Zum Tode von Christian Welp: Pionier des Basketballs
Christian Welp war einer der ersten europäischen Basketballer in der NBA. 1993 führte er Deutschland mit einem verwandelten Freiwurf zum EM-Titel. Nun ist im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Ein Nachruf.
Diese Szene ist für immer ins Gedächtnis der deutschen Basketballnation gebrannt: Christian Welp, den alle nur Chris nannten, fängt den Pass von Kai Nürnberger und gleicht trotz eines Fouls im Europameisterschaftsfinale 1993 gegen Russland aus. Anschließend steht er an der Freiwurflinie - und verwandelt auch noch den Zusatzfreiwurf. 10 000 Zuschauer in der Münchner Olympiahalle jubeln, und sie jubeln noch viel lauter, als wenige Sekunden später das Spiel endgültig vorbei ist. Deutschland ist zum ersten und einzigen Mal Europameister. Und was macht Chris Welp, der Held des Finales? Läuft im vielleicht längsten und schnellsten Spurt seines Lebens aus der Halle und lässt sich dabei von nichts und niemandem aufhalten.
Chris Welp war kein Mensch der Geselligkeit. Dabei beschreiben ihn diejenigen, die ihn kannten, als extrem freundlichen und zuvorkommenden Menschen. Bezeichnenderweise fehlte er auch als einziger Spieler vor zwei Jahren, als die Europameister von 1993 in München ihr 20-jährige Jubiläum feierten. Lieber ging er Fischen in seiner Wahlheimat Seattle im Bundesstaat Washington. Womöglich hätte er es auch in diesen medial durchleuchteten Zeiten schwerer gehabt, eine solch einzigartige Karriere zu starten, wie es seine war. Aufgewachsen in Osnabrück ging der 2,12 Meter große Centerspieler 1983 zur University of Washington, wo er bald zahlreiche Rekorde brach. Bis heute ist er der beste Werfer aller Zeiten der Huskies, wie das dortige Basketballteam genannt wird. Wegen seiner herausragenden College-Karriere wurde er 1987 als einer der ersten Europäer in der ersten Runde der NBA-Draft von den Philadelphia 76ers ausgewählt. Es folgten drei Jahre in der NBA, die von einem Kreuzbandriss beendet wurden. Er ist damit gemeinsam mit seinem Landsmann Detlef Schrempf einer der ersten Europäer, die es in den USA im Basketball in die Spitze geschafft haben.
Doch auch seine europäische Karriere kann sich sehen lassen: Neben sechs deutschen Meistertiteln mit Bayer Leverkusen und Alba Berlin gewann er 1997 auch noch die Europaliga mit Olympiakos Piräus. Da lag seine Heimat schon längst im US-Bundesstaat Washington, das zurückgezogene Outdoor-Leben war sein Ding. Nur noch selten kam er nach Europa, wo er 2005 als Assistenztrainer von Dirk Bauermann in Serbien die Silbermedaille mit der deutschen Mannschaft gewann. Christian Welp war einer der besten deutschen Basketballer aller Zeiten. Im Alter von 51 Jahren hat der Vater von drei Kindern nun nach einem Bericht der Universität von Washington einen Herzinfarkt erlitten - und ist viel zu früh aus der Halle des Lebens gelaufen.