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Jäger des Quarterbacks. Die Aufgabe von Björn Werner (l.) besteht darin, den gegnerischen Spielmacher anzugreifen. Foto: AFP
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American Football: NFL-Profi Björn Werner kommt endlich in Fahrt

In seiner zweiten Saison in der US-Footballliga NFL erfüllt der Berliner Björn Werner allmählich die hohen Erwartungen. Nach zwei starken Spielen ist sein Trainer "verdammt Stolz" - obwohl manche Experten den jungen Verteidiger bereits als Flop abschreiben wollten.

Es war nicht nur der Bart, der ihn reifer und entschlossener aussehen ließ. Es waren auch seine Worte. „Die zweite Saison wird eine ganz andere“, hat Björn Werner im Sommer während seines Berlin-Aufenthalts gesagt, als er bei seinem Heimatklub Berlin Adler vorbeischaute. Und es sind auch seine Taten in der US-amerikanischen National Football League (NFL), die von seiner neuen Reife zeugen: Im fünften Saisonspiel bewies der Deutsche in den Reihen der Indianapolis Colts , dass seine Ankündigungen keine Phrasen waren.

Hinter Werner liegt eine schwere erste Saison, er war bei den Colts deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die als Erstrunden-Draftpick mit seinem Namen verbunden waren. Ein Stammplatz in der Defensive der Colts blieb ihm verwehrt, außerdem musste sich Werner auf eine neue Position einstellen und wurde durch eine Verletzung zurückgeworfen. All das wollte er im Sommer vergessen machen. „Ich kenne jetzt die Liga, ich kenne die Abläufe, ich kenne die Spielzüge. In der neuen Saison läuft es ganz anders“, sagte Werner.

Befreiung im fünften Saisonspiel

Zunächst aber nicht. Durch die schwere Verletzung von Teamkollege Robert Mathis bekam der 24-Jährige zwar seinen Platz in der Startformation als Outside Linebacker. Andererseits war damit auch die Aufgabe verbunden, den verletzten Mathis zu ersetzen, der seit Jahren als einer der besten Verteidiger der Liga gilt. Der Druck wurde noch größer, ebenso die Kritik in den Medien, als ihm herausragende Aktionen in den ersten Spielen der Saison erneut nicht gelingen wollten. Sogar das Etikett „Draft Bust“ – die Bezeichnung für einen Spieler, der gemessen an seiner Position bei der Talentwahl gefloppt ist – war hin und wieder zu lesen.

Dann kam das fünfte Saisonspiel gegen die Baltimore Ravens. Björn Werner war in dieser wichtigen Partie der herausragende Spieler einer dominanten Verteidigung, die Baltimores Star-Quarterback Joe Flacco immer wieder in große Bedrängnis brachte. Werner selbst konnte zweimal zum gegnerischen Spielmacher durchbrechen und ihn zu Boden reißen – seine ersten beiden Sacks in dieser Saison. Für Spieler auf seiner Position ist dies die wichtigste Statistik.

"Gameball" für den Deutschen

In der Kabine nach dem Spiel bekam Werner von Trainer Chuck Pagano den Spielball überreicht, eine traditionelle, teaminterne Ehrung für besonders starke Leistungen. „Die haben diesen Jungen nieder gemacht“, sagte Pagano in seiner Ansprache, „die öffentliche Meinung kann dein Spiel kaputt machen, es sei denn du kümmerst dich nicht darum und arbeitest einfach weiter hart an dir selbst. Und das hat er getan. Ich bin verdammt stolz.“

Es waren Worte, die Werner nach schwierigen Monaten gut tun dürften und ihn offenbar beflügelten haben. Nur vier Tage später, im Duell mit den Houston Texans, gelang ihm die spielentscheidende Aktion: Die Colts hatten das Spiel über weite Strecken dominiert, doch Houston kämpfte sich im Schlussviertel heran. Zwei Minuten vor Schluss bekamen die Texans noch einmal den Ball, genug Zeit, um den Rückstand von fünf Punkten noch aufzuholen. Doch es war Werner, der den Schlusspunkt setzte. Er kämpfte sich an seinem Manndecker vorbei, erreichte Quarterback Ryan Fitzpatrick an und schlug ihm den Ball aus den Händen. Forced Fumble heißt das in der Fachsprache, erzwungener Ballverlust. Das Spiel war vorbei, Werners Team musste nur noch die Uhr auslaufen lassen und konnte den vierten Sieg in Serie feiern.

"Wir wollen den Super Bowl gewinnen"

Es scheint so, als sei Björn Werner endlich angekommen in der NFL. Zumindest kann er aktuell die Leistung bringen, die sein Team von ihm braucht. Mit ihrer ohnehin starken Offensive ist den Indianapolis Colts einiges zuzutrauen, sofern auch die Defensive so stark spielt wie zuletzt. Je mehr Werner dabei helfen kann, den Ausfall von Mathis zu kompensieren, desto besser.

Ambitioniert ist man ohnehin in Indianapolis. Werner zögerte schon im Sommer keine Sekunde bei der Frage nach den Saisonzielen: „Wir wollen den Super Bowl gewinnen“ sagte der Berliner. Er wirkte dabei sehr entschlossen.

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