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Ganz der Papa. Palko Dardai.
© imago/Sven Simon

Hertha BSC: Palko Dardai will es wissen

Pal Dardais Sohn Palko hat gegen Augsburg sein Debüt in der Bundesliga gefeiert - und zusammen mit Vedad Ibisevic die Wende herbeigeführt.

Es war ein Bild von Seltenheitswert, das sich am Rande des Bundesligaspiels zwischen Hertha BSC und Augsburg am Sonnabend bot. Zwanzig Minuten waren noch zu spielen im Olympiastadion, die gastgebenden Berliner lagen 0:2 zurück, als sich Pal Dardai zu einem generationsübergreifenden Doppelwechsel entschloss. Herthas Trainer beorderte Vedad Ibisevic und seinen Sohn Pal, gerufen Palko (Paulchen), auf den Rasen. Also einen fast 34 Jahre alten, ergrauten Haudegen, „einen echter Mentalitätsspieler“, wie Dardai ihn gern nennt, der zwölf Jahre Bundesliga in den Knochen hat. Und daneben den ältesten seiner drei Söhne, seit einer Handvoll Tagen 19, kein Jungspund mehr, aber auch noch kein richtiger Mann.

Im Herbst hatte Palko Dardai bei den Berliner Profis debütiert, in der Europa League. Am Samstag nun kam er zu seinem ersten Einsatz in der Bundesliga, dem ehrlichsten und wichtigsten Wettbewerb des deutschen Fußballs. Diese beiden Spieler brachten die Wende im Spiel gegen Augsburg, zwanzig Minuten später stand es 2:2. Und hätte der spät eingewechselte Augsburger Marcel Heller kurz vor dem Abpfiff nicht Palko Dardai gefoult, wofür er des Feldes verwiesen wurde, hätten die Berliner in Überzahl eine sehr gute Kontersituation ausspielen und vielleicht sogar das Siegtor erzielen können. „Vedad hat uns gut getan, und ich muss sagen, Palko auch“, sagte Pal Dardai am Sonntag. Es kommt nicht oft vor, dass Väter ihre Söhne loben, erst recht nicht, wenn sie deren Trainer sind. „Ich bin sein Papa, er hat ein schwieriges Leben“, sagte Pal Senior, „so wie ich auch bei meinem Vater, der mein Trainer war.“ Tatsächlich profitierte eine zauderhafte Mannschaft von der Hereinnahme ihres Kapitäns Ibisevic und der Unbekümmertheit des jugendhaften Dardai Juniors.

Alle reden von Europa - nur Hertha nicht

Beide attackierten die Augsburger früh, ihr unerschrockenes Auftreten riss erst das Team und dann auch die Anhänger im Stadion mit. Ibisevic gelang kurz vor Schluss vom Elfmeterpunkt der Anschlusstreffer, dann traf Davie Selke nach Vorarbeit des Bosniers zum 2:2. „Respekt für die Moral, die die Mannschaft hintenraus zeigte, aber ich verstehe nicht, was in der ersten Halbzeit los war“, sagte Pal Dardai am Tag danach. Seine Mannschaft hatte einfach kein Mittel gegen die Augsburger gefunden, die mit ihrer körperbetonten und willigen Spielweise die Begegnung dominierten. Angesprochen fühlen durften sich vor allem Herthas erfahrene Spieler wie Per Skjelbred, Marvin Plattenhardt und Vladimir Darida, allesamt Nationalspieler, denen ungewohnte Fehlpässe unterliefen. Sie verunsicherten die Mannschaft. Selbst Rune Jarstein, sonst ein sicherer Rückhalt, ließ sich zwischenzeitlich anstecken.

Pal Dardai ärgerte sich ob dieser Unzulänglichkeiten, denn im Siegfall hätten die Berliner eine reelle Chance auf eine erneute Europa-League-Teilnahme gehabt. „Wir können das noch nicht verkraften“, echauffierte sich der 41 Jahre alte Ungar. „Die Berliner Medien sind Träumer“, führte er aus, in seinen eigenen vier Wänden sei er das zwar auch, aber realistisch sei in dieser Spielzeit „den Top-Ten-Platz zu verteidigen, und das haben wir“. Auch aus den Gesprächen mit den Spielern wisse er, dass sie gern erneut eine Runde in der Europa League drehen würden, nachdem sie im vorigen Herbst mit der zusätzlichen internationalen Belastung überfordert gewirkt hatten.

Auch deshalb habe man einen Platz unter den besten Zehn als Saisonziel ausgerufen. Sollte der FC Bayern das Pokalfinale gegen Frankfurt gewinnen, dürfte sogar er Bundesliga-Siebte in der Qualifikation zur Europa League starten. Der siebte Platz ist rechnerisch immer noch erreichbar für Hertha. „Wenn diesbezüglich zum Schluss etwas geht, ist das nicht unser Lohn“, sagte Dardai. Das hätten man anderen zu verdanken, die schwächelten. Mit solchen Szenarien mochte Herthas Trainer sich nicht beschäftigen: „Für mich ist das Wichtigste, dass wir unser letztes Heimspiel gegen Leipzig gewinnen.“ Dann würden die Fans glücklich in die Sommerpause gehen – und danach wiederkommen. Seinem Sohn empfahl Dardai Senior, am Samstag beizeiten ins Bett zu gehen. Am Sonntag stand für Pal Dardai Junior das Spiel mit Herthas U19 gegen Bremen an. Die echten Profis hatten frei.

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