Formel 1: Nico Rosberg: Auf ewig Nummer zwei?
Formel-1-Pilot Nico Rosberg muss sich seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton auch in Shanghai beim Großen Preis von China geschlagen geben. Man könnte denken, er sei die ewige Nummer zwei. Doch Rosberg redet sich seine Situation lieber schön.
Vor drei Jahren, im April 2012, da durfte Nico Rosberg in Schanghai jubeln wie selten zuvor: Da gewann er in China seinen ersten Grand Prix und hoffte darauf, das Mercedes-Team in der Zukunft an die Spitze der Formel 1 zu führen. Vom Weltmeistertitel durfte er zumindest träumen. Doch nun, im Jahr 2015, muss Rosberg kämpfen, will sein Traum vom Weltmeistertitel nicht wieder platzen. 2014 hatte er das Titelduell ja erst im letzten Rennen gegen seinen Teamkollegen Lewis Hamilton verloren. Im Moment aber scheint es, als habe der Brite nicht zuletzt aus dem WM-Gewinn so viel zusätzliches Selbstbewusstsein gewonnen, dass er dem Deutschen immer weiter enteilt.
Bei den Wintertestfahrten wirkte Rosberg noch wie der Stärkere, er betonte auch immer wieder, das vergangene Jahr genau analysiert, aus Fehlern gelernt, einiges an sich selbst verändert und verbessert zu haben. Hamilton machte dagegen einen eher lustlosen, fast gelangweilten Eindruck. Doch kaum ging es in Melbourne beim Saisonstart wirklich um etwas, lag der Brite vorn. Inzwischen muss Rosberg sich deshalb auch von vielen Experten, vor allem von Ex-Formel-1-Piloten wie David Coulthard oder Martin Brundle, immer wieder anhören, dass seinen großen Worten und Ankündigungen auch einmal Taten folgen müssten. Aber auch in China sieht es nicht danach aus. Eine halbe Sekunde betrug sein Rückstand auf Hamilton im ersten Training, eine Sekunde im zweiten - und auch im Qualifiying blieb Rosberg nur der zweite Platz hinter Hamilton. Trotzdem bleibt Rosberg bei seinem Optimismus. Zwar sei seine Linie im Training nicht „ideal“ gewesen, doch sein Kollege Hamilton habe gezeigt, welche „Pace“ im Auto stecke, sagte Rosberg und ergänzte: „Was zählt, ist schließlich nicht der Freitag.“
Nico Rosberg braucht mal wieder einen Sieg über Lewis Hamilton
Es ehrt Rosberg, dass er seinen Teamkollegen bauchpinselt. Doch allmählich müsste endlich wieder einmal ein Sieg über den Teamkollegen her. Sonst läuft der Deutsche Gefahr, für ewig zur Nummer zwei bei den Silbernen zu werden. Seit Ende August letzten Jahres, seit dem umstrittenen Crash der beiden in Spa, hat Hamilton die Oberhand und erscheint als die eigentliche Nummer eins im Team. Und für Rosberg könnte die Situation bald noch schwieriger werden: Denn die neue Stärke von Ferrari bringt auch die Mercedes-Führung in eine neue Lage.
Angesichts der eklatanten Überlegenheit im letzten Jahr hatte Mercedes ja ursprünglich vorgehabt, das System der absoluten Gleichbehandlung beider Fahrer auch in diesem Jahr durchzuziehen. Aber schon nach der Niederlage gegen Sebastian Vettel und Ferrari in Malaysia kündigte Teamchef Toto Wolff an, darüber nun nachdenken zu müssen: „Vielleicht müssen wir jetzt hin und wieder im Interesse des Teams die Strategien splitten, auch wenn sich dann im Nachhinein eine als die schlechtere erweist und der betroffene Fahrer dann sauer ist.“ Logisch, dass im Zweifelsfall der Fahrer mit der besseren Ausgangsposition auch die viel versprechendere Renntaktik bekommen wird. Rosberg dürfte das auch bewusst sein, was er aber zu relativieren versucht: „Manchmal entpuppt sich die vermeintlich schlechtere Strategie ja nachher auch als die bessere.“
Redet sich Nico Rosberg die Situation schön?
Manchmal wird man das Gefühl nicht los, dass der 29-Jährige dazu neigt, sich die Dinge ein bisschen schön zu reden. „Ich habe nur zehn Punkte Rückstand auf den WM-Spitzenreiter, und es sind noch Unmengen von Punkten zu vergeben. Am Ende können wieder andere Faktoren wie die Konstanz eine wichtige Rolle spielen“, sagt er. Damit mag Rosberg recht haben. Doch die jüngsten Auftritte von Hamilton und dessen dadurch gewonnenes Selbstvertrauen deuten eher darauf hin, dass der Brite in nächster Zeit nicht so schnell aus der Erfolgsspur geraten wird.
Lewis Hamilton ist zurzeit sogar derart entspannt, dass er selbst die sich hinziehenden Vertragsverlängerung mit Mercedes bis ins Jahr 2018 locker betrachtet. „Ich dachte, wir würden das bis China über die Bühne bringen, aber jetzt dauert es halt ein bisschen länger“, sagte er. „So ein 80-Seiten-Vertrag ist eine komplizierte Sache, all das zu lesen und zu verstehen, dieses juristische Zeug - und ich verhandle ja zum ersten Mal ganz allein, ohne einen Manager." Zwischen 35 und 40 Millionen Euro pro Jahr soll Lewis Hamilton dann verdienen - das wäre wohl fast das Doppelte des Salärs, dass Nico Rosberg bekommt.
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