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Auf und davon. Salomon Kalou war von Hannover (hier mit Marcelo) nicht zu halten.
© Imago/MIS

Kalou wird immer wertvoller für Hertha BSC: Salomon Kalou: Einer für alle

Nach einem schwierigen Start in Berlin findet sich Salomon Kalou bei Hertha BSC immer besser zurecht. Er hat schon jetzt mehr Tore erzielt als in der Vorsaison.

Vladimir Darida tat genau das, wofür er bei Hertha BSC geschätzt wird. Er erkannte die Situation, sah, dass Salomon Kalou völlig frei stand, eifrig winkte und unbedingt den Ball haben wollte. Darida, die Passmaschine des Berliner Fußball-Bundesligisten, tat, was zu tun war. Er lieferte den Ball exakt dorthin, wo er hingehörte. Nicht in den Fuß, sondern genau in die Arme seines Kollegen Kalou.

Die Szene ereignete sich in Hannover unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Kalou war bereits ausgewechselt worden, er wartete an der Seitenlinie und wollte unbedingt den Spielball haben. Im internationalen Fußball, vor allem in England, ist das eine schöne Sitte: Ein Spieler, der in einem Spiel drei Tore erzielt hat, darf zur Erinnerung den Ball einsacken. Kalou kennt das schon. Ein sogenannter Dreierpack ist ihm auch bei Feyenoord Rotterdam gelungen, beim FC Chelsea, beim OSC Lille – und am Freitagabend zum ersten Mal auch für Hertha BSC.

Kalou erzielte beim 3:1-Sieg gegen Hannover 96 alle drei Tore. Zuletzt war das für Hertha BSC in der Bundesliga Theofanis Gekas gelungen. Im März 2010 traf der Grieche dreimal beim 5:1-Auswärtssieg in Wolfsburg, am Ende sind die Berliner trotzdem abgestiegen. Ein solches Schicksal wird dem Klub in dieser Saison wohl erspart bleiben. Schon nach dem 12. Spieltag hat Hertha 20 Punkte auf dem Konto – und dazu hat nicht zuletzt Salomon Kalou beigetragen.

Man kann nach Herthas Auswärtssieg in Hannover die geschlossene Mannschaftsleistung loben; man kann Yanni Regäsel herausheben, den mit 19 Jahren jüngsten Berliner, der bei seinem Startelfdebüt erstaunlich reif aufgetreten war. Am Ende aber kommt man nicht an Kalou vorbei, der seine Saisontore fünf bis sieben erzielt hatte. „Er ist jetzt da, wo wir ihn haben wollen“, sagte Pal Dardai. Herthas Trainer hat den 30 Jahre alten Stürmer unter anderem mit nicht ganz sanftem Druck dorthin gebracht – nachdem er mit bedingungslosem Vertrauen für Kalou in der vergangenen Saison nicht den erwünschten Effekt erzielt hatte.

Inzwischen kann sich das Ergebnis sehen lassen. Die Mannschaft belegt auch nach den Samstagsspielen noch Platz vier der Bundesliga, und Kalou hat schon jetzt ein Tor mehr erzielt als in der gesamten Vorsaison. „Er hatte eine schwere Zeit bei uns“, sagte Manager Michael Preetz bei Sky. „Aber bis hierhin spielt er eine tolle Saison.“ Zu seinen sieben Toren in der Liga kommen noch drei (von vier) in zwei Pokalspielen. Kalou besitzt laut Preetz eine herausragende Qualität: „Er ist eiskalt vor dem Tor.“ Für seine drei Treffer in Hannover benötigte er exakt drei Torschüsse; insgesamt hat er in dieser Saison neun Bälle aufs gegnerische Tor gebracht, sieben davon waren drin. „So muss das sein“, sagte Dardai. „Effizienz ist sehr wichtig.“

Kalou profitiert von Herthas neuem Stil

Herthas Trainer hat bei Kalou nicht nur „eine ganz andere Körpersprache“ ausgemacht, sondern auch eine bessere Wettkampfhärte: „Er lässt sich in Zweikämpfen nicht wegschubsen. Er bleibt stehen, und der Ball bleibt bei ihm.“ Dardai führt das auch auf die bessere Physis des Ivorers zurück, der anders als im vergangenen Jahr die komplette Saisonvorbereitung mitmachen konnte. Mindestens genauso wichtig ist aber auch die neue Ausrichtung im Spiel der Berliner. „In dieser Saison spielen wir mehr nach vorne, haben mehr Ballbesitz“, sagt Kalou. „Das hilft auch mir.“

Natürlich hat der Stürmer seine Qualitäten, sonst hätte er nicht mit Chelsea die Champions League gewonnen. Doch Hertha hat lange keinen Weg gefunden, sich diese Qualitäten zunutze zu machen. Kalou kam zu selten in Abschlusssituationen. In Hannover aber war das Spiel fast komplett auf ihn zugeschnitten. Kalou sollte bei Kontern von den schnellen Außenspielern Weiser und Haraguchi mehr Unterstützung bekommen und sich vorne nicht mehr ganz so einsam fühlen. Die ersten beiden Tore fielen nach – Kontern. Das erste leitete Kalou sogar selbst ein, als er im Mittelfeld einen Fifty-fifty-Zweikampf gegen Christian Schulz für sich entschied. „Wenn man sich die Stürmer im internationalen Fußball anschaut: Genau solche Bälle klauen sie“, sagte Dardai.

Für den Ungar ist das immer noch der Maßstab, dem Kalou auch beim zweiten Tor gerecht wurde. Seine Ballan- und -mitnahme, „das ist eine Weltklassebewegung, das kann nicht jeder“. Sie verschaffte dem Stürmer, den sein Trainer nicht mehr für den Schnellsten hält, letztlich den entscheidenden Vorsprung. Und als Kalou auf dem langen Weg aus der eigenen Hälfte fast schon eingeholt schien, „macht Salomon noch eine Bewegung nach rechts und knipst“, sagte Dardai. „Das ist seine Erfahrung.“

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