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Gute Laune. Pal Dardai kann seinen Geburtstag feiern - und Herthas aktuelle sportliche Situation.
© imago/Camera 4

Der Trainer von Hertha BSC ist 40: Pal Dardai: Ein Fußballspiel zum Geburtstag

Pal Dardai hat am Mittwoch seinen 40. Geburtstag gefeiert. Seine größten beruflichen Wünsche sind längst in Erfüllung gegangen.

Pal Dardai war an seinem Geburtstag gnädig gestimmt. Die Trainingseinheit am Nachmittag hatte der Trainer von Hertha BSC seinen Spielern ohnehin schon erlassen, und auch am Morgen war die Beanspruchung nicht allzu groß. Statt auf den Fußballplatz bat Dardai die Mannschaft in die Halle zum Basketballspielen. Nur eine knappe Stunde dauerte die Einheit, ehe die Fußballer nach einer Mannschaftssitzung in die Freizeit entlassen wurden. Damit, dass Pal Dardai genügend Zeit haben wollte, um seinen 40. Geburtstag ausschweifend zu feiern, hatte das allerdings nichts zu tun. Eher mit der intensiven Belastung am Tag zuvor, als die Spieler des Berliner Bundesligisten zweimal hatten trainieren müssen.

Sein Sohn hat versprochen, ein paar Tore für ihn zu schießen

Anders als zu seinem Dreißigsten wollte es Dardai am Mittwoch eher ruhig angehen lassen. Statt einer großen Party sollte es nur einen freien Nachmittag mit der Kernfamilie und ein gemeinsames Abendessen geben. Der Plan musste jedoch kurzfristig leicht modifiziert werden, weil der jüngste seiner drei Söhne am Abend noch ein Spiel mit Herthas U 11 zu bestreiten hatte. Das ist natürlich ein Pflichttermin für die ganze Familie, zumal sein Sohn versprochen hatte, „ein paar Tore für mich zu schießen“, wie Dardai verkündete.

Für einen Fußballnerd wie Dardai gibt es Schlimmeres, als den Geburtstag auf dem Fußballplatz zu verbringen, selbst einen runden. Für den Ungar ist die 40 „einfach eine neue Zahl“, sagte er. „Der Einschnitt war mit 30, da fängst du an, ein Mann zu sein.“ Zumindest seine größten beruflichen Wünsche sind in der jüngeren Vergangenheit ohnehin schon in Erfüllung gegangen. Dardai wollte irgendwann einmal Hertha BSC trainieren und später auch die ungarische Nationalmannschaft. Beides, wenn auch in der falschen Reihenfolge, kann er in seinem Lebenslauf abhaken - viel früher wahrscheinlich, als von ihm selbst vermutet. Unerfüllt ist bisher nur der Traum geblieben, sein Heimatland auch bei einem großen Turnier, einer Welt- oder Europameisterschaft, zu betreuen. Dardai hat zwar die Grundlagen gelegt, dass die Ungarn im Juni zum ersten Mal seit 44 Jahren wieder bei einer EM dabei sind. Der Vollzug aber blieb ihm verwehrt, weil Hertha im vorigen Sommer auf dem ganzen Dardai bestand, und der daraufhin sein Amt als Nationaltrainer aufgeben musste.

Champions League? Immer noch kein Thema!

Als Pal Dardai am Mittwochvormittag nach dem Basketballtraining aus der Halle auf dem Olympiagelände trat, wartete dort schon eine kleine Fan-Abordnung auf ihn. Der Trainer bekam einen Geburtstagskuchen in appetitlichem Hertha-Blau geschenkt, dazu, von einem Radioreporter, eine Flasche italienischen Rotweins. Möglicherweise um dem bekennenden Rotweinliebhaber Dardai ein wenig die Zunge für das anschließende Interview zu lösen. Auf dem Flaschenhals pappte ein Miniaturmodell des Champions-League-Pokals. „Wir genießen unsere Situation, aber wir müssen nicht übertreiben“, sagte Dardai zu dieser subtilen Anspielung auf den aktuellen Tabellenplatz. Dritter sind die Berliner, wären damit am Ende der Saison für die Champions League qualifiziert. „Darüber reden wir noch nicht.“

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Dardai schon in seiner ersten kompletten Saison als Cheftrainer mit Hertha der Einzug in den Europapokal gelingt. Es ist ja nicht so, dass der Ungar keine Ziele mehr hat. Eines lässt sich womöglich schon in fünf Wochen erreichen, wenn die Berliner im eigenen Stadion Borussia Dortmund zum Halbfinale um den DFB-Pokal empfangen. Für Dardai ist es, unabhängig vom Kampf um die Champions League, „das Spiel des Jahres“.

Es sei denn Hertha gewinnt das Halbfinale. Dann kommt einen Monat später ein Spiel, das noch tausendmal wichtiger ist.

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