Ungarn bei der EM 2016: Pal Dardai: Der Vater des Erfolgs
Dass Ungarn erstmals seit 44 Jahren wieder eine EM-Endrunde erreicht hat, ist auch ein Verdienst von Pal Dardai. Ein Kommentar.
Die Ungarn haben es also geschafft. Erstmals seit 44 Jahren erreicht das Land mit der großen Fußballtradition wieder eine EM-Endrunde. Und ein Herr aus Berlin-Westend darf sich darüber nicht nur freuen, sondern darf sogar etwas stolz sein – der Ungar Pal Dardai.
In gewisser Weise ist Herthas Trainer so etwas wie der Vater des ungarischen Erfolgs. Er hatte im September 2014 die Nationalmannschaft seines Landes übernommen, die verquer in die EM-Qualifikation gestartet war. Dardais Berufung galt in Ungarn als Griff zum letzten Strohhalm. Tatsächlich gelang es ihm, die Mannschaft hinter sich zu bringen, er gewann das Vertrauen der Spieler, er erreichte ihr Herz und ihren Stolz – die guten Ergebnisse taten ihr Übriges. Dardai, damals noch im Nachwuchs des Berliner Bundesligisten versteckt, brachte so auf den Weg, was jetzt sein Nachfolger-Gespann, Bernd Storck und Andreas Möller, ins Ziel gebracht haben.
Bei aller Freude, die Pal Dardai empfand, als er sich die beiden Relegationsspiele gegen Norwegen vor dem heimischen Fernseher angesehen hat, wird der Erfolg ihm auch einen kleinen Stich versetzt haben. Eigentlich wollte er so gern selbst die Sache seiner Ungarn zu einem guten Ende bringen. Schweren Herzens entsprach er im Sommer dem Wunsch Herthas, sich ausschließlich um die Profis der Berliner zu kümmern, die er gerade vor dem Abstieg gerettet hatte.
Es wird ihm ein Trost sein, dass er sich nun auch in der Bundesliga mit beachtlichem Erfolg verwirklichen kann. Die Ungarn werden es ihm gönnen.
Michael Rosentritt