Interview Michael Preetz: "Musste Fehleinschätzung korrigieren"
Hertha-Manager Michael Preetz nimmt Stellung zur Entlassung von Michael Skibbe und den Geschehnissen auf dem Hertha-Vereinsgelände. Zu möglichen Trainer-Kandidaten gibt Preetz bisher noch keinen Kommentar ab.
Der Fokus richtet sich nach dem gescheiterten Versuch mit Michael Skibbe als Herthatrainer nun auch auf den Manager. In den Führungsgremien des Vereins wird Unmut laut, auch wenn Präsident Werner Gegenbauer treu zu seinem Manager steht. Im Mai wird das Präsidium neu gewählt. Bis dahin wird Preetz Erfolge vorweisen müssen. Nach der Entlassung von Michael Skibbe wird Preetz nun in Kürze den vierten Trainer seiner Amtszeit installieren - und die dauert gerade einmal zweieinhalb Jahre. Der frühere Hertha-Angreifer wiederholte am Sonntag mehrmals, dass er die Verantwortung für die Personalentscheidungen trage. Für Preetz reicht die Verantwortung allerdings nicht so weit, dass er auch persönliche Konsequenzen daraus ziehen würde.
Wer der neue Mann bei Hertha sein könnte, verriet der 44-Jährige noch nicht. Nun wird munter spekuliert. Dabei fallen Namen wie Holger Stanislawski, der jüngst bei der TSG Hoffenheim entlassen worden war, oder auch der des ehemaligen Hertha Trainers Falko Götz, der in Berlin wohnt und zuletzt das Pokalspiel gegen Mönchengladbach auf der Tribüne verfolgt hatte. Wichtig sei, der Mannschaft neue Impulse zu geben. Das wird auch dringend nötig sein. Am kommenden Spieltag treffen die Berliner auf den Deutschen Meister Borussia Dortmund. „Der Skibbe ist die ärmste Sau. Preetz muss sich verantworten“, lautete das Urteil von einem der aufgebrachten Hertha-Anhänger, die sich am Morgen Zutritt zum Hertha-Vereinsgelände verschafft hatten.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit bezeichnete die Lage beim wichtigsten Verein der Stadt noch vor der Trennung von Skibbe als „Desaster“ und fügte an: „Das muss besser werden, das kann aber auch noch besser werden. Wir müssen jetzt nicht verzweifelt sein und der Hertha die Daumen drücken.“
Herr Preetz, was war der ausschlaggebende Grund für die Trennung von Michael Skibbe?
Michael Preetz: „Wir sind mit den fünf Niederlagen in fünf Spielen in eine schwierige Situation gekommen. Insbesondere die Art und Weise der Niederlage von Stuttgart haben uns zum Handeln gezwungen. Wir haben Michael Skibbe und seinen Assistenten Edwin Boekamp mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Im Anschluss sind wir gemeinsam zur Mannschaft gegangen und er hat sich von den Spielern verabschiedet.“
Was hat nicht gepasst zwischen Hertha und Michael Skibbe?
„Als Geschäftsführer Sport trage ich die Verantwortung für Personalentscheidungen. Und selbstverständlich übernehme ich die Verantwortung zu sagen, dass wir leider nicht den erhofften Erfolg gehabt haben. Es ist dann auch meine Verantwortung für Hertha BSC, diese Fehleinschätzung zu korrigieren, wenn ich das Gefühl habe, an einen Punkt gekommen zu sein, an dem es nicht mehr weitergeht.“
Haben Sie auch an persönliche Konsequenzen gedacht?
„Sie kennen mich ja ein paar Tage. Ich bin a) ein Kämpfer, der b) nicht wegläuft. Und c) macht es auch nicht jeder, Fehler einzuräumen.“
Wie geht es jetzt in der Trainerfrage weiter?
„Es wird erst eine interne Lösung geben, wenn die Mannschaft am Dienstag um 10.00 Uhr zum nächsten Training zusammenkommt. Aber natürlich werden wir nach einem neuen Trainer suchen.“
Wie sehen Sie insgesamt die Situation für Hertha?
„Ohne Frage sind wir in einer Situation, in der wir die Kräfte bündeln müssen. Das betrifft alle im Verein, auch die Mannschaft. Wir wissen, dass wir es können, und sind überzeugt davon, dass wir unser Ziel erreichen, am Saisonende über dem Strich zu stehen.“
War das Verhältnis von Michael Skibbe zur Mannschaft schwierig?
„Ich möchte nicht alles ausbreiten, was Interna aus der Kabine sind. Am Ende waren es die fünf verlorenen Spiele und die Art und Weise des Auftritts in Stuttgart, die uns nachdenklich gemacht haben.“
Wie hat Michael Skibbe die Trennung aufgenommen?
„Er war auch schockiert über die erste Halbzeit in Stuttgart. Er hat es gefasst aufgenommen. Natürlich ist er auch enttäuscht wie wir alle.“
Am Sonntag gab es unschöne Szenen mit Fans, die das Vereinsgelände belagerten. Wie haben Sie das gesehen?
„Die Fans sind hierhergekommen, weil sie Gesprächsbedarf mit den Spielern hatten. Da geht es um die Sorge nach dem Spiel von Stuttgart. Es hat Gespräche in vernünftiger Atmosphäre gegeben, vor allem gewaltfrei.“
Wie sehen Ihre Anforderungen an den neuen Trainer aus?
„Ich werde, allein um das Spektrum nicht zu reduzieren, keine konkreten Angaben machen. Es war eine recht kurzfristige, schnelle Entwicklung mit Michael Skibbe.“
Würde Holger Stanislawski zu Hertha passen?
Preetz: „Auch das werde ich nicht kommentieren.“ (dpa/ dapd)