Berlins Sportler des Jahres: Pechstein, Hausding, Hanning und die Volleys siegen
Eine Stadt feiert ihre Helden: Claudia Pechstein, Patrick Hausding, Bob Hanning und die BR Volleys gewinnen bei der Wahl "Berliner Sportler des Jahres".
- David Joram
- Nantke Garrelts
- Claus Vetter
- Benjamin Apitius
Claudia Pechstein: Die älteste WM-Königin
Claudia Pechstein hat sich schon mal darüber beklagt, dass sie nicht groß genug gewürdigt wird. Die Berlinerinnen und Berliner kann sie damit nicht gemeint haben, die erfolgreichste Winter-Olympionikin hat nun zum bereits achten Mal diesen Preis gewonnen. Und es ist durchaus denkbar, dass die gebürtige Berlinerin im kommenden Jahr beim Publikum wieder ganz oben in der Gunst steht, denn ihr Ziel für die Spiele von Pyeongchang ist klar: Pechstein will ihre zehnte olympische Medaille gewinnen – und das dann im Alter von fast 46 Jahren. Die Leistungen im Weltcup in dieser Saison lassen sie durchaus ambitioniert in die Langstreckenwettbewerbe starten. Bei ihren sechsten Olympischen Spielen wurde sie vor knapp vier Jahren in Sotschi Vierte über 3000 Meter und Fünfte über 5000 Meter. 2017 gewann Pechstein bei den Einzelstrecken-Weltmeisterschaften in Gangneung in Südkorea über 5000 Meter die Silbermedaille. Sie wurde damit, elf Tage vor ihrem 45. Geburtstag, zur ältesten WM-Medaillengewinnerin der Eisschnelllaufgeschichte. In Berlin konnte sie am Sonnabend ihren Preis nicht entgegen nehmen: Die Mission Medaille ist eben wichtiger, die beste deutsche Eisschnellläuferin ist zur Zeit in Nordamerika.
Patrick Hausding: Immer wieder raufklettern
„Die Schwimmhalle ist meine zweite Heimat!“, hat Patrick Hausding dem Tagesspiegel mal erzählt. Der Athlet des Berliner TSC hat wahrscheinlich nicht übertrieben. Salti, Schrauben, Salti mit Schrauben, all das übt Hausding, 28, schon seit 18 Jahren. Man muss den Turmspringer für seine Ausdauer bewundern, der Ablauf in der Berliner Schwimmhalle, die eigentlich „Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark“ heißt und an der Landsberger Allee steht, ist ja meist derselbe: Turm raufklettern, runter hüpfen. Hausding, 1,80 Meter groß und mit einem ordentlichen Waschbrettbauch ausgestattet, hat offensichtlich immer noch seinen Spaß daran; das bestätigen die Resultate dieses Jahres. Bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Budapest gewann er im Synchronspringen mit Partner Sascha Klein (Dresdner SC) vom Zehnmeterturm die Bronzemedaille. Vom Dreier reichte es solo sogar für Silber. Hausding zählt damit zu den zuverlässigsten Medaillensammlern der letzten zehn Jahre. Seit der olympischen Silbermedaille 2008 in Peking steht er jedes Jahr bei Großereignissen auf dem Treppchen. Da klettert Patrick Hausding eben genauso gerne rauf wie auf den Turm.
Bob Hanning: Der mit der Jugend spielt
In der Rubrik Trainer/Manager hat Bob Hanning die Sportlerwahl in diesem Jahr bereits zum dritten Mal gewonnen. Und einen besseren Kandidaten gibt es in Berlin ja auch kaum – schließlich ist der 49-Jährige bei den Füchsen Handballtrainer und Manager. Der gelernte Kaufmann aus Essen weiß diese beiden Tätigkeiten bestens zu verbinden: die Supertalente, die der Trainer Hanning bei seiner A-Jugend eigenhändig schult, platziert der Manager Hanning später in seinem Profiteam. Die Liste seiner Entdeckungen ist dabei lang: Fabian Wiede (23 Jahre) und Paul Drux (22) schafften mittlerweile sogar den Sprung in die Nationalmannschaft, Kevin Struck (20) spielte sich in dieser Saison als bisher letzte Überraschung im Profiteam fest, mit Frederik Simak (19), der im Sommer mit Hannings A-Jugend noch deutscher Vizemeister wurde, sitzt das nächste Talent schon auf der Bank. Die Berliner gelten dabei aber keineswegs als klassischer Ausbildungsverein, der wie der Fußballklub aus Freiburg immer wieder von vorne beginnen muss. Hanning hat die Füchse in seiner 12-jährigen Amtszeit aussichtsreich im oberen Tabellendrittel etabliert – und das nicht trotz, sondern wegen seiner vielen jungen Spieler.
BR Volleys: Zum europäischen Topteam gereift
Den Volleys gelang 2017 das Unglaubliche: Nicht nur wiederholten sie ihren Titelgewinn von 2015/16 und wurden Deutscher Meister. Sie zeigten auch, dass der Berliner Sport international glänzen kann und schafften die Teilnahme am Final Four der Champions League – und das in ihrer ersten vollen Champions League-Saison überhaupt. Zwar verloren sie im Spiel um den dritten Platz gegen Lube Macerata, der vierte Platz in der europäischen Oberklasse bestätigte aber die Stärke der Mannschaft. Damit sind und bleiben sie der erfolgreichste Klub der Stadt, trotz der jungen Geschichte der Mannschaft. In der Volleyball-Bundesliga gewannen die Volleys 17 von 20 Spielen und begeisterten das Publikum in der Max-Schmeling-Halle. Gemeinsam mit den Fans feierten sie Sieg um Sieg. Nur gegen den ewigen Gegner, den VfB Friedrichshafen, mussten sie sich daheim wie auswärts geschlagen geben. Aber dann gelang ihnen der Coup: Im Play-off-Finale gewannen sie zwei von drei Spielen und konnten sich am Ende als Deutscher Meister feiern. Dazu konnten sie sich mit dem DVV-Pokal schmücken. Ihre Fans wissen: Unter den orangenen Trikots schlagen Kämpferherzen. Und die Volleys sind immer für eine Überraschung gut.