Doping-Skandal: Nur Wladimir Putin kann den russischen Sport verändern
Was immer an Aufklärung über russische Dopingfälle geleistet wird, kommt leider aus dem Ausland. Dabei kann nur Putin den russischen Sport verändern. Ein Kommentar.
Den russischen Sport kann eigentlich nur Wladimir Putin selbst retten. Sonst bleibt er eine Wagenburg, aus der heraus der immergleiche Ruf dringt: Die ausländischen Medien kippen kübelweise Schmutz über uns, obwohl doch jeder weiß, dass auf der ganzen Welt gedopt wird.
Wie stabil die Wagenburg ist, verdeutlicht gerade ein Brief von russischen Athleten an Staatspräsident Putin. Darin fordern sie nicht etwa ein besseres Doping-Kontrollsystem, um die sauberen Athleten zu schützen. Nein, sie wollen Schutz für Viktor Tschegin. Der Geher-Trainer ist wegen Dopings lebenslang gesperrt. Und Putin solle nun den „guten Namen und das sportliche Erbe“ Tschegins bewahren helfen. Unterschrieben haben unter anderem Olga Kaniskina und Sergej Kirdjapkin, denen der Internationale Sportsgerichtshof Cas kürzlich Olympiasilber und -gold von den Spielen 2012 in London aberkannt hat.
Wäre es nach dem russischen Verband gegangen, hätten sie ihre Medaillen behalten dürfen. Was immer an Aufklärung über russische Dopingfälle geleistet wird, kommt leider aus dem Ausland. Von Journalisten wie Hajo Seppelt. Und was Sanktionen betrifft, allmählich auch vom Internationalen Leichtathletik-Verband. Verändern kann das eigentlich nur der Boss selbst. In einem Sportsystem, das Züge von Staatssport trägt, geschieht Veränderung von oben.
Vielleicht sagt Putin ja den Athleten etwas Ähnliches wie den Sportfunktionären, nachdem Tennisspielerin Maria Scharapowa und andere mit der Substanz Meldonium aufgeflogen waren: „Es ist offensichtlich, dass unsere Funktionäre die Relevanz dieser Fragen nicht verstanden haben.“ Wenn Putin die Relevanz der Dopingfragen verstanden hat, käme der russische Sport auf jeden Fall weiter.