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Voll im Lauf. Die Adler Mannheim führen die Tabelle in der DEL an, zuletzt gewannen sie 13 von 14 Spielen.
© Imago/foto2press

Eishockeymeister Adler Mannheim: Mit Geld und Geschick: Die Nachfolger der Eisbären

Jahrelang waren die Eisbären das Maß aller Dinge im deutschen Eishockey, doch inzwischen wurden sie von den Adler Mannheim abgelöst.

Der Tabellenführer kommt nach Berlin. Und er kommt aus Mannheim, mit zuletzt 13 Siegen in 14 Spielen. Das Duell gegen die Adler ist für die Eisbären Berlin sportlich ordentlich aufgeladen, emotionale Zugabe ist am Freitag in der Arena am Ostbahnhof (Spielbeginn 19.30 Uhr), dass beim Gegner Steve Walker als Co-Trainer hinter der Bande stehen wird, fast genau unter seinem Trikot, das einige Meter über ihm an der Hallendecke baumeln wird. Seine Spielernummer 27 wird in Berlin nicht mehr vergeben, der Kanadier galt in seinen elf Jahren Berlin als einer der verdienstvollsten Spieler überhaupt. Doch der war einmal, wie so einiges bei den Eisbären: Sie laufen den Mannheimern inzwischen hinterher, wenn seit dieser Saison auch wieder auf höherem Niveau. Doch die Dynastie der Eisbären, ihre großen neun Jahre mit sieben Meistertiteln, in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) endete 2013. Und viel deutet darauf hin, dass die Adler die Liga auf Jahre dominieren werden.

Geld, Geschick, Gespür und Geschichte: Das Gerüst des Mannheimer Erfolges steht auf vielen Säulen. Natürlich ist die tragende immer noch die finanzielle Unterstützung von Mäzen Dietmar Hopp. Doch inzwischen ist das Geld bei den Mannheimern, die jahrelang mit teurem Aktionismus auf dem Transfermarkt versuchten, die Eisbären einzuholen, besser angelegt. Sie haben bei den ausländischen Profis vieles richtig gemacht, nicht mal so sehr verdiente ehemalige Spieler aus der National Hockey-League (NHL) eingekauft, sondern das Auge gehabt für einen wie Jamie Tardiff, in Nordamerika fast nur unterklassig aktiv und nun schon im zweiten Jahr in Mannheim stark im Angriff, oder für den US-Amerikaner Ryan MacMurchy. Er hat nie in der NHL gespielt, überzeugte aber schon in der Vorsaison in Ingolstadt. Mannheim hat eben die Menschen die zur Liga passen – wie ihr neuer Co-Trainer, der aus seiner Berliner Zeit die DEL besser kennt als die Ligen in seiner Heimat Kanada. Steve Walker sagt: „Wir haben die Tiefe im Kader. Das haben wir definitiv hier, wir haben viele Alternativen.“ Die „Chemie stimmt in der Mannheimer Mannschaft“, glaubt Eisbären- Coach Uwe Krupp. Daran habe auch der Trainerwechsel nach der Meistersaison 2015 von Geoff Ward zu Greg Ireland nichts geändert.

Vieles ist sicher einer Mischung aus den Faktoren Geld und Gespür geschuldet. Denn die Adler haben in den jüngsten Jahren aufstrebende deutsche Spieler an sich binden können. Allen voran Sinan Akdag. Der gebürtige Rosenheimer ist der beste deutsche Verteidiger seiner Generation. Aktuell ist er drittbester Scorer seines Teams und hat den besten Wert in der Plus-Minus-Statistik.

Und es gibt noch den Faktor Lokalkolorit. Die Nachwuchsförderung zahlt sich sozusagen mit Verzögerung aus. Mit Jochen Hecht und Marcel Goc (kam erst mit 18 Jahren nach Mannheim) stehen zwei gestandene ehemalige deutsche NHL-Spieler mit Bindung zur Region im Aufgebot. Das schafft gehörig Fannähe, auch wenn beide in dieser Saison bisher wenig zum Erfolg beigetragen haben. Der gebürtige Mannheimer Hecht spielt unter Form und Goc verletzte sich nach zwei Spielen.

Die Adler haben jetzt mehr Lokalkolorit im Team

Hecht wird am Freitag im Spiel auf den Berliner Verteidiger Kai Wissmann (19 Jahre) treffen, ein Ungleichgewicht an Erfahrung. Die Adler haben zwar seit Jahren die beste und auf starkem internationalem Niveau firmierende Nachwuchsabteilung in Deutschland, junge Talente müssen sich aber oft bei anderen Arbeitgebern ihre DEL-Tauglichkeit erspielen. Die beiden jüngsten Mannheimer, die in dieser Saison eingesetzt wurden, sind bereits 21 und von einem Stammplatz weiter entfernt als bei den Berlinern Jonas Müller (20) oder auch Wissmann. Aber es wäre falsch, den Mannheimern das Verhindern von Nachwuchsförderung vorzuwerfen. Immerhin haben sie sieben Spieler im DEL-Aufgebot, die aus der Region stammen. Bei den Iserlohn Roosters, Sonntag zu Gast bei den Eisbären, hat gerade mal ein in Deutschland geborener Spieler einen Stammplatz im Team.

Zwischen 1997 und 2001 wurden die Adler viermal Deutscher Meister. Denkbar dass ihnen nach dem Titelgewinn von 2015 nun Ähnliches gelingt, glaubt auch Uwe Krupp. Er sagt: „Was die Eisbären geschafft haben, war schon außergewöhnlich. Aber Mannheim hat eine gute Mannschaft zusammen. Alles ist möglich.“

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