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Der Grindel grinst sich einen. DFB-Präsident Reinhard Grindel (l) und DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius (r). in Erfurt.
© dpa/Schutt

DFB: Reinhard Grindel bleibt Präsident: Ohne Gegenstimme und mit guter Bilanz

Reinhard Grindel ist in Erfurt ohne Gegenstimme wiedergewählt worden. Das war keine Überraschung. Auch die Kritiker des DFB-Präsidenten werden nicht bestreiten, dass Grindel schon viel angepackt hat. Ein Kommentar.

Reinhard Grindel hat am Freitagmorgen noch einmal kurz den Wolfgang Niersbach gegeben. Als der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes beim DFB-Bundestag Bericht erstattete, widmete er sich erst einmal dem großen Fußball. Der große Fußball, das war die Welt Niersbachs, Arm in Arm mit den Größen des Fußballs, so hat er sich am liebsten gesehen. Aber auch Grindel eröffnete seine Rede mit einem Dank an Joachim Löw, den Bundestrainer, für den Gewinn des WM-Titels. Und das, obwohl Grindel bei der Weltmeisterschaft 2014 noch gar nicht im Amt war.

Eigentlich ist der 15. April 2016, der Tag, an dem Grindel ins Amt gewählt wurde, so etwas wie die Trennlinie zwischen dem alten und dem sogenannten neuen DFB – so jedenfalls sieht das Grindel selbst. Von all dem, was den Verband vor ziemlich genau einem Jahr erschüttert hat, von der Affäre rund um das Sommermärchen 2006, von Beckenbauers Werk und Niersbachs Beitrag war im Bericht des Präsidenten keine Rede. Wenn man es positiv ausdrücken will: Dass all das mit keinem Wort erwähnt wurde – das kann man als stillschweigende Distanzierung von der männerbündlerischen Verbandsführung alter Zeiten deuten. Man kann man auch sagen: Wichtiger als hehre Worte sind hehre Taten, sind die richtigen Konsequenzen aus den Ereignissen rund um die Jahrtausendwende. Grindel hat im Frühjahr angekündigt, dass es diese Konsequenzen geben werde; am Freitag verkündete er mit großen Selbstbewusstsein: „Heute können wir Vollzug melden.“

Natürlich hätte es auch bei Grindel mehr sein können

Grindel ist in Erfurt ohne Gegenstimme wiedergewählt worden. Das war keine Überraschung. Auch die Kritiker des DFB-Präsidenten werden nicht bestreiten, dass Grindel viel angepackt hat in den ersten knapp sieben Monaten im Amt – naturgemäß hätte es immer auch mehr sein können. Doch die Offenlegung des Haushalts, die Einrichtung einer Ethikkommission, die Zusammenarbeit mit Transparancy International bei der Bewerbung für die EM 2024 – all das sind erfreuliche Maßnahmen.

Dass der Verband einen außerordentlichen Bundestag einberuft, weil die Kosten für die neue Akademie deutlich höher ausfallen werden als ursprünglich geplant, spricht ebenfalls für eine neue Kultur und ein Ende der bisher üblichen internen Mauschelei. Für „Integrität und Glaubwürdigkeit“ will der DFB künftig stehen. Ob ihm das abgenommen wird, hängt aber nicht nur davon ab, was der Verband künftig tun wird. Es hängt in erster Linie davon ab, wie der DFB sich der eigenen Vergangenheit stellt. Offensive Ignoranz wie beim DFB-Bundestag in Erfurt hilft da ganz sicher nicht.

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