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Ein Bild aus den aktiven Zeiten des Ausnahme-Judoka Frank Möller. Der Deutsche steht nun unter schwerem Rassismus-Verdacht.
© picture-alliance / dpa/dpaweb

„Schnauze, Bimbo!“: Schwerer Rassismus-Vorwurf gegen Judo-Trainer Frank Möller

Möller, beim Judo-Verband Berlin beschäftigt, soll Nachwuchs-Judoka Losseni Koné beschimpft und geschlagen haben. Ein Zufall soll Schlimmeres verhindert haben.

Es ertönen zwei Freizeichen, dann nimmt René Duvinage den Hörer ab. Der Geschäftsführer des Judo-Verbandes Berlin (JVB) kann sich denken, worum es geht: um die schweren Vorwürfe gegen den beim JVB beschäftigten Trainer Frank Möller. "Wir können uns dazu nicht äußern", sagt Duvinage am Freitagmittag dem Tagesspiegel. "Es ist ein schwebendes Verfahren."

Etwas mehr sagt dagegen der Präsident des Deutschen Judo-Bundes, Peter Frese. "Sollten die Vorwürfe zutreffen, wäre das eine Katastrophe."

Ebenfalls am Freitag hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" einen Artikel veröffentlicht, wonach Frank Möller die deutsche Judo-Nachwuchshoffnung Losseni Koné verbal und körperlich angegriffen haben soll. Der Artikel, der überwiegend auf den Aussagen von Koné beruht, liest sich, als habe hier ein Mann auf der Grundlage schwer rassistischer Motive gehandelt.

"Dann kann es ja der Koné machen"

Demnach soll sich alles am 2. Oktober in der Vorbereitung auf die U-21-Weltmeisterschaft in Marrakesch zugetragen haben. Die deutsche Auswahl befand sich an jenem Tag im Trainingslager im brandenburgischen Kienbaum. Am Abend fand laut dem "FAZ"-Artikel ein Grillfest mit Athleten aus der Schweiz und Österreich statt. Anwesend waren auch Möller und der Hamburger Judoka Koné. Laut dem Judoka mit afrikanischen Wurzeln soll Möller die jungen Männer aufgefordert haben, nach dem Essen das Geschirr, Besteck und die Flaschen wegzuräumen. "Wer es nicht macht, halb so schlimm, dann kann es ja der Koné machen", soll Möller laut der Darstellung von Koné gesagt haben.

Koné habe darüber noch gelacht, erzählte er in der "FAZ", genauso wie er es nicht so schlimm gefunden habe, dass Möller zu ihm am selben Tag "Schnauze, Bimbo" gesagt habe. Am späten Abend aber soll die Situation komplett eskaliert sein. Möller soll Koné in dessen Zimmer aufgespürt, ihn nach draußen gezerrt und geschlagen haben. Der Streit sei nur deshalb beendet worden, erzählt Koné, weil zufälligerweise Nachwuchstrainer Pedro Guedes aufgetaucht sei. Koné will keine Anzeige gegen Möller erstatten: "Ist passiert. Ich bin ja nicht verletzt."

DJB-Präsident Frese hatte den Vorfall direkt an den Rechtsausschuss des Verbandes weitergeleitet, der am kommenden Freitag darüber in Potsdam berät. Über Möller sei ihm bislang nichts Negatives zu Ohren gekommen. "Aber ich bin ja auch nicht immer dabei", sagt Frese. Auch sei ihm berichtet worden, dass bei dem Grillfest kein Alkohol im Spiel gewesen sei.

Möller ist einer der erfolgreichsten Judoka Deutschlands. 1996 holte er Olympia-Bronze, ein Jahr zuvor wurde er Vize-Weltmeister. "Sollten die Vorwürfe stimmen, schäme ich mich sehr", sagt Frese.

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