Zum Rücktritt des Formel-1-Weltmeisters: Nico Rosberg bleibt für immer oben
Nico Rosberg hat das geschafft, was viele nicht schaffen: auf dem Höhepunkt aufzuhören. Dafür gebührt ihm Respekt. Ein Kommentar.
Vor einigen Jahren der Fußballer Lothar Matthäus oder zur Zeit die scheinbar ewig laufende Eisschnellläuferin Claudia Pechstein: Es gibt viele in der Öffentlichkeit stehende Sportler, über deren mangelndes Gespür für einen guten oder zumindest gut terminierten Abgang gerne mal diskutiert wird. Menschen, die nicht loslassen können, die klammern – auf dem Höhepunkt ihrer Karriere oder eben schon danach. Nico Rosberg gehört seit Freitag definitiv nicht zu dieser Fraktion. Er hat aufgehört auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als frisch gekürter Formel-1-Weltmeister und im Alter von 31 Jahren. Eine weise Entscheidung. Denn fallen als Pilot in der Formel 1 kann der Mann nun nicht mehr, er bleibt für immer oben.
Nico Rosberg, Jahrgang 1985, ist ein Vertreter der Generation Y, der ersten richtig technologieaffinen Generation. Gut gebildet, eloquent und eben auch ein Familienmensch und schlau genug, um zu wissen, dass er sich in seinem Job in Zukunft hätte aufreiben können. Das Duell bei Mercedes mit dem Gegner im eigenen Team, dem Briten Lewis Hamilton, war eine spannende, aber für Rosberg auch Substanz kostende Geschichte, deren Fortsetzung für Rosberg sicher nicht entspannend gewesen wäre. Sich das noch einmal antun, noch einmal gegen Hamilton gewinnen müssen, mit der kleinen Chance weitere Titel zu gewinnen, um noch größer zu werden?
Nico Rosberg hat natürlich auch das nötige Geld verdient, um sich früh zur Ruhe setzen zu können. Mal sehen, was er nun mit so viel Zeit macht in den kommenden Jahrzehnten, für die Rente erscheint er dann doch sehr jung. Aber das ist ein anderes Thema. Nein, Nico Rosberg hat nicht den einfacheren, aber wohl den für ihn besseren Weg gewählt. Er ist gewachsen, bevor er schrumpfen konnte. Das verdient Respekt. Nico Rosberg wird auf ewig ein ganz Großer des Sports bleiben. Er wird nie einem Anderen in der Formel 1 hinterherfahren. Das steht seit Freitag fest.