Formel 1: Großer Preis von Spanien: Nico Rosberg gewinnt vor Lewis Hamilton
Nico Rosberg schlägt im Mercedes-Duell mit Lewis Hamilton zurück und gewinnt den Grand Prix von Spanien. Auch Sebastian Vettel fährt aufs Podium - und ein Lokalmatador hat Pech.
Es war mehr Erleichterung als Freude, die im Gesicht von Nico Rosberg lag, als er den Helm abnahm. Rosberg ging auf seine Frau Vivian zu und umarmte sie, dann genoss er die Gratulation des unterlegenen Zweiten Lewis Hamilton. Endlich, endlich, war er wieder vor seinem Mercedes-Rivalen bei einem Formel-1-Rennen ins Ziel gekommen, endlich hatte er wieder einmal gewonnen. Nach dem dominanten Saisonauftakt Hamiltons schlug Rosberg beim Großen Preis von Spanien zurück und fuhr in Barcelona einen beeindruckenden Sieg heraus. Es war Rosbergs erster in diesem Jahr, und der Deutsche wird hoffen, dass er ihm einen Schub für sein Heimrennen in Monaco in zwei Wochen und auch die restliche Saison geben wird. „Es war ein perfektes Wochenende“, sagte er mit einem Lächeln auf dem Siegerpodest, das man lange nicht mehr von ihm gesehen hatte. „Ich genieße den Tag und sicher auch den Abend.“
In der WM-Wertung verkürzte Rosberg den Rückstand auf den Führenden Hamilton auf 20 Punkte. Für Sebastian Vettel war Rang drei mehr eine Enttäuschung als eine Ermutigung. „Ich bin glücklich mit den Punkten, aber nicht mit dem Abstand zur Spitze“, erklärte er. Lange konnte er sich zumindest vor Hamilton auf dem zweiten Platz halten, doch am Ende konnte sein runderneuerter Ferrari nicht mithalten und hatte einen deutlichen Rückstand auf die beiden Silberpfeile. Die Hoffnung, gleich im ersten Jahr mit Ferrari den WM-Titel zu holen, ist angesichts dieses eklatanten Leistungsunterschieds nicht besonders realistisch. „Zu leicht“, sagte Vettel nach dem Rennen knapp und meinte damit die Art und Weise des Mercedes-Doppelsiegs. „Wir haben alles versucht. Ich dachte die ersten zwei Runden, da geht richtig was. Aber dann war ziemlich klar, dass Nico vorne wegzieht.“ Auch für Rosberg war nach dem Kräftemessen in Barcelona klar: „Es scheint, als ob wir immer noch mit Abstand das schnellste Auto haben. Es ist immer noch um einiges schneller als das von Sebastian, deshalb konnte ich mir das Rennen gut einteilen.“
Lewis Hamilton: "Es war ein schlechter Start"
Schon am Start deutete sich an, dass es diesmal ein Rosberg-Tag werden würde. In der Nacht vor dem Rennen dürfte er sich den Hergang bis zu Kurve eins in etwa so erträumt haben, wie er am Sonntag eintrat. „Endlich habe ich mal einen guten Start hingekriegt“, sagte er. Der Mercedes-Pilot verteidigte seine erste Poleposition des Jahres souverän, während sein Stallrivale Lewis Hamilton schlecht wegkam. „Ich hatte durchdrehende Reifen, es war ein schlechter Start“, sagte der Weltmeister und WM-Führende. Er verlor auf der Anfahrt zur ersten Kurve Platz zwei an Sebastian Vettel und schaffte es nur mit größter Mühe, sich vor dem Williams-Piloten Valtteri Bottas zu behaupten.
Vettels Ferrari schirmte Rosberg nun quasi als Puffer zu Hamilton ab, so konnte der deutsche Mercedes-Pilot einen Vorsprung herausfahren. Im Duell um Platz zwei kam Hamilton auch auf der langen Geraden trotz des DRS-Überholsystems nicht an Vettel vorbei – ein Zeichen dafür, dass Ferrari immerhin in Sachen Motor tatsächlich zum Branchenführer Mercedes aufgeschlossen hat.
Taktikwechsel bei Mercedes
Deswegen entschied sich Hamilton als erster der Spitzenpiloten schon der 13. Runde zum Boxenstopp, der jedoch wegen eines Problems am linken Hinterreifen auch noch leicht misslang. So kam Vettel nach seinem Stopp eine Runde deutlich vor dem Briten zurück auf die Strecke. „Du musst Vettel auf der Strecke überholen“, erklärte das Team Hamilton anschließend per Funk. Der antwortete leicht schnippisch: „Ich kann euch versichern, das ist ziemlich unmöglich. Findet eine andere Lösung!“ Zweimal griff der Mercedes-Fahrer dennoch zaghaft an, blieb allerdings jeweils erfolglos. Also dachte sich sein Team tatsächlich etwas anderes aus, schwenkte auf eine Drei-Stopp-Strategie um und holte ihn deutlich früher zum zweiten Reifenwechsel an die Box.
Ohne den Bremsklotz Vettel zeigte Hamilton bei seinem Zwischenspurt das wahre Potenzial seines Mercedes. Er fuhr teilweise mehr als drei Sekunden schnelleren Rundenzeiten als Vettel, schob sich trotz des zusätzlichen Reifenwechsel nach dem zweiten Stopp des Deutschen auf Rang zwei und fuhr ihm in der Folge in fast schon entmutigender Weise auf und davon. „Als er vor uns rauskam, war er auch weg“, sagte Vettel. „Da konnte er den Extraspeed nutzen und ließ uns keine Chance.“
Die Ziellinie überquerte Hamilton schließlich fast eine halbe Minute vor dem Ferrari des viermaligen Weltmeisters. Nur an Rosberg kam der Brite nicht mehr heran. „Das war ein schwieriges Wochenende für mich“, sagte Hamilton, „Aber die Saison ist noch lang. Ich muss auf einen anderen Tag warten.“ Einen schweren psychologischen Knacks scheint der Weltmeister durch die unerwartete Niederlage jedenfalls nicht erlitten zu haben. Gefragt, worauf er sich beim nächsten Rennen in Monaco freue, antwortete Hamilton grinsend: „Die Mädchen.“