Nach 2:3 gegen Dortmund im Derby: Schalke-Trainer Breitenreiter: "Haben uns nicht abschlachten lassen"
Borussia Dortmund gewinnt das Revierderby gegen den FC Schalke 04. Nach dem am Ende noch richtig spannenden Duell waren beide Klubs nicht unzufrieden.
Marco Reus dürfte sich über den netten Gruß gefreut haben. Nach seinem Tor zum 3:1 gegen den FC Schalke 04 riss sich der Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang das Trikot vom Leib. Auf dem Unterhemd hatte der Torjäger eine Botschaft platziert: ein Batman-Symbol mit dem Spruch „Do you remember?“. Beim Derby im Februar hatten Aubameyang und Reus in einer leicht albernen Choreografie als Batman und Robin den Sieg gegen die Schalker bejubelt. Diesmal fehlte Robin Reus, der sich beim Sieg in der Europa League gegen den FK Qäbälä verletzt hatte. Doch auch ohne ihn kam Borussia Dortmund zu einem schwer erkämpften 3:2 (2:1)-Sieg und bleibt damit in der Bundesliga dem Tabellenführer aus München auf den Fersen.
„Wir haben bis zur 70. Minute hervorragend gespielt, danach wurde es noch mal spannend“, sagte ein zufriedener BVB-Sportchef Michael Zorc und meinte zur bisherigen Saisonleistung: „Mit den 29 Punkten wären wir in Spanien oder in Italien Tabellenführer. Aber da gibt's Bayern München nicht.“ Schalkes Trainer André Breitenreiter war trotz der Niederlage nicht unzufrieden: „Wir haben uns nicht abschlachten lassen wie viele andere. Wir haben alles versucht, die Mannschaft hat von der ersten Minute an gebrannt“. Doppel-Torschütze Klaas-Jan Huntelaar schien da mehr enttäuscht und fand es „schade, dass man aus so einem guten Spiel nichts mitnimmt. Wir haben alles gemacht, das hat man gesehen.“
Es war ein durchaus ungewöhnliches Derby. Selten hat man in dem Ruhrgebietsklassiker solche Verbrüderungstendenzen gesehen wie auf der Dortmunder Südtribüne auf Spruchbändern, die Partei für die ungeliebten Nachbarn ergriffen. Hintergrund war das Fernbleiben von mehr als 100 Schalker Fanklubs aus Protest gegen die strengen Sicherheitsauflagen. Den Schalkern standen statt der bisher üblichen 8000 Eintrittskarten nur 4000 Tickets zur Verfügung.
Auch auf dem Spielfeld sah es zunächst ein wenig nach trauter Eintracht aus. Die erste Viertelstunde passierte nicht viel, Dortmund hatte mehr Ballbesitz, doch Torchancen gab es nicht. Die erste echte Möglichkeit hatte Leroy Sané nach 19 Minuten. Der Schalker, erstmals in die Nationalmannschaft berufen, drückte den Ball nach einer scharfen Flanke von Dennis Aogo knapp am Tor vorbei. Dann ging es Schlag auf Schlag.
Der BVB machte sich das Leben am Ende unnötig schwer
In der 30. Minute spielte Gonzalo Castro mit einem schönen Doppelpass auf der rechten Seite Matthias Ginter frei, dessen Flanke Shinji Kagawa per Kopfball zum Führungstreffer verwertete. Nur zweieinhalb Minuten später kamen die Schalker jedoch zum Ausgleich. Nach einem Fehlpass von Mats Hummels schlug Leon Goretzka einen langen Pass in die Spitze. Sané gewann das Laufduell gegen Sokratis und legte quer auf Klaas-Jan Huntelaar. Der Niederländer musste nur noch ins leere Tor einschieben. Zwei Minuten vor der Pause trat Henrich Mchitarjan dann einen Eckball, Ginter kam am Fünfmeterraum beinahe unbedrängt zum Kopfball und traf zum 2:1.
Im Fußball gilt ein Tor in dieser Phase als psychologisch wichtig, genauso wie ein schneller Treffer direkt nach der Pause. Und genau der gelang den Dortmundern auch noch: Direkt nach Wiederanpfiff schloss Aubameyang einen blitzschnellen Konter über Mchitarjan und Castro ab und erhöhte auf 3:1. Danach erlahmte die Schalker Gegenwehr zusehends, Torhüter Ralf Fährmann musste mehrmals einen noch höheren Rückstand verhindern. Erst rettete er gegen den freistehenden Mchitarjan, dann wehrte er einen Kopfball von Sokratis ab.
Dortmund hatte die Sache im Griff, so schien es. Bis zur 70. Minute. Wieder verlor Hummels den Ball, Goretzka brach auf der rechten Seite durch und flankte eigentlich harmlos in die Mitte, doch Sokratis verlängerte den Ball auf Huntelaar. Der Schalker lupfte den Ball elegant zum 2:3 über Dortmunds Torwart Roman Bürki hinweg.
Schalke war wieder da, und die vorher so selbstsicheren Dortmunder wirkten verunsichert. Zehn Minuten später verhinderte Bürki den Ausgleich, als er einen Außenristschuss von Pierre-Emile Hojbjerg an den Pfosten lenkte. „Es ist schade, dass man aus so einem guten Spiel nichts mitnimmt. Wir haben alles gemacht, das hat man gesehen“, sagte Schalkes Coach André Breitenreiter und meinte damit vielleicht auch Felix Platte, der in der Schlussphase Dortmunds Julian Weigl umsenste. Platte kam mit Gelb davon, doch für einen Sieg der Schalker reichte es nicht mehr. (Tsp, mit dpa)