Vor dem Kongress in Zürich: Prinz Ali fordert Verschiebung der Fifa-Präsidentschaftswahl
Der frühere Blatter-Herausforderer Prinz Ali will die Wahl des neuen Fifa-Präsidenten verschieben. Deshalb zieht der Jordanier vor das höchste Sportgericht.
Würden am Freitag die Fans wählen, gäbe es eine Überraschung. Dann wäre nämlich Prinz Ali bin al-Hussein der neue Fifa-Präsident, das ergab eine Abstimmung der Initiative „New Fifa Now“. Mit mehr als 30 Prozent siegte der jordanische Prinz. Beim tatsächlichen Wahlvolk hat er jedoch kaum Chancen. Ali ist krasser Außenseiter.
Allerdings scheint ihm dieser kleine Aufwind nun etwas über den Kopf zu wachsen. Am Dienstag forderte Ali eine Verschiebung der Wahl und zog vor den Internationalen Sportgerichtshof Cas. Sein Antrag, durchsichtige Wahlkabinen beim Kongress am Freitag aufzustellen, sei von der Fifa abgelehnt worden, begründeten seine Anwälte den Schritt.
Ali verspricht sich von transparenten Wahlkabinen weniger Einflussnahme auf die abstimmenden Vertreter. So könnten diese keine Handybilder ihres ausgefüllten Stimmzettels machen, um damit zu beweisen, wie sie gewählt haben. Sein Vorstoß hat jedoch nahezu keine Aussicht auf Erfolg. Es ist ein letzter Versuch, große Aufmerksamkeit zu bekommen. Alis Position beim Kongress ist schwach, den Großteil der asiatischen Stimmen hat Scheich Salman Al Chalifa aus Bahrain sicher. Selbst der europäische Mitfavorit Gianni Infantino besitzt gute Aussichten auf Stimmen aus Asien.
Dabei hat Ali bereits den längsten Wahlkampf der fünf Kandidaten hinter sich. Der Jordanier war schon im Mai des vergangenen Jahres angetreten, um Joseph Blatter zu beerben. Vor neun Monaten war er am Ende der einzige Gegenkandidat Blatters, gestützt von Michel Platini, der sich nicht traute, selbst gegen Blatter anzutreten. Zu mächtig war der Schweizer damals noch. Ali zwang ihn immerhin in einen zweiten Wahlgang, Blatters Stimmenvorsprung war jedoch zu groß – und so zog er zurück.
Als echte Herausforderung für Blatter galt der 40-Jährige jedoch nie. Zu blass wirkte er in seinem Wahlkampf, mit Attacken gegen seinen Konkurrenten hielt er sich zurück. Alle sahen in ihm nur eine Marionette Platinis – auch wenn seine Reformvorschläge für die Fifa viele wichtige Ansätze enthielten. Doch Ali hat aus seinen Fehlern gelernt und seine Strategie im bisherigen Wahlkampf komplett geändert. Nun ist er der angriffslustigste Kandidat – und derjenige Kandidat, der sich am deutlichsten von Blatter distanziert.
Denn der 79-Jährige berichtete, der einzige der fünf Kandidaten, der sich nicht bei ihm gemeldet und um Unterstützung gebeten habe, sei Prinz Ali gewesen. Doch auch mit eigenen Inhalten gewann er zuletzt an Profil. Ali will sich bei der Fifa für absolute Transparenz einsetzen – unter anderem sollen alle Sitzungsprotokolle veröffentlicht werden. Natürlich verspricht er wie alle anderen Kandidaten auch mehr Geld. Aber Ali hat angekündigt, als Präsident auch die Vergabe der WM 2022 an Katar noch mal zu überprüfen. Auch einen unabhängigen Fifa-Kontrollrat unter dem Vorsitz von Kofi Annan würde er einsetzen.
Zudem nervt er seine Gegner, indem er immer wieder den Wahlkampf der Favoriten Scheich Salman und Infantino kritisiert. So dürfe es nicht sein, dass deren Organisationen sie so stark unterstützen, betonte Ali. Salman ist Präsident des Asiatischen Fußball-Verbands, Infantino Uefa-Generalsekretär. Auch ein Wahl-Abkommen zwischen Asien und Afrika kritisierte er scharf und prangerte zudem politische Einmischungen an, besonders in Asien und Afrika. Bei Salman wies Ali explizit auf dessen mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen in Bahrain gegen Aktivisten des Arabischen Frühlings 2011 hin. Auch der jüngste Vorstoß mit der Cas-Klage bezüglich der Kabinen zeigt: Ali hat offenbar Gefallen gefunden am aggressiveren Wahlkampf – wahrscheinlich nur deutlich zu spät.