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Update

2:2 im Stadtderby: Ronny rettet Hertha

Unentschieden im Stadtderby: Zunächst schockt Union Berlin Hertha BSC und geht sogar mit 2:0 in Führung. Doch dann schlagen Herthas Adrian Ramos und der lange unauffällige Ronny zu.

Ronny nahm das Hindernis mit erstaunlicher Leichtigkeit. Er hüpfte über die Bande wie ein professioneller Hürdensprinter, er ließ sich auch von der vereisten Laufbahn nicht aus dem Tritt bringen. Erst der Schneehaufen dahinter brachte den Brasilianer zu Fall. Einen Moment blieb Ronny dort liegen – und es war nicht ganz klar, ob aus Freude oder weil er sich bei dem Sturz verletzt hatte. Kurz darauf stand der Mittelfeldspieler wieder und ließ sich auf dem Weg zurück von seinem Trainer Jos Luhukay noch einmal drücken. Zu Recht.

Wieder einmal hatte der Brasilianer seinen Wert für Hertha BSC nachgewiesen. 0:2 lag seine Mannschaft am Montagabend im Stadtderby gegen den 1. FC Union zurück. Dann bereitete Ronny mit einer Ecke den Ausgleich durch Adrian Ramos vor, und fünf Minuten vor dem Ende traf er mit einem direkten Freistoß zum 2:2 (0:1)-Endstand.

"In der ersten Halbzeit hatten wir nicht so den Arsch in der Hose", sagte Hertha-Kapitän Peter Niemeyer. Bei seinem Gegenüber Torsten Mattuschka überwog der Frust über den verpassten Sieg. "Wir ärgern uns ohne Ende, denn wir haben überragend gespielt", sagte der Kapitän der Köpenicker. "Wir hätten den Sieg absolut verdient gehabt. Aber die letzte Cleverness fehlt uns vielleicht noch."

Hertha BSC hat mit dem Teilerfolg im Derby zumindest einen Rückschlag im Kampf um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga vermieden. Zwar verpasste die Mannschaft von Jos Luhukay den Sprung an die Tabellenspitze, dafür baute sie ihre Serie auf nun 19 Spiele ohne Niederlage aus. Der 1. FC Union hingegen hätte mit einem Sieg noch einmal deutlich dokumentieren können, dass er schon in diesem Jahr ins Rennen um den Relegationsplatz eingreifen will. Am Ende konnten die Gäste nach einer insgesamt starken Leistung dem Druck der Herthaner nicht mehr standhalten.

Jos Luhukay hatte im Derby nicht nur seine angestammte Doppel-Sechs mit Peter Niemeyer und Peer Kluge aufbieten können, auch Rechtsverteidiger Peter Pekarik kehrte nach zwei Monaten Verletzungspause in die Startelf zurück. Marcel Ndjeng rückte vor in die offensive Dreierreihe, Sami Allagui von der rechten auf die linke Seite – und Ben Sahar auf die Bank. Bei Union stand etwas überraschend Björn Jopek auf dem Feld, von dem Trainer Uwe Neuhaus vor dem Spiel gesagt hatte, dass er höchstwahrscheinlich ausfallen werde.

Die Gäste überraschten Hertha nicht nur mit ihrer Aufstellung, sondern auch mit ihrem mutigen Auftritt zu Beginn des Spiels. Sie kombinierten sehr ansehnlich, und es wirkte fast so, als wäre Hertha von dieser Herangehensweise ein wenig überrascht. Vielleicht hatten sie die Gäste abwartender und defensiver erwartet. Doch Union wartete nicht ab, Union suchte nach Ballgewinn den schnellsten Weg nach vorn. Schon nach fünf Minuten kamen die Köpenicker nach einem Tempogegenstoß zu ihrer ersten guten Gelegenheit: Simon Terodde trieb den Ball durchs Mittelfeld, spielte dann Patrick Zoundi auf der rechten Seite frei, und dessen Flanke auf Adam Nemec wurde auch deshalb so gefährlich, weil Herthas Torhüter Thomas Kraft den Ball ein wenig unterschätzte.

Zur zweiten Hälfte kam Kobiaschwili - erstmals nach neun Monaten Pause

In dieser Situation hatten die Gastgeber noch Glück, kurz darauf aber war Kraft bezwungen. Den ersten Versuch von Unions Kapitän Torsten Mattuschka konnte Herthas Torhüter noch glänzend parieren, im Nachschuss aber traf Terodde zum 1:0 für die Gäste. Unions gesamte Bank sprang auf, im Westen des Olympiastadions war der Teufel los.

Hertha fand nicht richtig ins Spiel, den Kombinationen fehlte der Fluss. "Es war ein Derby, in dem wir die Verkrampftheit nicht ablegen konnten", sagte Luhukay. "Es gibt solche Tage, da muss man froh sein, wenn man unentschieden spielt." Erst nach einer knappen halben Stunde wurde seine Mannschaft dominanter. Union geriet nun unter Druck, und zumindest punktuell gelangen dem Tabellenzweiten ansprechende Spielzüge. So wie in der 32. Minute, bei Herthas erstem strukturierten Angriff überhaupt, der von Peer Kluge eingeleitet und von Sami Allagui höchst unzureichend abgeschlossen wurde. Nach einer guten Flanke von Adrian Ramos stand der Tunesier am Fünfmeterraum völlig frei, doch Allagui köpfte den Ball ziemlich kraftlos in die Arme von Unions Torhüter Daniel Haas.

Luhukay reagierte zur Pause, nahm Linksverteidiger Felix Bastians vom Feld und ersetzte ihn durch Lewan Kobiaschwili. Für den Georgier war es der erste Einsatz nach fast neunmonatiger Pause. Doch was immer sich Luhukay von diesem Wechsel erhofft hatte, was auch immer Herthas Plan für die zweite Hälfte gewesen sein mag – er wurde umgehend hinfällig. Gerade vier Minuten lief das Spiel wieder, als Mattuschka den Ball nach einer kurz ausgeführten Ecke unbedrängt in Herthas Strafraum flanken konnte. Adam Nemec übersprang Adrian Ramos und traf per Kopf zum 2:0. Thomas Kraft trat einmal vor Wut gegen den Pfosten seines Tores, im Osten des Olympiastadions war es plötzlich erschreckend still.

Doch Herthas Fans fanden ihre Stimme schnell wieder, genauso wie Jos Luhukay seinen Angriffsmut. Mit Änis Ben-Hatira und Sandro Wagner wechselte der Holländer schon nach einer Stunde alle noch verbliebenen Offensivoptionen ein. Die Hausherren drängten und drückten – Union fand nun kaum noch Luft zum Atmen: Die Gäste verschanzten sich zwangsläufig am und im eigenen Strafraum, sämtliche Versuche, sich aus Herthas Belagerung zu befreien, blieben im Ansatz stecken. Bis zur 73. Minute hielt Union dem Druck stand, dann verkürzte Ramos mit einem wuchtigen Kopfball zum 1:2. Noch blieb Hertha genügend Zeit. Und dann kam Ronny.

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