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Karsten Warholm stellte einen 40 Jahre währenden Meeting-Rekord ein.
© AFP

Leichtathletik-Meeting Istaf in Berlin: Rekorde und viel Bambule im Olympiastadion

3500 Fans machen viel Stimmung beim Istaf in Berlin - und treiben die Athleten zu Höchstleistungen.

Maskottchen Berlino klatschte am Sonntag manches Mal entzückt in die Hände. Selbst der pelzige Geselle trug einen Mundschutz. Überhaupt folgten Fans wie Athleten recht brav den peniblen Maßnahmen zum Infektionsschutz. Inklusive Athleten, Trainer, Volunteers und Sicherheitspersonal und den 3500 Fans befanden sich 5000 Menschen am Sonntag beim Leichtathletikmeeting Istaf im Olympiastadion.

Die Veranstaltung war auch eine Art Lackmustest für große Sportevents in Coronazeiten. Vielleicht deshalb, und sicher auch, weil er großes Interesse am Sport hat, war auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble im Stadion. Die Organisatoren hatten fürwahr nichts dem Zufall überlassen.

Überall im Stadionbereich waren Volunteers abgestellt, die den Zuschauern – manches Mal zu harsch im Ton – an die einspurigen Laufwege oder das Tragen der Masken erinnerten. Die erste gute Nachricht kam schon zu Beginn des Events: Alle Corona-Tests der 106 Athletinnen und Athleten fielen negativ aus.

Viele weitere gute Nachrichten sollten im Laufe des Abends noch folgen – sie waren alle sportlicher Natur. Ein Höhepunkt war der Lauf von Karsten Warholm über 400 Meter Hürden. Der Norweger ist derzeit einer der phänomenalsten Leichtathleten überhaupt. Vor Kurzem verpasste er der den fast 30 Jahren alten Weltrekord des US-Amerikaners Kevin Young (46,87 Sekunden) nur um neun Hundertstelsekunden.

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Dass sich Warholm am Sonntag viel vorgenommen hatte, war ihm schon bei seiner Vorstellung im Gesicht abzulesen. Er brüllte ins Stadionrund und klopfte sich mit der Faust auf die Brust. Kurz darauf hängte er die Konkurrenz meterweit ab und stürmte in 47,08 Sekunden ins Ziel und stellte damit einen 40 Jahre währenden Meeting-Rekord ein.

Das hatte kurz darauf auch der Stabhochspringer Armand Duplantis vor. Der für Schweden antretende Athlet hatte am Ende der Konkurrenz den Stab auf 6,15 Meter legen lassen. So hoch ist unter freiem Himmel noch kein Athlet gesprungen. Es lag eine knisternde Spannung im Stadion, Duplantis führte vor seinen Versuchen Selbstgespräche. Es lag definitiv etwas in der Luft, so das Gefühl. Die Realität: Duplantis brach drei Mal mehr oder weniger seine Versuche kurz vor dem Sprung ab. Er konnte sich aber trösten mit übersprungenen 5,91 Meter und dem Istaf-Sieg.

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Das Meeting hatte schon großartig begonnen. Einer der ersten Wettkämpfe war der Dreisprung mit dem Chemnitzer Max Heß sowie dem zweimaligen Olympiasieger Christian Taylor aus den USA. Heß legte vor mit 17,17 Metern, weiter war er in seiner Karriere erst einmal gesprungen. In seinem letzten Versuch aber schaffte Taylor 17,57 Meter und damit Weltjahresbestleistung. „Christian ist ein absolutes Biest“, lobte Heß seinen Konkurrenten.

Nur wenig später gab es schon die nächste Weltjahresbestleistung: Im 3000-Meter-Hindernislauf überspurtete die Kenianerin Hyvin Kiyeng ihre Landsfrau Beatrice Chepkoech und lief in 9:06,14 Minuten ins Ziel. Kurz darauf legte die Britin Laura Muir in 3:57,40 Minuten einen famosen Lauf über 1500 Meter hin. Die Zeit bedeutete Meeting-Rekord und – natürlich – Weltjahresbestleistung.

Nun sind Weltjahresbestleistungen in der Corona-Saison nicht von so großem Wert wie in den vergangenen Jahren. Doch verströmten sämtliche Athletinnen und Athleten am Sonntag den Eindruck, als wollten sie vor großer Bühne auch großen Eindruck hinterlassen. Der deutsche Sprinter Deniz Almas kam in 10,25 Sekunden immerhin als Zweiter hinter Arthur Cissé (10,10) ins Ziel.

Auch bei einem der bekanntesten deutschen Para-Sportlern leuchteten die Feuerfontänen auf, die beim Istaf immer von großen sportlichen Leistungen künden. Kugelstoßer Niko Kappel kam auf 13,91 Meter und war durchaus zufrieden damit. Die Weite sei zum Saisonabschluss okay, sagte er. „Es war toll hier. Wenn jetzt Johannes einen raushaut, wird es noch lauter.“

Kappel meinte den Speerwerfer Johannes Vetter. Der konnte zwar nicht an seine fulminante Leistung vom vergangenen Sonntag anknüpfen, als er beim Meeting in Chorzow auf 97,76 Meter kam. Beim Istaf gewann er mit 87,26 Metern und war zufrieden – vor allem mit der Stimmung im Stadion. „Ich hätte nicht gedacht, dass 3500 Zuschauer so viel Bambule machen können“, sagte er. Danach wurde es erst richtig laut.    

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