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Pure Freude. Ondrej Duda und Salomon Kalou harmonieren auf und neben dem Platz.
© imago/Contrast

Hertha BSC: Salomon Kalou ist Berlins Strahlemann

Der Ivorer ist zu einem der wichtigsten Spieler bei Hertha BSC geworden – auch neben dem Platz. Das zeigt sich vor allem im Fall Ondrej Duda.

Salomon Kalou trabt dick eingepackt vom Trainingsplatz. Berlin im Oktober muss sich noch immer wie Sibirien anfühlen für den Ivorer in Diensten von Hertha BSC. Er hat die Wollmütze tief ins Gesicht gezogen, trägt Handschuhe und einen Schal. Sein Ziel ist leicht zu erahnen an diesem regnerischen, grauen Vormittag: am liebsten schnell in die warme Kabine. Kalou hat die Rechnung allerdings ohne die Autogrammjäger und Zaunkönige gemacht, die am Ausgang warten. Als der erste Ruf ertönt – „Kalouuuuuu!“ – bleibt er sofort stehen, nimmt sich Zeit, erfüllt geduldig alle Wünsche der zahlreichen, vornehmlich jungen Hertha-Fans, die in den Herbstferien den Schenckendorffplatz unsicher machen. Unterschriften hier, Selfies da, zwischendurch noch ein Gruppenfoto.

Salomon Kalou, Herthas Fußballer mit dem vielleicht größten Namen, ist auch im Herbst 2018 ein gefragter Mann, nicht nur beim Nachwuchs. Trainer Pal Dardai kann sich ebenso auf die Dienste seines Routiniers verlassen; abgesehen vom Spiel bei Werder Bremen Ende September stand Kalou stets in der Startformation der Berliner und spielte fast ausnahmslos 90 Minuten durch. „Salomon hat immer eine enorm gute Körpersprache, das hat er in dieser Saison in vielen wichtigen Spielen bewiesen“, sagt Dardai, „er fordert den Ball, will immer zeigen, was er kann.“ Auch an diesem Samstag, im Spitzenspiel der Berliner bei Tabellenführer Borussia Dortmund (15.30 Uhr/live bei Sky). „Für mich ist das die aktuell beste Bundesliga-Mannschaft. Dortmund spielt sensationellen Fußball, schießt viele Tore und ist voller Selbstvertrauen“, sagt Kalou, „aber das sind wir auch.“

Kalou genießt das Bad in der Menge auch mit 33 noch

Das gilt für Herthas Mannschaft im Allgemeinen und Kalou im Besonderen. Nicht umsonst sind Autogramme und Fotos mit ihm so beliebt. Während große Teile der Berliner Bundesligamannschaft nach dem Training längst unter der Dusche sind, schreibt Salomon Kalou seinen Namen immer noch auf, macht Witze und tut das, was er, abgesehen vom Fußballspielen, am besten kann: Kalou strahlt. Wie ein kleines Kind. Als hätte er gerade selbst das Autogramm eines Spielers ergattert. Das Bad in der Menge wird einfach nie alt für ihn, selbst mit fortgeschrittenen 33 Sportler-Jahren nicht.

Obwohl er in dieser für Hertha bislang so erfolgreichen Saison ist noch keinen Treffer erzielt hat, ist er wichtig für die Mannschaft. „Für mich ist das total in Ordnung, solange wir weiter gewinnen“, sagt der Offensivspieler, „ich weiß, dass ich irgendwann wieder treffen werde – da mache ich mir gar keine Sorgen.“ Im Gegensatz zu seinen ersten Jahren bei Hertha BSC erwarten sie im Verein auch nicht zwangsläufig viele Tore von Kalou, dafür hat sich seine Position und sein Anforderungsprofil zu sehr geändert. Als der Ivorer im Sommer 2014 nach Berlin kam – damals hieß der Trainer noch Jos Luhukay – wurde er vom Niederländer als klassischer Mittelstürmer eingesetzt, als Vollender und Torjäger.

Mittlerweile ist aus ihm ein Flügelspieler geworden, der mit seinen Haken, Dribblings und Flanken das Angriffsspiel beleben und die Kollegen bedienen soll. Außerdem ist seine Erfahrung ein gutes Gegenwicht zu den vielen jungen Spielern in der Berliner Mannschaft. Kalous Qualitäten außerhalb des Platzes stehen ebensowenig zur Debatte. „Er ist ein intelligenter Spieler, nicht nur fußballerisch, sondern auch in der Kabine“ , sagt Coach Dardai, „wie er sich bewegt und wie er strahlt, ist er für alle ein großes Vorbild.“ In der Causa Ondrej Duda etwa, so erzählen sie es im Verein, soll Kalou seine Sozialkompetenz eingebracht haben.

Duda konnte sich ein Vorbild an Salomon Kalou nehmen

Der Slowake, der 2016 für viel Geld von Legia Warschau gekommen ist, schleppte sich regelrecht durch seine ersten beiden Vertragsjahre, viele zweifelten bereits seine Eignung als Bundesliga-Spieler an. „Ich habe mich um ihn gekümmert, weil ich weiß wie es ist, wenn man als junger Mann in ein fremdes Land kommt“, erzählt Kalou. Mit 18 Jahren hat er einst selbst seine Heimat verlassen, um in den Niederlanden die Profikarriere voranzutreiben. „So etwas braucht Zeit“, sagt Kalou. Mittlerweile hat Duda allein in dieser Saison fünf Treffer mehr erzielt als in den vergangenen zwei Jahren zusammen: nämlich sechs.

Darauf darf sich auch Salomon Kalou etwas einbilden. Vor der Saison, im Trainingslager im österreichischen Schladming, hat er Duda eine teure Uhr in Aussicht gestellt, sofern der Slowake in dieser Saison acht Treffer erzielt. "Zwei fehlen noch, ich zähle immer mit", sagt Kalou darauf angesprochen und grinst. Wenn er seinen Wetteinsatz bereits nach dem Dortmund-Spiel an diesem Samstag einlösen müsste – Salomon Kalou hätte sicher nichts dagegen.

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