liga gewinnen konnte. Doch das ist nun 17 Spiele her und Union in dieser Zeit extrem gewachsen. So siegte die Mannschaft von Trainer Urs Fischer am Samstag durch die Treffer von Andersson sowie ein Eigentor von Aytac Sulu mit 3:1 (2:0) und bleibt hinter den Schwergewichten Hamburger SV und 1. FC Köln die Nummer drei der Liga.
Kein schönes Spiel
Urs Fischer hatte seine Startelf im Vergleich zum 2:2 in Hamburg am Montag auf zwei Positionen verändert. Für Sebastian Polter stürmte Sebastian Andersson und anstelle von Marcel Hartel spielte Felix Kroos zum ersten Mal seit einem guten Monat wieder von Beginn an. In der Anfangsphase passte sich das Spielgeschehen allerdings den tristen Rahmenbedingungen an. „Es ist kein gutes Gefühl, wenn es so leise ist“, sagte Kapitän Christopher Trimmel. „Das will kein Fußballer.“ Der Ball lief meist zwischen Innenverteidigern, Torhüter und defensivem Mittelfeld hin und her und die hohen Pässe in die gegnerische Hälfte, die auf beiden Seiten eines der Mittel der Wahl waren, blieben wirkungslos.
Erst gegen Mitte der ersten Halbzeit wurde die Begegnung etwas munterer. Ken Reichel und Florian Hübner verhinderten nach eigenen Ecken aufmerksam zwei Darmstädter Konter. Auf der anderen Seite gingen die Berliner mit dem ersten ernsthaften Abschluss in Führung. Nach einer Ecke von Trimmel wurde Marvin Friedrichs Schuss noch geblockt, doch die folgende Hereingabe von Reichel lenkte Andersson zum 1:0 ins Tor. Der Treffer hatte sich nicht gerade angedeutet, hinterließ bei den zuletzt zweimal punktlosen Gästen aber Wirkung. Torwart Daniel Heuer Fernandes verstolperte den Ball nach einem Rückpass und nach vorne fehlten der Mannschaft von Dirk Schuster gegen die souveräne Berliner Hintermannschaft die Mittel. Auch wenn Union offensiv keineswegs inspiriert spielte, war die höhere individuelle Klasse deutlich zu erkennen. Das zeigte dann auch das 2:0. Eine scharfe Hereingabe von Trimmel verfehlte Tobias Kempe, nicht aber Andersson. Der schwedische Stürmer, der zuletzt im großen Schatten des wiedergenesenen Polter stand, traf aus spitzem Winkel unhaltbar unter die Latte.
Aytac Sulu trifft ins eigene Tor
Es war die letzte nennenswerte Aktion in der ersten Halbzeit, doch auch mit Unterstützung der Fans änderte sich am Spielverlauf nach der Pause nicht viel. Darmstadt war das Bemühen nicht abzusprechen, Union stand defensiv aber sehr stabil und nach einer weiteren Trimmel-Ecke erhöhten die Berliner auf 3:0. Der Stadionsprecher sprach den Treffer Friedrich zu, nach dessen Kopfball war Aytac Sulu beim Versuch zu retten, was nicht mehr zu retten war, aber zuletzt am Ball. „Wir haben 70 Minuten sehr gut gespielt und keine Fehler gemacht“, sagte Fischer zufrieden.
Das Spiel war nun entschieden, eine der seltenen Unaufmerksamkeiten der Berliner Hintermannschaft ermöglichte Darmstadt noch das 1:3 durch Serdar Dursun. Die Gäste machten noch mal etwas Druck, die Berliner Spieler und ihre singenden Fans ließen sich davon aber nicht mehr beeindrucken.