Stuttgart - Hertha 5:0: Hertha geht in Stuttgart unter
Hertha katapultiert sich in Stuttgart innerhalb von zehn Minuten noch tiefer in die Krise und geht letztlich mit 0:5 unter. Damit dürfte auch der Druck auf Michael Skibbe zunehmen, der als Herthatrainer weiter auf seinen ersten Pflichtspielsieg wartet.
Es war noch nicht einmal Pause im Stuttgarter Stadion, da hatte Michael Skibbe die Hände schon tief in den Taschen seiner Jacke vergraben. Der Hertha-Trainer schien vor sich hin zu starren, ohne ein Ziel zu haben. Mit gesenktem Kopf trottete Skibbe wenig später in die Kabine. Zwischen den beiden Momenten war zwar kein weiteres Tor gefallen, aber mehr und mehr quälend schwere Gedanken sind sicher entstanden. Vier Gegentore hatte die Hertha kassiert - wie gesagt bis zur Pause nach 45 Minuten. Am Ende hatten die Berliner vor 45.000 Zuschauern nicht nur fünf Tore hinnehmen müssen und eine verheerende 0:5 (0:4)-Niederlage bezogen, es zeigten sich im 500. Auswärtsspiel der Klubgeschichte unübersehbare Disziplinprobleme und Zerfallserscheinungen im Berliner Team.
Warum Andreas Ottl dem Stuttgarter Tamas Hajnal in der 30. Minute bei einem 0:2 -Rückstand so plump von hinten in die Beine sprang - und das im Mittelfeld - bleibt sein Geheimnis. Es sah nach einem Foul aus, das einem tief frustrierten und ratlosen Spieler passiert, der seinen Frust nicht mehr unter Kontrolle bekommt.
Kaum war Ottl vom Feld gegangen, kassierte die Hertha das dritte und bald danach das vierte Gegentor. Zuerst konnte sich Shinji Okazaki (32.) gegen die Berliner Verteidigung bei einem Kopfball durchsetzen und den Ball ins Tor drücken. Der Japaner ist 1,74 Meter groß und nicht als kopfballstark bekannt. Martin Harnik (41.) traf aus spitzem Winkel von rechts. Den Stuttgartern gelang alles, den Herthanern so gut wie nichts. Der VfB war zum Spielsystem mit nur einem Stürmer zurück gewechselt, was personelle Konsequenzen hatte. Nationalspieler Cacau saß zunächst nur auf der Bank und Vedad Ibisevic stürmte. Bei Hertha rückte Raffael ins Zentrum für den verletzten Lustenberger. Felix Bastians kam im linken vorderen Mittelfeld zu seinem Bundesligadebüt für Berlin.
Jener Ibisevic sollte in der 24. Minute im Mittelpunkt stehen. Nach einer Freistoßflanke von Hajnal verlängerte Georg Niedermeier als Kopfballsieger gegen Herthas Innenverteidigung, hoch zu Ibisevic. Der Bosnier flog hoch in der Luft in Richtung Hertha-Tor und Thomas Kraft. Im Fünf-Meter-Raum traf Ibisevic den Ball kurz bevor Kraft aus seinem Tor kommen konnte. Die Berliner protestierten heftig, Manager Michael Preetz war ebenso beim Vierten Mann wie Trainer Skibbe. Schiedsrichter Deniz Aytekin sah kein gefährliches Spiel in Ibisevics Karatesprung. Kraft habe sich nicht aktiv in Richtung Ball bewegt ließ der Referee in der Pause mitteilen.
Es stand also 1:0 für die Stuttgarter. Der Niedergang der Berliner nahm in atemberaubender Geschwindigkeit seinen Lauf. In der 28. Minute verstolperte Ottl den Ball im Mittelfeld, was die Stuttgarter zum 2:0 nutzten. Allzu leicht konnten sich die Schwaben durch Herthas Mitte spielen. Zwei Minuten später flog Ottl vom Platz.
Nach der Pause ging es weiter bergab. In der 58. Minute produzierten Levan Kobiaschwili und Harnik den nächsten Treffer gemeinsam - einen für den VfB Stuttgart. Es stand dann 5:0. Die Partie war natürlich längst entschieden. Berlin hatte längst aufgegeben und Stuttgart feierte schon lange vor dem Schlusspfiff seinen unerwartet klaren Sieg.
Die Diskussionen um Trainer Skibbe, der für den freien Fall in Richtung Abstiegszone steht, dürften nach fünf Niederlagen in Folge an Intensität zunehmen. Die willenlose Vorstellung in Stuttgart liefert Skibbe trotz seines Vertrages bis 2014 und dem leichten Aufwärtstrend, der sich zwar nicht in Ergebnissen ausdrückte, wenig Gegenargumente. Im Gegenteil. Es kam einem Offenbarungseid gleich was sich in Hälfte eins auf dem Rasen abspielte. Der nächste Gegner der Berliner heißt übrigens Borussia Dortmund. Es wird das 1000. Bundesligaspiel für die Hertha sein - und vielleicht Skibbes letztes.