Füchse Berlin spielen in Nordhorn: Rückkehrer Marko Kopljar hat sein Ziel schon erreicht
Eineinhalb Jahre fiel Kopljar mit einem Achillessehnenriss aus. Viele glaubten nicht an ein Comeback, er selbst schon – aus einem bestimmten Grund.
Am Sonntag ist es auf den Tag genau vier Wochen her, dass er sich das dritte Mal das Kreuzbandriss gerissen hat – doch der Name Simon Ernst ist noch immer allgegenwärtig. Auf den Aufwärmshirts eines jeden Teammitglieds, wie am vergangenen Sonntag gegen die Rhein-Neckar Löwen, oder auch in den Gedanken von Trainer Velimir Petkovic vor jedem neuen Spiel. So auch vor dem Auswärtsspiel in Nordhorn am Sonntag (13.30 Uhr/live auf Sky).
„Die Verletzung von Simon hat mich getroffen. Ich habe eineinhalb Monate investiert, mit dem Team ein System zu bekommen. Dann verletzt er sich und es fehlt derjenige, der es auf der Position zwei Monate lang gemacht hat“, hadert Petkovic noch immer. „Jetzt haben wir es anders organisiert – Jacob Holm ist nach seiner Verletzung zurückgekommen, Fabian Wiede ist da“, sagt der Trainer und nennt jene beiden Spieler, die die Lücke auf der mittleren Rückraumposition ausfüllen.
Das schafft Vakanz auf den Halbpositionen im Rückraum. Und damit Platz für einen, der ganz genau weiß, wie sich solche schweren Verletzungen anfühlen: Marko Kopljar. Der 33-jährige Kroate riss sich im März 2018 bei einem EHF-Cup-Spiel die Achillessehne. „Viele Leute hatten nicht das Vertrauen, dass ich so zurückkomme. Ich war immer positiv, ich war immer konzentriert auf mein Ziel: wieder Handball zu spielen“, sagt Kopljar und macht Simon Ernst zumindest ein bisschen Rest-Hoffnung.
Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden. „Das war die erste große Verletzung in meiner Karriere“, erklärt Kopljar – während es für Ernst bereits die dritte ist, alle im gleichen Knie. Wie schon bei Ernst vor der Saison hat Trainer Petkovic bewundert, wie fleißig und ehrgeizig Kopljar in der Zeit war. „Ich bin lange Profi, habe mit vielen Leuten geredet, die schon mal verletzt waren“, erklärt Kopljar sein Rezept. „Nach der Verletzung musst du auf ein neues Niveau kommen, musst organisierter sein“ – damit es nicht noch einmal passiert.
Denn Kopljar tat alles – die quälend lange, 18-monatige Reha – für ein weiteres, besonderes Ziel: „Meine größte Motivation war, dass mein Sohn – er ist jetzt vier – mich nochmal spielen sieht.“ Und er schaffte es: Das 2,10 Meter große Kraftpaket gab Ende September im Ligaspiel gegen Ludwigshafen sein Comeback und warf direkt mal zwei Tore.
Kopljar ist eine der wenigen Alternativen
In den folgenden vier Spielen bis heute sind weitere drei hinzugekommen. Nicht mehr, weil Petkovic in den beiden schweren Spielen gegen Meister Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen überwiegend auf sein Top-Trio im Rückraum – Wiede, Holm, Paul Drux – vertraute. Das könnte sich gegen den Tabellenletzten Nordhorn, der erst zwei magere Punkte auf dem Konto hat, ändern. Denn da die Füchse auf Kopljars Position hinter Wiede nur noch Michael Müller als Backup haben, dürfte Petkovic dem deutschen Nationalspieler wohl am ehesten am Sonntag kleinere Pausen gönnen.
Denn in den wichtigen Spielen gibt es zum besagten Trio im Rückraum kaum eine Alternative. Neben Müller spielen auch Stipe Mandalinic und Frederik Simak nicht viel. „Alle haben ihre Chancen bekommen und nicht überzeugt“, sagt Petkovic. Lediglich Jakov Gojun wird im Rückraum auf mehr Einsatzzeit hoffen dürfen – und eben Linkshänder Kopljar im rechten Rückraum.
Dessen Vertrag endet nach der Saison. Was danach ist, sei noch völlig offen, sagt er. Allerdings hat er einen groben Plan. Diesen verfolgte er bereits, als er vor wenigen Wochen als Trainer mit der A-Jugend im Trainingslager war. „Aber“, sagt Kopljar, „ich will so lange Handball spielen, wie es möglich ist.“ So lange er von Verletzungen verschont wird. Und so lange er – durch verletzungsbedingte Ausfälle, wie die von Simon Ernst – gebraucht wird.