Olympia in Sotschi: Rebensburg holt Bronze im Riesenslalom
Mit einem fulminanten zweiten Lauf schiebt sich Viktoria Rebensburg im Riesenslalom noch vom sechsten auf den dritten Rang. Besser als die Deutsche sind nur zwei Fahrerinnen, die bei Olympia schon Gold gewinnen konnten.
Viktoria Rebensburg reckte ihre beiden Arme in Richtung des olympischen Schmuddel-Himmels. Dann ballte die Oberbayerin beide Fäuste. Als Sechste des ersten Durchgangs war Viktoria Rebensburg in den zweiten Lauf des Riesenslaloms von Rosa Chutor gestartet. Aber dann kam sie so gut die sulzige Strecke im Schneeregen herunter, das musste doch etwas geben, was sich um den Hals hängen ließ. Und richtig, am Mittwoch wird Viktoria Rebensburg auf der "Medal Plaza" in Olympiapark von Sotschi-Adler die Bronzemedaille um den Hals gehängt bekommen. Die hat sie sich am Dienstag mit einem sehr guten zweiten Lauf verdient, hinter Siegerin Tina Maze aus Slowenien und der Österreicherin Anna Fenninger.
Viktoria Rebensburg gelang damit nach ihrer Goldmedaille im Riesenslalom bei den Spielen von Vancouver 2010 wieder ein großer Erfolg - damals war sie auch bei schlechten Wetterbedingungen in einer auf zwei Tage verteilten Veranstaltung von Platz sechs im zweiten Lauf nach vorn gefahren. Sie sagte am Dienstag: "Bronze ist so viel Wert wie Gold in Vancouver - so hart wie die Saison für mich war."
Die Sportlerin aus Tegernsee gilt oft als ein wenig stur. "Es immer wichtig, nur dem eigenen Weg zu folgen", sagte sie nach ihrem furiosen Lauf von Rosa Chutor. Der deutsche Skiverband (DSV) kennt ihre Eigenwilligkeiten, die 24 Jahre alte Rebensburg lag mit dem Verband schon oft im Clinch. Zum Beispiel vor gut zwei Jahren, als mit ihrem Trainer Herbert Renoth abseits der DSV-Mannschaft ihre eigenen Pläne durchzog. Als das deutsche Team seinerzeit in ein gemeinsames Trainingslager aufbrach, reiste sie nicht mit. "Ich habe das Gefühl, dass ich mich das nicht weiterbringt", sagte sie damals in einem Interview.
Dabei ist Rebensburg nicht eben ein Fan von Interviews. Sie mag die Fernsehkameras nicht so sehr wie etwa die am Dienstag wegen einer starken Erkältung nicht gestartete Maria Höfl-Riesch oder Felix Neureuther. "Mir reicht es völlig, was an Rummel um mich herum ist", sagt Rebensburg. "Ich brauche meine Pausen zum Abschalten zwischen den Rennen." Zur Erholung hatte sie allerdings in dieser Saison eine unfreiwillig lange Pause einlegen müssen: Nach einer Lungenentzündung schien sich die Angelegenheit mit Olympia für die Bayerin schon fast erledigt zu haben, zwei lange Monate Wettkampfpause musste sie durchleiden. Doch dann ging es vor Olympia leicht aufwärts. Nur: Riesenslalom war sie vor dem Rennen am Dienstag seit Monaten nicht mehr gefahren, sie hatte aber olympische Abfahrt und Super-G schon mal als Übungsstrecken mitgenommen. In der Abfahrt kam sie auf Platz 15, Im Super-G hatte sie sich nach einem Fehler am Schlusshang noch geärgert, da sei mehr drin gewesen als Rang neun. Aber das olympische Training, es zahlte sich aus für Viktoria Rebensburg am Dienstag.
Es war ein knappes Finish beim Riesenslalom-Rennen von Rosa Chutor. Tina Maze lag bei ihrem zweiten Olympiasieg in Sotschi nur 0,07 Sekunden vor Anna Fenninger. Viktoria Rebensburg hatte zwei Zehntel Sekunden Rückstand auf die Österreicherin. Und eine Frau auf den hinteren Plätzen des Rennens stand an diesem nebeligen alpinen Tag natürlich auch im Interesse der auf den Tribüne am Ende stark durchnässten Zuschauer. Und sie schaffte es: Vanessa Mae kam ins Ziel, mit 50 Sekunden Rückstand auf die Siegerin. Die für Thailand, das Geburtsland ihres Vaters startende Britin wurde 67. Die populäre Geigerin war Letzte aller Fahrerinnen, die das Rennen regulär beenden konnten. Das war gut, aber nicht so gut wie die Starterin aus Togo. Alessia Dipo wurde sogar 53. - allerdings ist sie eine eingebürgerte Italienerin. Da ist Viktoria Rebensburg schon bodenständiger. Im Beruf ist die Oberbayerin aus Tegernsee in ihrer Heimat Zollwachtmeisterin.