Der Aufsteiger vor dem zweiten Duell mit Berlin: Rüsselsheims Vorbild heißt BR Volleys
Die United Volleys Rhein-Main sind die große Überraschung dieser Saison. Die Rüsselsheimer orientieren sich dabei am Tabellenführer aus Berlin.
Wie der typische Klubchef tritt Jörg Krick auf gar keinen Fall auf – besonders nicht am Donnerstagabend in Berlin. Bei der knappen 2:3-Niederlage seiner United Volleys Rhein-Main gegen die BR Volleys im Pokalhalbfinale war er einer der Lautesten im Fanblock der Rüsselsheimer. Die 40 mitgereisten Hessen hatten sich alle rote T-Shirts übergezogenen. Auch Krick trug eines über seinem weißen Hemd, bis er es ausgelassen herunterstreifte und damit herumwedelte.
An diesem Sonntag, wenn die Rüsselsheimer im Liga-Spiel erneut bei den Berlinern in der Max-Schmeling-Halle antreten (15 Uhr/live bei Sportdeutschland.tv), wird Krick sein Team wieder frenetisch anfeuern. Und so ungewöhnlich wie der 47 Jahre alte Geldgeber des Aufsteigers agiert, präsentiert sich auch seine Mannschaft. Die Rüsselsheimer sind die große Überraschung dieser Saison. Im Pokal hatten sie im Viertelfinale den Titelverteidiger und Deutschen Meister VfB Friedrichshafen besiegt, in der Bundesliga liegen sie hinter den Volleys auf Rang zwei – und nach dem starken Auftritt gegen die Berliner am Donnerstag sagt auch deren Kapitän Robert Kromm: „Sie werden einer unserer größten Konkurrenten im Kampf um den Titel sein.“
Der IT-Unternehmer Krick geht sein sportliches Projekt mit viel Schwung an. Die Rüsselsheimer tragen ihre Heimspiele in einer 5000 Zuschauer fassenden Halle in Frankfurt am Main aus und haben mit dem früheren Berliner Michael Warm einen ambitionierten Trainer. Zudem holten sie starke erfahrene Spieler wie Lukas Bauer und Christian Dünnes (zuvor bei den Volleys). Vor allem hat der Klub aber viele deutsche Toptalente im Kader – wie Jannis Hopt, Moritz Reichert, Jan Zimmermann sowie Kricks 17 Jahre alten Sohn Tobias. Die Hessen sind mit einem Altersdurchschnitt von 22 Jahren die jüngste Mannschaft der Liga. Als Spielwiese für seinen Sohn habe der frühere Ruderer Krick die United Volleys aber nicht erschaffen, sagt er. „Wir wollen etwas Langfristiges aufbauen und über die Zeit so viele deutsche Spieler wie möglich zu Olympischen Spielen führen.“
Eigentlich wollte Krick in Frankfurt ein deutsches U-23-Nationalteam unterstützen, das in der Bundesliga mitspielen sollte. Weil das nicht klappte, geht er nun den aufwendigeren Weg. Zum Klubetat von rund 750.000 Euro steuert er die Hälfte bei. „Die Bezeichnung Mäzen mag ich aber nicht“, betont Krick. Nach drei Jahren will er sich zurückziehen, dann sollen die Einnahmen die Ausgaben übersteigen. Große Ziele strebt er auch sportlich an. „Wir brauchen Erfolge, um interessant zu bleiben“, sagt Krick. Deshalb orientiert er sich besonders am Gegner vom Sonntag: „Unser Vorbild ist Berlin.“
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