Stabilisator beim 1. FC Union: „Robin Knoche ist mit Sicherheit sehr unterschätzt“
Bei Unions kommendem Gegner VfL Wolfsburg wollten sie Robin Knoche im vergangenen Sommer nach 15 Jahren nicht mehr. In Berlin blüht er wieder auf.
Es gibt wohl kaum etwas auf dieser Erde, das Oliver Ruhnert so gefällt wie ein unterschätzter Fußballspieler. Immer wieder hat er in seinen erfolgreichen zweieinhalb Amtsjahren als Manager des 1. FC Union Diamanten aus vermeintlichen Granitsteinen geschliffen.
Man denke an Rafal Gikiewicz oder Andreas Luthe, die erst in Köpenick zu Bundesliga-Stammtorhütern wurden. An Sebastian Andersson, der ablösefrei aus Kaiserslautern kam und Union bei seinem Abgang sechs Millionen Euro einbrachte. Oder an Taiwo Awoniyi und Sheraldo Becker, die nach einigen Turbulenzen in den letzten Jahren bei Union aufblühen. Oder vielleicht auch an einen erfahrenen Bundesliga-Verteidiger, der im letzten Sommer bei seinem Heimatverein aussortiert wurde. „Robin Knoche“, sagte Ruhnert zuletzt im Vereinsfernsehen. Ist mit Sicherheit sehr unterschätzt.“
Mit dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am kommenden Samstag (15.30 Uhr, Sky) steht für Knoche ein besonderes Wiedersehen an. Der 28-Jährige ist in Wolfsburg groß geworden und absolvierte für den VfL mehr als zweihundert Profi-Einsätze, bevor er im vergangenen Jahr gehen musste. Nach fünfzehn Jahren verlängerte der Verein im Sommer seinen Vertrag nicht und ließ ihn ablösefrei nach Berlin ziehen. Hier hat er bisher keine einzige Minute verpasst. „Er ist für uns superwichtig und zuverlässig ohne Ende“, sagte Ruhnert.
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Dass Wolfsburg ihn ziehen ließ, hat sich dort nicht als grober Fehler erwiesen. Schließlich spielt auch der VfL eine erfolgreiche Saison und ist punktgleich mit Union auf Platz sechs. Ohne Knoche stünde Union aber wohl selbst nicht auf Platz fünf. Der Niedersachse passt einfach zu Union – und Union zu ihm.
Wie Union als Mannschaft macht Knoche als Spieler oft den Eindruck, dass er erfolgreich gegen die eigenen Schwächen kämpft. Komplett tadellos hat er in dieser Saison nicht gespielt, doch seine Fehler hat er fast immer schnell korrigiert. Ansonsten ist der 28-Jährige ein Spieler, der im rauschenden Höhenflug der Berliner oft für die nötige Ruhe sorgt. Auf dem Platz ist er oft mit gerunzelter Stirn, offenem Mund und ausgestrecktem Zeigefinger zu sehen. Er korrigiert, dirigiert, gibt Kommandos.
„Robin hat eine Menge Bundesliga-Erfahrung und das merkt man schon, wenn man neben ihm spielt“, sagte Marvin Friedrich, Knoches Partner in der Innenverteidigung. „Er hat ein gutes Auge und wir reden viel auf dem Platz.“ Seine eigene, bemerkenswerte Form in dieser Saison hat Friedrich wohl auch seinem Kollegen zu verdanken. „Die Entwicklung von Marvin hat auch mit Robin zu tun“, sagte Trainer Urs Fischer nach dem Sieg gegen Werder Bremen am vergangenen Wochenende. „Er gibt der Mannschaft Halt, wir profitieren von seiner Erfahrung.“
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Wie bei allen guten Duos ist das aber keine Einbahnstraße. „Ich denke, dass wir uns einfach sehr gut ergänzen“, sagte Friedrich. Der Vizekapitän hält es auch nicht für einen Zufall, dass Knoche wie zahlreiche andere Spieler bei Union wieder aufblüht. „Wir haben eine sehr intakte Mannschaft, in der man sich relativ schnell wohl fühlt. Und wenn man sich wohl fühlt, kann man die beste Leistung bringen.“
Das tut Union im Moment mit erstaunlicher Konstanz – und muss es auch am Samstag gegen Wolfsburg wieder hinbekommen. Trotz der Tabellensituation nehmen sich die Berliner noch nicht auf Augenhöhe mit ihrem nächsten Gegner wahr. „Wir machen uns nicht kleiner, als wir sind, aber wir wissen, wo wir herkommen“, sagte Friedrich. In Köpenick bleibt man schließlich am liebsten ein bisschen unterschätzt.