Borussia Dortmund: Rauball: "Das sind Profis, die können das wegstecken"
Trotz der Explosionen sollen die Dortmunder Spieler nicht einmal 24 Stunden später wieder Fußball spielen. Der BVB-Präsident hält dies für möglich.
Um kurz nach acht nahm Norbert Dickel das Mikrofon in die Hand, mit dem er sonst mit sich überschlagender Stimme die Aufstellung und die Tore verkündet. Dieses Mal war seine Stimme gesetzt bis belegt, denn der ehemalige Stürmer von Borussia Dortmund musste die Zuschauer im Stadion über einen schockierenden Vorfall aufklären. „Achtet auf die Anzeigetafel, wir halten euch auf dem Laufenden“, sagte Dickel und verkündete das, was bereits 20 Minuten zuvor über die sozialen Netzwerke verbreitet worden war: Es habe eine Explosion bei der Abfahrt des Mannschaftsbusses zum Stadion gegeben. Eine gute halbe Stunde später wurde die einzig logische Konsequenz gezogen. Das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco wurde abgesagt und auf den heutigen Mittwoch verschoben.
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schilderte später in einem Interview mit dem Fernsehsender Sky, das auch im Stadion übertragen wurde, was passiert war. Nachdem der Mannschaftsbus das Hotel im Dortmunder Stadtteil Höchsten verlassen hatte, explodierten am Straßenrand drei Sprengsätze, die dort offenbar zuvor deponiert worden waren. Zwei Scheiben im hinteren Teil des Busses zersplitterten dabei. Marc Bartra, spanischer Abwehrspieler des BVB, wurde an der Hand verletzt. Er musste ins Krankenhaus gebracht werden, soll aber nur leichtere Blessuren davongetragen haben. Über den Hintergrund des Anschlags sowie über die Art der Explosionen konnte die Polizei noch keine Angaben machen.
Zu einer besonderen Geste kam es von Seiten der Fans aus Monaco
Roman Bürki, der Schweizer Torhüter des BVB, schilderte die Ereignisse der Zeitung „Blick“ aus seiner Heimat: „Der Bus bog auf die Hauptstraße ein, als es einen Riesenknall gab – eine regelrechte Explosion.“ Bürki saß neben Bartra, der von den Splittern einer zerborstenen Scheibe getroffen wurde. „Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt und wer konnte, auf den Boden gelegt“, berichtete er weiter. „Wir wussten ja nicht, ob noch mehr passiert. Die Polizei war schnell vor Ort, hat alles abgesichert.“
Nachdem die ersten Gerüchte die Runde gemacht hatten, machte sich im Stadion eine beklemmende Stimmung breit, die Menschen diskutierten, manche schlugen geschockt die Hände vor das Gesicht. Nichts war mehr zu spüren von der großen Vorfreude auf einen Abend, der als Gala des schönen Fußballs geplant war. Als Stadionsprecher Norbert Dickel gegen halb neun bekannt gab, dass das Spiel nicht stattfinden, sondern auf den nächsten Tag verlegt worden sei, waren Pfiffe zu hören.
Um viertel vor neun, als das Spiel eigentlich beginnen sollte, traten Hans-Joachim Watzke und BVB-Präsident Reinhard Rauball ans Mikrofon. „Wir sind alle geschockt, am meisten jedoch die Mannschaft“, sagte der Geschäftsführer. Er berichtete, Trainer Thomas Tuchel sei besonders in Mitleidenschaft gezogen, weil ein Sprengsatz „direkt an seiner Seite“ hochgegangen sei. „Die ganze Mannschaft ist in einer Schockstarre“, sagte Watzke. „Solche Bilder kriegst du nicht einfach aus dem Kopf raus.“
Trotz allem sollen die Dortmunder Spieler nicht einmal 24 Stunden später wieder Fußball spielen. „Das sind Profis“, sagte BVB-Präsident Rauball, „da bin ich der Auffassung, dass sie das wegstecken können.“ Dass der Anpfiff auf 18.45 Uhr gelegt wurde, liegt laut Watzke daran, dass es zu keinen Überschneidungen mit dem zweiten Viertelfinalspiel mit deutscher Beteiligung zwischen Bayern München und Real Madrid kommt. Es gibt offenbar zwar Wichtigeres als Fußball, aber nichts Wichtigeres als die korrekte Vermarktung der Champions-League-Spiele.
Die Dortmunder Polizei lobte später per Twitter den „ruhigen und besonnenen Abgang aus dem Stadion“. Zu einer besonderen Geste war es zuvor von Seiten der Fans aus Monaco gekommen. Nachdem sie erfahren hatten, dass es einen Anschlag auf den Bus des BVB gegeben hatten, riefen sie „Dortmund! Dortmund!“
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