Trainer bei Manchester City: Pep Guardiola allein auf weitem Feld
Trotz grandioser Aufholjagd gegen Monaco erlebt Pep Guardiola mit Manchester City ein Problemjahr.
Nach 90 aufregenden Minuten, an deren Ende ein 5:3 für Manchester City gegen den AS Monaco stand, war Pep wieder ganz Guardiola. „Wir haben in kleinen Räumen attackiert und in großen Räumen verteidigt. Deshalb bin ich geholt worden, weil ich es liebe, so zu spielen“, sagte Citys Trainer, und in diesem Moment klang es wie eine Erinnerungsstütze, so als wollte er den Engländern zurufen: Seht her, ich bin immer noch der, für den ihr mich einst gehalten habt! Die fulminante Aufholjagd, bei der City innerhalb von zehn Minuten aus einem 2:3 ein 5:3 machte, gab Guardiola mal wieder Grund zur Freude. Ein Gefühl, das dem Trainer in den vergangenen Wochen immer mehr abhanden gekommen war.
Manchester City ist ein Problemverein
Guardiola erlebt derzeit in England die wohl schwierigste Phase seiner Trainerlaufbahn. City ist ein Problemverein, dem man die Probleme nicht auf den ersten Blick ansieht. Zum ersten Mal seit seinem Einstieg beim FC Barcelona 2008 laufen die Dinge für Guardiola nicht wie gewohnt reibungslos. Nach grandiosem Start liegt Manchester in der Meisterschaft acht Punkte hinter Tabellenführer Chelsea, bei den Niederlagen gegen Chelsea, Tottenham, Leicester und Everton wurde die Mannschaft regelrecht an die Wand gespielt. Besonders demütigend fiel das 0:4 in Everton aus. Danach sagte ein zerknirschter Guardiola: „Dieses Jahr werden wir sicher nichts gewinnen.“
Ein Satz wie eine mittelschwere Eruption. Die Welt des Fußballs kennt den Trainer nur als strahlenden Sieger, deshalb hatten ihn die Geldgeber aus den Arabischen Emiraten verpflichten lassen. Seine Idee vom offensiven Positionsspiel implantierte er in Barcelona und bei Bayern München und prägte bei beiden Klubs eine Epoche. Manchester sollte der letzte Beweis werden, dass seine Philosophie überall auf der Welt durchsetzbar ist.
Der Kader muss verändert werden, fordert Guardiola
Nur fand Guardiola anders als auf seinen vorherigen Stationen in Manchester einen Kader vor, mit dem sich kein Guardiola-Fußball spielen lässt. Passspiel, Rhythmuswechsel und taktische Flexibilität gehören nicht unbedingt bei allen Spielern zu den Stärken. Streng genommen ist David Silva der einzige, der das Anforderungsprofil des Trainers vollständig erfüllt. Wie groß dessen Not ist, das richtige Personal zu finden, zeigt allein die Begnadigung seines Kritikers Yaya Touré, der mit fast 34 Jahren wieder die Geschicke in Citys Mittelfeld lenkt. Intern soll Guardiola längst zu verstehen gegeben haben, dass der Kader einer Generalüberholung bedarf. Nur machten die Verantwortlichen bisher nicht durch Transfergeschick von sich reden. Pure Ironie das gegen Monaco ausgerechnet zwei das Spiel drehten, die lange als Gesichter der sportlichen Krise galten. Verteidiger John Stone traf zum 4:3, der frühere Schalker Leroy Sané erhöhte wenig später auf 5:3.
Manchesters Neuzugänge konnten das Niveau nicht entscheidend steigern
Stone und Sané haben zusammen rund 110 Millionen Euro gekostet und stehen sinnbildlich für die verfehlte Transferpolitik des Klubs. Von den Neuzugängen haben die beiden genauso wenig zur dauerhaften Verbesserung beigetragen wie Nolito, Claudio Bravo und Ilkay Gündogan. Gündogan überzeugte noch am ehesten, aber für den verletzungsanfälligen Mittelfeldspieler ist die Saison nach einem Kreuzbandriss im Dezember längst beendet. Sané kommt nach schwachem Start besser in Form, zuletzt zählte der deutsche Nationalspieler bei vier aufeinanderfolgenden Ligaspielen zur Startelf. Drei Mal traf er bisher in der Premier League und gegen Monaco nun auch im Europacup. Sein Trainer hatte jedenfalls Spaß an dem Spektakel. „Es ist was Besonderes, wenn zwei Mannschaften so offensiv spielen und ständig attackieren“, sagte er und mahnte schon mal fürs Rückspiel: „Wenn wir dort nicht treffen, scheiden wir aus.“ Das ist Guardiola so früh noch nie passiert, mit Barcelona und Bayern erreichte er immer mindestens das Halbfinale.
Unter die letzten vier zu kommen wäre für City in dieser Saison als Erfolg zu werten. Allein daran lässt sich erkennen, dass es womöglich ein verlorenes Jahr war. Für City und für Guardiola.