Hertha, Union und mein Derby (1): Peter Niemeyer: Vier Derbys und eine Papierkugel
Derbys und ihre Geschichten: Herthas Kapitän Peter Niemeyer erinnert sich gleich an eine ganze Serie von Nord-Duellen im Frühjahr 2009 zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV.
Am kommenden Montag treffen Hertha BSC und der 1. FC Union im Berliner Fußball-Derby aufeinander. Im Tagesspiegel erinnern sich bis dahin an jedem Tag Protagonisten beider Vereine an große Derbys in ihrer bisherigen Laufbahn. Den Anfang macht Herthas Kapitän Peter Niemeyer.
Vier Spiele gegen den großen Nordrivalen HSV innerhalb von 19 Tagen, das ist schon unglaublich genug. Aber dann im Prinzip auch noch jedes Mal als Sieger vom Platz zu gehen, in der Bundesliga, im DFB-Pokal und im Uefa-Cup, das macht die Geschichte erst recht einzigartig. Mein Derby-Highlight ist im Grunde eine Derby-Serie. Im Nachhinein kommen mir die vier Spiele mit Werder Bremen gegen den Hamburger SV im Frühjahr 2009 wie im Film vor. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, die einzelnen Spiele auseinanderzuhalten. Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich gespielt habe, wann ich eingewechselt wurde und wann ich nur auf der Bank gesessen habe.
Legendär war natürlich das Rückspiel im Uefa-Cup-Halbfinale. Das mit der Papierkugel. Ein Hamburger will unbedrängt zum Torwart zurückpassen, doch genau in dem Moment rollt der Ball über eine Papierkugel. Es gibt Ecke, und im Anschluss fällt das 3:1 für uns. Die Vorentscheidung. Zum zweiten Mal hatten wir in Hamburg den Einzug in ein Endspiel perfekt gemacht, erst im DFB-Pokal durch Elfmeterschießen, jetzt im Uefa-Cup. Mit unseren Fans im Stadion des Rivalen vor der Kurve zu feiern – das war schon besonders. Ich habe sogar noch ein Video davon. Als wir ein paar Tage später im Weserstadion gegen den HSV gespielt haben, ist eine riesengroße Papierkugel über die Ränge gewandert. Natürlich haben wir wieder gewonnen.
Grundsätzlich muss man allerdings sagen, dass die Norddeutschen in Sachen Derby doch etwas nüchterner sind. Tim Wiese hat zwar vor den Spielen immer einen Spruch rausgehauen, aber das war es auch schon. Die Berliner Derbys sind für mich wesentlich emotionaler. Das klingt vielleicht ein bisschen blöd, als ob ich mich nicht mit Werder identifiziert hätte. So ist es natürlich nicht. Aber in Bremen war ich eben nur einer von vielen, bei Hertha ist das anders. Da bin ich ein Spieler, der vorneweg geht und der sich daher auch ganz anders mit dem Verein identifiziert. Die drei Derbys gegen Union waren schon am Limit.
Aufgezeichnet von Stefan Hermanns.
Peter Niemeyer