zum Hauptinhalt
Ein Mann macht dicht. In den jüngsten beiden Spielen gegen Köln kassierte Petri Vehanen nur ein Tor.
© imago/Beautiful Sports

Eisbären Berlin vor Spiel vier in Köln: Petri Vehanen: Der beste Torhüter der DEL

Auch mit fast 39 Jahren ist Torwart Petri Vehanen der große Rückhalt der Eisbären in den Play-offs. Im vierten Spiel will der Finne die Kölner Haie am Dienstagabend wieder zur Verzweiflung bringen.

Petri Vehanen lächelt. Mit der Berlin-Nummer muss ihm keiner kommen. Im Normalfall schwärmen ja die Profis der Eisbären Berlin, wenn sie auf die Stadt ihres Arbeitgebers angesprochen werden. Berlin ist toll, oder? „Unerheblich für mich“, sagt Petri Vehanen. „Im Rhythmus eines Familienmenschen spielt es keine Rolle, wo du wohnst.“ Er unterstreicht es mit wachen blauen Augen und mit einem Schmunzeln. Ein Restzweifel, ob die Aussage zu Berlin ernst gemeint ist, bleibt. Eine kleine Versicherung für ihn? Nicht, dass jetzt jemand ankommt und sagt, der Vehanen habe gesagt, Berlin sei nicht so toll. Aber Petri Vehanen ist kein Mann großer Worte. Aber der großen Taten. Für viele ist der Finne der beste Torwart der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

"Er macht sehr viel für unser Spiel"

Trainer Uwe Krupp schätzt Vehanen sehr, sagt er. Ein „guter Mann, er macht sehr viel für unser Spiel“. Der Mann hat seine Mannschaft bislang ein Stück durch die Viertelfinalserie gegen die Kölner Haie getragen. Nach dem 0:3 zum Play-off-Auftakt legte Vehanen beim 1:0 in Köln am Freitag und am Sonntag beim 5:1 gegen die Haie eine tadellose Leistung aufs Eis. Mit der ihm eigenen Ruhe und Souveränität. Ein Hampelmann ist er nicht, Vehanen bewegt sich selten zu früh, mag klitzekleine Schwächen beim Herauslaufen haben, aber dafür „leitet er die Verteidiger“, sagt Krupp.

Es ist nicht so eine gewaltige Überraschung, dass Vehanen nun in der DEL so stark hält. Denn der Mann hat in seiner Profikarriere, die vor 20 Jahren beim finnischen Klub Lukko Rauma begann, einiges hinter sich. Meister in der russisch geprägten Kontinental Hockey-League (KHL), dazu noch bester Torwart der Liga mit den wenigsten Gegentoren, das schafft nicht jeder. Und Weltmeister werden auch die wenigsten, Vehanen wurde es 2011 mit Finnland in Bratislava. Den für einen Mann seiner Klasse erwartbaren Sprung nach Nordamerika, den hat er aber nie gewagt. War nicht sein Ding, in einem Farmteam darauf zu warten, dass er in der NHL seine Chance bekommt. Ein für europäische Torhüter in der besten Eishockey-Liga der Welt übliches Prozedere.

Familienmensch: Petri Vehanen.
Familienmensch: Petri Vehanen.
© imago sportfotodienst

Doch was verschlägt so einen Mann von seiner Klasse die DEL? „Die deutsche Liga finde ich so schlecht nicht“, sagt Vehanen, finnisch freundlich. „Die Unterschiede werden international immer kleiner. Was mir gefällt, ist, dass in der DEL jeder jeden schlagen kann. Die Liga ist sehr ausgeglichen. In Deutschland sieht das Eishockey für die Zuschauer attraktiver aus. In meiner Heimat Finnland wird mehr System gespielt, viel defensiver.“ Er hat vor knapp zwei Jahren, bei seiner Ankunft in Berlin, gesagt, dass er die kurzen Reisen in der DEL schätzt. In der KHL ist das Reisepensum wie in der NHL gigantisch. Da sei man zu oft und zu lange von zu Hause weg. Da hat er es besser hier in Berlin, zum vierten Viertelfinalspiel gegen die Kölner Haie am Dienstag (Beginn 19.30 Uhr) reisen die Berliner erst morgens an.

Der 38-Jährige könnte noch länger in Berlin bleiben

Petri Vehanen erwartet am Dienstag wieder ein „enges Spiel“. Seine Augen leuchten. Er weiß natürlich, noch ein Sieg gegen die Haie und das Ding, die Best-of-seven-Serie, könnte am Donnerstag mit einem vierten Sieg für die Eisbären durch sein. Aber die Kölner haben ja auch einen guten Torwart, mit dem Schweden Gustaf Wesslau. Der größte Unterschied zu Vehanen? „Er ist größer als ich“, sagt Vehanen – sechs Zentimeter kleiner als Wesslau (1,91 Meter).

Vehanens Hang zum trockenen Humor ist ungewöhnlich in einer Branche, in der der Hang zum verbalen Stereotyp ungeschriebenes Gesetz ist. Sein Vertrag mit den Eisbären läuft noch bis zum Sommer 2017. Wenn es nach Stefan Ustorf geht, muss auch dann nicht Schluss sein. „Wenn er so herausragend hält wie jetzt, kann er noch jahrelang bei uns spielen“, sagt der Sportdirektor der Eisbären. Das möchte Petri Vehanen dann aber nicht, im Oktober wird er 39 Jahre alt. „Natürlich bin ich noch sehr jung. Aber es gibt so Tage, da denkst du, allzu lange solltest Du das dir nicht mehr antun.“ Aber mal schauen.

Bei den Eisbären gefalle es ihm ja sehr gut, sagt Petri Vehanen. Und dann lächelt der Familienmensch. Ja, ja – und in Berlin.

Zur Startseite