Sieg gegen TSG Hoffenheim: RB Leipzig: Viele, viele Fouls für den Sieg
RB Leipzig hat der TSG Hoffenheim die erste Saisonniederlage zugefügt. Deren Trainer Nagelsmann sah viele Fouls der Leipziger - und wenige Verwarnungen.
Nach erfolgreich getaner Arbeit jagte die Stadionregie die Beastie Boys durch die Lautsprecher. „You gotta fight for your right to party“, musikalisches Gut aus den späten Achtzigern und doch von schwerlich zu bestreitender Aktualität an diesem kalten Winterabend in Sachsen. Rasenballsport Leipzig, das Team mit dem gedrechselten Namen und dem nicht zu stoppenden Drang nach oben, hatte sich mal wieder seinen Platz auf der Party namens Fußball-Bundesliga erkämpft. Bundestrainer Joachim Löw war der prominenteste unter den 40000 Augenzeugen, die das neueste Werkstück aus der Fußballabteilung der österreichischen Brausefabrik begutachteten. Gemeinsam bestaunten sie ein 2:1 gegen die TSG Hoffenheim, die bis zum Samstag einzige noch ungeschlagene Mannschaft der Liga.
Leipzig behauptete an diesem ersten Rückrundenspieltag seine Position als erster Verfolger des FC Bayern mit einer Kampfeslust, für die Julian Nagelsmann eine treffende Formulierung fand. „Leipzig hat sich das Glück erarbeitet“, sprach der Hoffenheimer Trainer, und neben ihm nickte beifällig sein Kollege Ralph Hasenhüttl. Erarbeitetes Glück – damit konnte er gut leben. Leipzigs Spiel zeitigt keine Eleganz, wie es bei den Bayern oft der Fall ist. Es lebt von der steten Arbeitsbereitschaft, von den vielen Wegen, die sie alle gehen, mal abgesehen vom Torhüter Peter Gulacsi, der einen geruhsamen Nachmittag verbringen durfte.
Es war dieses Spiel zuvor hoch stilisiert worden zum Duell der Stürmer Timo Werner und Sandro Wagner. Beide spielen sie bisher eine brillante Saison und warten doch immer noch auf eine Einladung des Bundestrainers.Joachim Löw war eigens zur Begutachtung der beiden nach Leipzig gereist. Ja, wer ist denn nun der beste Stürmer in Deutschland? Julian Nagelsmann rollte mit den Augen und antwortete, dass sei ihm aber auch sowas von egal, „von mir aus können sie alle Tore schießen, Sandro Wagner, Timo Werner oder Mario Gomez“.
Wagner sieht Rot nach einem Foul an Ilsanker
Sein Torjäger Wagner hat sich vor ein paar Wochen als derzeit bester deutscher Stürmer bezeichnet. Aber vor den Augen des Bundestrainers traf er am Samstag nicht das Tor, dafür umso heftiger den Knöchel des Leipzigers Stefan Ilsanker. Wagner sah dafür die Rote Karte, es war der symbolische Anfang vom Ende aller Hoffenheimer Ambitionen, auch wenn der späte Leipziger Siegtreffer durch Marcel Sabitzer keineswegs ein Ergebnis nummerischer Überlegenheit war. Hoffenheims Verteidiger Fabian Schär hatte dem Ball die entscheidende Richtungsänderung ermöglicht.
Nagelsmann sagte, der Platzverweis für Wagner gehe schon in Ordnung, „das kann man pfeifen, vielleicht muss man das sogar“. Er sei auch keinesfalls einer, der wie ein Verrückter durch die Coaching-Zone tobe, „ich fordere keine Gelben Karten von den Männern in Gelb oder Lila oder Blau, es ist mir ganz egal, was die Schiedsrichter für Farben tragen“. Aber er hätte sich die Konsequenz, die Wolfgang Stark bei der Sanktionierung Wagners gezeigt habe, auch auf der anderen Seite gewünscht.
Bei den vielen kleinen Fouls, mit denen die Leipziger für gewöhnlich das Aufbauspiel des Gegners schon in der Etappe stören. Spieler wie der grazile Mittelfeldmann Naby Keita haben darin eine gewisse Meisterschaft entwickelt. „Das machen die Leipziger sehr intelligent, aber da wünscht man sich trotzdem mal die eine oder andere frühe Gelbe Karte,“ sagte Nagelsmann. Bei Keita hatte er 28 Fouls gezählt, ohne dass dieser dafür verwarnt worden wäre.
Neben ihm lächelte Ralph Hasenhüttl mit der Unschuld des ertappten Sünders. Er interpretierte die leise Kritik des Kollegen als Bestätigung dafür, „dass wir taktisch sehr gut agiert haben und viele Ballgewinne hatten“, wie auch immer diese zustande kamen. Sichtlich zufrieden pries der Österreicher „drei Big Points gegen einen richtig guten Gegner“. Wäre das nicht ein guter Anlass, das offizielle Saisonziel zu modifizieren? Diese Frage bügelte Hasenhüttl so nonchalant ab wie Nagelsmann die nach dem besten Stürmer im Land: „Wir freuen uns jetzt über den guten Start in die Rückrunde und die gute Weiterentwicklung der Mannschaft. Über alles andere müssen wir uns nicht unterhalten.“ Der Platz auf der Party will Woche für Woche aufs Neue erkämpft werden.