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Auch die Union-Fans kritisierten den DFB.
© Andreas Gora/dpa
Update

Hopp-Plakat beim 1. FC Union: „Persönliche Verunglimpfungen sind nicht in Ordnung“

Union-Fans verursachen beim 2:2 gegen Wolfsburg eine Spielunterbrechung. Manager Ruhnert hat Verständnis für Kritik, aber nicht für die Art und Weise.

Von David Joram

Es sind bewegte Tage, die der deutsche Fußball derzeit erlebt. Denn was am Samstag in der Hoffenheimer Arena begonnen hatte, setzte sich auch am Sonntag im Stadion An der Alten Försterei fort. Im Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg schmähten die Fans des 1. FC Union mit den bekannten Stilmitteln den Deutschen Fußball-Bund und TSG-Mäzen Dietmar Hopp. Schiedsrichter Bastian Dankert unterbrach das Duell deshalb kurz vor der Pause, Unions Stadionsprecher warnte eindringlich vor einem Spielabbruch, die Fans auf der Waldseite tobten. Die Berliner Spieler, angeführt von Torwart Rafal Gikiewicz, versuchten zunächst vergebens, ihre Anhängerschaft zu beruhigen.

„Ihr macht unseren Sport kaputt“, skandierten die Ultras in Richtung Verband, wahlweise auch „Fußball-Mafia DFB!“". Andere Teile des Stadions, denen primär am Spielgeschehen gelegen war, protestierten wiederum gegen die organisierte Fanszene. Die befürchtete Politisierung und Polarisierung des Spiels ließ die Hauptprotagonisten einigermaßen fassungslos zurück. „Wir haben ganz klar kommuniziert, dass wir von unserer Seite aus solche Plakate nicht unterstützen. Die wollen wir nicht sehen, das habe ich auch geäußert. Ich glaube, in so einer Zeit ist es wichtig, dass wir geschlossen dahin gehen und unsere Meinung kundtun – so wie es die Fans tun“, sagte Unions Kapitän Christopher Trimmel über den Dialog mit den Fans. Trainer Urs Fischer äußerte sich ähnlich, er sprach davon, dass es mit „Anstand und Respekt“ zu tun habe, wie man seine Meinung sage.

Mit Köpfchen. Sebastian Andersson brachte Union in Führung.
Mit Köpfchen. Sebastian Andersson brachte Union in Führung.
© Andreas Gora/dpa

Etwas differenzierter sah Manager Oliver Ruhnert die Dinge. Er habe durchaus Verständnis für die Kritik der Fanszene an den Kollektivstrafen, auch wie sie geäußert worden sei. „2017 Kollektivstrafen abgeschafft, nun Hopp hofiert. Und zwei Schritte zurück gemacht“, hatten die Unioner plakatiert, und noch einen nicht jugendfreien Gruß an den DFB mitgegeben. Schiedsrichter Dankert hatte diesen Protest im Spiel anders beurteilt und das Duell gestoppt. Stufe eins des Notfallplan war erreicht, kurz vor der Pause dann Stufe zwei – weil Hopps Konterfei im Fadenkreuz dargestellt wurde. Diese Geschmacklosigkeit fand auch Ruhnert unangemessen. „Persönliche Verunglimpfungen gegen andere Personen sind nicht in Ordnung“, sagte er. Bei Stufe drei, einer weiteren Beleidigung, wäre das Spiel abgebrochen worden. Und so hielten die Berliner Fans erst nach Schlusspfiff weitere Banner hoch. „Jahrelang die Kritik überhört – und sich nun an Ausfälligkeiten gestört“, stand darauf.

Fußball wurde am Sonntag übrigens auch noch gespielt. 2:2 (1:0) endete ein Duell, das ziemlich mau begonnen hatte; mit einer ersten Halbzeit nämlich, die fast gänzlich ohne Torchancen auskam. „Für die Zuschauer war das nicht allzu schön“, sagte Fischer. Für den Endstand sorgten vier Kopfballtore, Sebastian Andersson und Marvin Friedrich trafen für Union, Yannick Gerhardt und Wout Weghorst für die Gäste.

Union trifft nach Trimmel-Standards

Im gewohnten 3-4-2-1-System hielt Union die Wolfsburger zunächst erfolgreich vom eigenen Tor fern. Den Gästen fiel nahezu nichts ein, das Tor von Rafal Gikiewicz ernsthaft zu gefährden. Lediglich nach einem Eckball Josip Brekalos kam der VfL durch seinen wuchtigen Stürmer Wout Weghorst zu einer Doppelchance, Gikiewicz parierte zweimal glänzend.

So sicher die Berliner gegen ideenlose Gäste defensiv standen, so wenig boten sie offensiv an. Tatsächlich dauerte es 40 Minuten bis zur ersten Torchance, die aber direkt zum 1:0 führte. Nach einem Freistoß Trimmels fehlte den Gästen die Orientierung, das galt auch für Torhüter Koen Casteels, und so gelang Sebastian Andersson sein zehntes Saisontor.

Es folgten die hopp'sche Unterbrechung und die reguläre Pause, in der sich die Gemüter deutlich beruhigten. Auf dem Rasen legten wieder die Berliner vor, erneut nach einer Standardsituation. Diesmal fand Trimmel den Kopf von Marvin Friedrich, der mühelos auf 2:0 stellte. 56 Minuten waren gespielt, eine 100-prozentige Effizienz erreicht. Weil das mit den Standards so schön klappte, machten es die Wolfsburger kurz darauf genauso. Maximilian Arnolds Ecke köpfte Yannick Gerhardt ein, nur noch 2:1, der ausverkaufte Gästeblock hoffte wieder.

Schließlich drosch der eingewechselte Joao Victor den Ball so hart vors Berliner Tor, dass Weghorst nur noch seinen Kopf hinhalten musste, 2:2. „Wir haben heute gegen einen ganz starken Gegner einen wichtigen Punkt geholt“, resümierte Fischer. Wobei der sportliche Ausgang an diesem bewegten Tag eher nebensächlich war.

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