Stadionmiete fürs Berliner Olympiastadion: Schock für Hertha BSC: Die Stadionmiete soll verdoppelt werden
Hertha BSC denkt über ein neues Stadion nach. Noch aber ist der Klub auf das Olympiastadion angewiesen. Das könnte künftig deutlich teurer werden.
Der Tagesordnungspunkt war angesichts der jüngsten Entwicklungen mit einer gewissen Spannung erwartet worden: Wie laufen die Verhandlungen über eine Verlängerung des Mietvertrages mit dem Olympiastadion? Dazu hatten sich die Präsidiumsmitglieder von Hertha BSC Auskünfte von den beiden Geschäftsführern Michael Preetz und Ingo Schiller erbeten. Die Informationen, die der für das Finanzielle zuständige Schiller am Mittwochabend bei der Präsidiumssitzung präsentierte, waren nicht nur taufrisch, sie waren für die Entscheidungsträger des Berliner Fußball-Bundesligisten auch ein echter Schock. Am Nachmittag hatte es die erste Verhandlungsrunde über eine Verlängerung des am Ende der Saison 2016/17 nach 13 Jahren auslaufenden Vertrages gegeben. Die Vorstellungen der landeseigenen Betreibergesellschaft lösten bei Hertha blankes Entsetzen aus.
Nach Informationen des Tagesspiegels verlangt die Olympiastadion GmbH demnach künftig pro Jahr 7,5 Millionen Euro von Hertha, damit die Profis dort weiterhin ihre Heimspiele ausrichten können - das ist ungefähr das Doppelte dessen, was der Klub bisher zahlen muss. Zudem soll der neue Mietvertrag mindestens über 15 Jahre laufen, und auch die Cateringrechte müsste Hertha an die Betreibergesellschaft abtreten. Diese Forderungen seien kaufmännisch geboten, wurde Ingo Schiller und Thomas E. Herrich, Mitglied von Herthas Geschäftsführung, mitgeteilt.
Bisher hatte sich das Land Berlin Hertha gegenüber immer recht kulant gezeigt
Man braucht allerdings nicht allzu viel Fantasie, um sich auszumalen, was hinter solchen Forderungen steckt. Erst vor ein paar Wochen war Herthas Manager Preetz mit der Idee an die Öffentlichkeit getreten, dass der Verein darüber nachdenken müsse, ein neues, reines Fußballstadion zu bauen. Präsident Werner Gegenbauer hatte sich in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung sogar zu der Prognose hinreißen lassen, dass Hertha spätestens in 25 Jahren in einer eigenen Arena spielen werde. Solche Aussagen sind beim Land Berlin nicht besonders gut angekommen, nachdem die öffentliche Hand vor der WM 2006 knapp 250 Millionen Euro in die Renovierung des Olympiastadions gesteckt hatte. Sind die aktuellen Forderungen der Betreibergesellschaft jetzt also die Retourkutsche?
Bisher hatte sich das Land Berlin Hertha gegenüber immer recht kulant gezeigt. Die derzeitige Miete liegt unter dem, was die Bundesligisten im Schnitt (4,7 Millionen Euro) an Miete oder Kreditrate (für ihre eigenen Stadien) zahlen müssen. Eintracht Frankfurt muss pro Jahr neun Millionen Euro an die Stadt Frankfurt überweisen, der 1. FC Köln zahlt knapp acht Millionen. Und nach den beiden jüngsten Abstiegen (2010 und 2012) wurde Hertha die Miete vom Senat sogar komplett gestundet, weil der Klub finanziell überfordert gewesen und der direkte Wiederaufstieg dadurch in Gefahr geraten wäre.
In der derzeitigen Situation scheint das Land aber in der deutlich besseren Verhandlungsposition zu sein. Hertha steht nicht nur sportlich, sondern auch finanziell so gut da wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Bis zum Sommer 2017, wenn der aktuelle Mietvertrag endet, wird es dem Klub ganz sicher nicht gelingen, ein neues Stadion aus dem Boden zu stampfen. Und ein Umzug in die Alte Försterei nach Köpenick ist auch keine allzu realistische Lösung.