Der Sport in der Warteschleife: Schluss mit dem Termin-Bingo!
In Berlin sind Sportveranstaltungen mit vielen Teilnehmern und Zuschauern nicht erlaubt – bis 24. Oktober. Aber so eine Zeitangabe ist Unsinn. Ein Kommentar.
Die Vorstellung für Dienstagabend war ausverkauft, die Zuschauer freuten sich auf einem Abend im neuen Autokino von Güstrow. Doch dann kam kurz vor Vorstellungsbeginn die Nachricht von der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern: Ihr habt sie ja nicht alle, Kinospaß in Pandemiezeiten. Nicht möglich, auch nicht im Auto! Am Morgen danach ruderte die Landespolitik zurück, „übereifrige Beamte“ seien am Werk gewesen, hieß. Natürlich sei ein Besuch im Autokino erlaubt. Schließlich würden ja alle Hygienevorschriften eingehalten.
Zugegeben, das erscheint bei einer Sportveranstaltung mit vielen Zuschauern zurzeit noch unmöglich, die Geisterspiele in der Bundesliga mal außen vor. Auch wenn die Gefahr, dass die Polizei zur Halbzeit die Zuschauer aus dem Stadion scheucht, sicher auch in ein paar Monaten gering ist: Das Hin-Her, das Termin-Bingo um Absagen und Verschiebungen von Veranstaltungen und Spielen ist unerträglich.
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Nun also sind in Berlin bis zum 24. Oktober Großveranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmern verboten. Bei Sportveranstaltungen sind keine Zuschauer erlaubt. Bis jetzt gilt das nur in Berlin, in anderen Bundesländern wäre – Stand jetzt – ab dem 1. September Sport mit Zuschauern wieder möglich. Hieße also Hertha und Union spielen zunächst nur auswärts, in Bundesländern, in denen Menschen zuschauen dürfen? Unwahrscheinlich, die anderen Länder werden nachziehen und neue Termine setzen.
Aber es ist nicht davon auszugehen, dass alle sich auf Sonnabend, den 24. Oktober kaprizieren werden. Zumal: Die Zuverlässigkeit dieser Termine ist so zuverlässig vorauszusagen wie die Entwicklung der Pandemie: nämlich so gut wie gar nicht. Und deshalb ist das alles großer Unsinn.
Logisch, das Oktoberfest sollte man absagen, weil da ja viel Planungsvorlauf ist und Verträge geschlossen werden, beim Marathon ist es womöglich ähnlich. Aber ein Fußball- oder Handballspiel, das lässt sich binnen einer Woche organisieren.
Warum sollte es dem Profisport besser gehen als dem Gastrogewerbe?
Der große Sport aus Berlin beschwert sich dieser Tage, dass er über die von politischer Seite laut angedachten Daten kaum oder gar nicht vorab informiert wurde. Jürgen Lock vom SCC, Veranstalter des nun abgesagten Berlin-Marathons, hat gesagt, dass „man ja mal zum Telefonhörer hätte greifen und uns informieren können“.
Ähnlich sehen es Bob Hanning, Manager der Handball-Klubs Füchse Berlin und Peter John Lee, Geschäftsführer der Eisbären Berlin. Ihre Klubs sind von der neuen Terminierung ernsthaft betroffen, sie sind eben – anders als der Bundesliga-Fußball – nicht in der Lage vor leeren Rängen zu spielen, sie brauchen die Zuschauereinnahmen, sie brauchen Planungssicherheit.
In Punkto Informationspolitik könnte man allerdings einwenden, das Hotels und Gaststätten über die Dauer ihrer Schließverbote auch nicht per Anruf vom Innenministerium informiert werden. Warum sollte es dem Profisport da besser gehen? Was allerdings gut wäre, um so dem unsäglichen Termin-Bingo ein Ende zu setzen. Dass der SCC nun eine Verschiebung des Marathons in den November avisiert und womöglich sogar plant, kann sich auch als vergebene Liebesmüh erweisen.
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Warum sagt die Politik nicht einfach: Liebe Leute, Sportveranstaltungen mit Zuschauern sind nicht möglich. Plant erst einmal nicht damit. Und wir können euch leider auch keine Termine nennen, wann sie wieder möglich sind. Wir werden das aber sofort machen, sobald das zuverlässig möglich ist.
So bitter das für den Sport auch ist – zumindest wäre so eine Ansage ehrlich und nicht ignorant.