Debatte und Abstimmung im Netz: Wen würden die Fans zum Fifa-Präsidenten wählen?
Zwei Organisationen haben von den fünf Kandidaten Antworten eingefordert. Jetzt können die Fans diskutieren und abstimmen.
So viel Geld wie die Fifa zu verteilen hat, so viel Einfluss wie sie besitzt, müsste es eigentlich gleich mehrere Fernsehdebatten zwischen den fünf Präsidentschaftskandidaten geben. Gibt es aber nicht. Sie ziehen alle von einem Verband zum nächsten und sammeln Stimmen für die Wahl am Freitag in Zürich. Die Verbände entscheiden schließlich und nicht das Fußballvolk, aber immerhin verschaffen die beiden Organisationen Unleash Football und Streetfootballworld den Fans jetzt in der Wahl Gehör. Und haben eine Debatte angestoßen.
Es geht um Grundsätzliches. Wie sie es mit der Gleichberechtigung der Geschlechter, der Neuordnung der Fifa-Finanzen und der Verbindung mit Communities halten, sollten die fünf Kandidaten beantworten. Ihre kurzen Statements lassen einige Schlüsse zu. Der vielleicht Wichtigste: Von den beiden Favoriten Gianni Infantino und Scheich Salman bin al Chalifa ist nicht viel zu erwarten. Hier duellieren sich zwei inhaliche Blässlinge ohne Kreativität und Willen zur Veränderung.
Einige Beispiele: In der Geschlechterfrage will Scheich Salman bin al Chalifa erst gar keine konkreten Ziele formulieren. Er habe ja als Präsident der asiatischen Konföderation schließlich schon geliefert. Bei der Neuordnung der Finanzen schreibt er in geduckter Abwehrhaltung: "Nicht alles, was die Fifa über die Jahre getan hat, war schlecht, falsch oder verabscheuungswürdig." Der europäische Kandidat Infantino, Generalsekretär der Uefa, macht es nicht viel besser. Gebetsmühlenartig verweist er auf sein "Manifesto", das allerdings größer klingt als es ist. Wenn es um's Geld geht, dann sollen vor allem die Mitgliedsverbände der Fifa mehr davon bekommen. Also alle, die ihn am Freitag wählen sollen.
Bei der Vernetzung mit den Communities schwebt Infantino vor, eine Auswahl von Legenden des Weltfußballs durch die Lande zu schicken, die dann überall die Kinder für Fußball begeistern. Nachhaltig kann man das nicht nennen. Konkrete Vorschläge kommen dafür von den drei anderen Kandidaten. Prinz Ali bin al Hussein fordert gleiches Gehalt bei gleicher Arbeit für Männer und Frauen in der Fifa, Jerome Champagne möchte eine Frauenquote in den Exekutivkomitees der Fußballverbände und eine Klubweltmeisterschaft für Frauenteams, Tokyo Sexwale macht einige interessante Vorschläge zur sozialen Verantwortung der Fußballs, er will mit dem Geld der Fifa mobile Kliniken, Jugendzentren mit Internetcafés und Bildungseinrichtungen aufbauen.
Gerade der letzte Punkt dürfte im Sinne der Initiatoren der Debatte sein. Streetfootballworld ist ein weltweites Netzwerk von Projekten, die den Fußball als soziales Gut einsetzen. Nicht weniger als die Welt durch Fußball zu verbessern hat sich Streetfootballworld vorgenommen. Unleash Football wurde von Jürgen Griesbeck, dem Gründer von Streetfootballworld ins Leben gerufen, um den Fans genau jene Stimme zu geben, um die soziale Verantwortung des Fußballs zu stärken.
Die Fans sollen nun mitdiskutieren, was sie von den Vorschlägen der Kandidaten halten und auch über die Kandidaten abstimmen. Einen Tag vor der Wahl, am Donnerstag, werden dann die Ergebnisse veröffentlicht. Dann kann keiner der abstimmenden Verbände sagen, er wüsste nicht, was die Fans wollen.