Tischtennis: Mit neuem Rekord: Timo Boll ist zum letzten Mal Deutscher Meister
Das Finale der diesjährigen Deutschen Meisterschaft war ein würdiger Abschied für Timo Boll. Er holte sich den Titel, wie schon vor 21 Jahren.
Am Ende machte es Timo Boll ein bisschen spannend. Von drei Matchbällen gegen den elf Jahre jüngeren Patrick Franziska waren zwei weg. Danach servierte Boll einen Aufschlag mit Netzberührung. Wiederholung. Dann klappte es. Mit dem besten Ballwechsel sicherte sich Boll den Satz mit 11:9 und gewann das einseitige Finale bei den deutschen Tischtennismeisterschaften 4:0. Es war Einzeltitel Nummer 13! Ein Rekord, der sehr lange, vielleicht für die Ewigkeit stehen wird. Gleichzeitig endete in Wetzlar am Sonntag um kurz vor halb sechs eine mehr als zwei Jahrzehnte andauernde Ära. Bolls Vorhand-Topspin, den Franziska ins Netz schlug, war der letzte Ball des Ausnahmespielers bei deutschen Meisterschaften. In Bedrängnis kam er nur im Halbfinale gegen Dang Qiu, siegte jedoch 4:2.
Was in Wetzlar sein Ende fand, hatte in Saarbrücken begonnen. Am 9. März 1998, an Bolls 17. Geburtstag. Boll legte im Endspiel vor, gewann den ersten Satz 21:16. Der erfahrene Torben Wosik kam zurück, glich mit 23:21 aus. Boll gewann die Durchgänge drei und vier jeweils 21:19 – und war erstmals Deutscher Meister. Es war eine andere Tischtennis-Zeit, in der ein Satz noch bis 21 Punkte ging. Rekordhalter bei den nationalen Titelkämpfen waren damals mit je neun Siegen Conny Freundorfer, der von 1953 bis 1961 ununterbrochen gewonnen hatte, und Eberhard Schöler, dessen Siegeszug direkt im Anschluss begann.
Boll sammelte 23 Medaillen bei deutschen Meisterschaften
Insgesamt sammelte Boll 23 Medaillen bei deutschen Meisterschaften ein, exakt eine mehr als der heutige Bundestrainer Jörg Roßkopf. Auch das ist ein Rekord. Im Vorfeld der Titelkämpfe hatte Boll angekündigt, zum letzten Mal zu spielen. Den Gedanken, nicht mehr anzutreten, hatte er schon nach den Meisterschaften 2018 in Berlin, doch der Austragungsort Wetzlar, in der Mitte Hessens gelegen, passte dann einfach zu gut für den Odenwälder aus dem Süden Hessens. „Das war eine feine Geschichte am Ende“, stellte er bilanzierend fest. An seinem Entschluss ändere das aber nichts. Der sei endgültig.
Sein Verein Borussia Düsseldorf und die großen Turniere haben nun Vorrang. Auch weil die Belastungen für die Topspieler nach einer Reform durch den Weltverband ITTF immer größer werden. „Daher muss ich leider einen Schlussstrich ziehen, was die deutschen Meisterschaften angeht“, sagt Boll. Seit seinem ersten Auftritt im Einzel 1998 – im Doppel war er ein Jahr zuvor an der Seite von Steffen Fetzner in Berlin Dritter geworden – hat Boll bei den deutschen Meisterschaften nur gefehlt, wenn er krank oder verletzt war. 20 Mal hat er mitgespielt.
Boll hat noch viel Spaß an seinem Sport, das betont er immer wieder. Am liebsten würde er jedes Wochenende irgendwo spielen, sagte er kürzlich im Interview mit dem Tagesspiegel. Allerdings sendet der Körper seit geraumer Zeit eindeutige Signale: „Es zwickt leider immer öfter.“ Trotzdem spielt Boll weiterhin auf einem extrem hohen Niveau, im vergangenen Herbst beispielsweise holte er erneut den EM-Titel. Im Alter von 37 Jahren hatte das noch keiner geschafft. Im Februar 2018 war er sogar noch einmal die Nummer eins der Weltrangliste geworden.
Kostprobe für einen typischen Boll nach dem Finalsieg
Die deutschen Meisterschaften haben immer eine gewisse Fallhöhe. Dort nehmen Akteure aus der Oberliga ebenso teil wie Nationalspieler. Und dann gab es in den letzten zwei Jahrzehnten immer noch Boll. Den Ausnahmekönner. Der wohl nur deshalb nie Weltmeister geworden ist, weil die Chinesen bis auf ganz wenige Ausnahmen in eigenen Sphären unterwegs sind. Der aber trotz seiner Extraklasse nie auch nur einen Zentimeter vom Boden abhob.
Eine Kostprobe für einen typischen Boll gab es nach dem Sieg gegen Patrick Franziska am Hallenmikrofon: „Vielen Dank an die Zuschauer für diese schönen Momente heute nochmal“, sagte er als erstes. Die Rührung war ihm anzumerken, als er vom Publikum in der mit 3300 Zuschauern ausverkauften Halle ausgiebig gefeiert wurde. „Es ist doch emotionaler verlaufen als gedacht“, sagte Boll. Und fügte an: „Aber meine Karriere ist ja noch nicht zu Ende.“ Er habe aber einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie es sich anfühlt, wenn er den Schläger endgültig einpackt. Bis es soweit ist, sollen allerdings noch ein paar Jahre vergehen.
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