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Big in Ungarn: Einen grinsenden Pal Dardai wird man auf der ungarischen Trainerbank erst einmal nicht mehr sehen.
© dpa

Hertha BSC: Ein guter Tag für Pal Dardai?

Hertha BSC untersagt Pal Dardai, sein Heimatland Ungarn zur Europameisterschaft zu führen - aus Angst vor einem schlechten Saisonstart. Ein Kommentar.

Der 20. Juli 2015 war ein trauriger Tag für den ungarischen Fußball und ein guter für Hertha BSC. Auf den ersten Blick. Trainer Pal Dardai, der mit Hertha die Klasse hielt und Ungarns Nationalteam aussichtsreich in der EM-Qualifikation hält, wird nur noch Hertha BSC zur Verfügung stehen. Der erfordere alle Konzentration und kompletten Einsatz, ließ Herthas Management wissen. Und Dardai, der liebend gern die Magyaren nach Frankreich gebracht und sich in seiner Heimat unsterblich gemacht hätte, akzeptiere und respektiere diese Entscheidung. Klingt nicht so, als sei er von einer Last befreit.

Ein doppeltes Traineramt ist ungewöhnlich im Fußball. Als ein Nachfolger für Jos Luhukay gefunden werden musste, störte es Herthas Management nicht, dass Dardai nebenher Ungarns Auswahl betreute. Es sorgte vertraglich nur für den Fall vor, dass die Klasse gehalten und mit Dardai als Cheftrainer in die neue Spielzeit gegangen wird. Jetzt pocht Hertha auf diese Klausel.

Die EM-Quali hätte Pal Darda weiter reifen lassen

Was wäre einzuwenden gewesen, wenn der Klub seinem Trainer die beiden Doppelspieltage mit Ungarns Auswahl im September und Oktober gegönnt hätte? Es fehlen die Beweise, dass so etwas nicht funktioniert. In der Länderspielpause sind Herthas Nationalspieler unterwegs und im Vereinstraining wird der verbliebene Rest mit Nachwuchsspielern aufgefüllt. Inhaltlich kann in dieser Zeit nichts erarbeitet werden. Eine Duldung der Dardaischen Nebentätigkeit hätte Charme gehabt. Eine erfolgreich zu Ende geführte EM-Qualifikation hätte den jungen, relativ unerfahrenen Trainer Dardai weiter reifen lassen. Vermutlich hat Herthas Management Angst vor einem nicht so guten Start in die Saison der Fußball-Bundesliga und den folgenden Schlagzeilen, die sie lesen muss, während sich Dardai auf den Weg nach Ungarn macht.

Herthas Klassenerhalt wird nicht davon abhängen, ob Dardai auch in den Länderspielpausen auf dem Vereinsgelände arbeitet oder nicht. Vielmehr geht es Dardai an den Kragen, sollte das Klassenziel zwischendrin in Gefahr geraten. Mit Größe und Souveränität hätte man gemeinsam dieses Risiko eingehen können, das eigentlich gar keins ist. So aber gibt es nicht nur in Ungarn ein paar traurige Gesichter.

Michael Rosentritt

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